Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
beunruhigen, schlug ihm aber vor, mich mit Bernard Hopkins in Verbindung zu setzen, der gelegentlich in Notfällen einspringt. Er könnte den Laden vielleicht führen, bis Mr. C-H und ich in der Lage sind, wieder Vollzeit zu arbeiten. Es war seltsam, Mr. Carlton-Hayes im Schlaf anzug zu sehen. Mir war bis dahin nicht bewusst gewe sen, dass blau-weiß gestreifte Pyjamas mit Tunnelzug im mer noch hergestellt werden. Mr. C-H hat starke Schmerzen. Auf einem an der Decke aufgehängten Fernseher lief die Jeremy Kyle Show .
    Halblaut raunte er mir zu: »Jetzt verstehe ich Ihren Kummer über den Auftritt Ihrer Mutter in Mr. Kyles Sendung. Diese armen Gäste äußern sich schrecklich indiskret über ihre Lebens- und Beziehungsprobleme. Ich finde das ziemlich verstörend, ich kann mich gar nicht auf meinen Sokrates konzentrieren, wenn ich auch zugeben muss, dass gewisse Parallelen zum antiken Griechenland bestehen.«
    Ich fragte ihn, ob ich den Fernseher abstellen solle.
    »Nein, nein«, sagte er. »Inzwischen bin ich leicht süchtig danach, glaube ich.«
    Freitag, 2. November
    Bernard Hopkins wohnt momentan in einem Männerwohnheim in Northampton. Ich rief ihn heute um zehn Uhr vormittags an, aber zu meiner Bestürzung lallte er etwas und erinnerte sich anfangs nicht an mich. Eigentlich hätte ich in dem Augenblick den Hörer auflegen sollen, aber stattdessen fragte ich ihn, ob er uns ein paar Wochen lang im Buchladen aushelfen könne.
    Er sagte: »Ich wäre entzückt, diesen verwünschten Ort zu verlassen. Ursprünglich kam ich hierher, um mich umzubringen. Ich hab auf einem Feldweg geparkt, einen Schlauch in den Auspuff gesteckt, eine Flasche Wodka getrunken, ein paar Kippen geraucht, mir zum Sterben das Nachmittags hörspiel auf Radio 4 eingestellt, das Sudoku im Independent gemacht, und dann ist der Mistkarre das Benzin ausgegangen, und ich war gearscht. Zum Wohnheim konnte ich nicht zurückfahren, zu besoffen. Saukalt war es außerdem. Dann hab ich mich mit einem Tölpel gestritten, der seinen Traktor nicht vernünftig neben meinen Wagen fahren konnte und es in den Graben geschoben hat. Bis mich endlich der Pannendienst rausgezogen hatte, war es dunkel. Ein totaler Scheißtag.«
    Ich fragte ihn, ob er sich in der Lage fühle, den Laden allein zu führen, mit Hitesh als Teilzeitaushilfe.
    »Kinderspiel«, sagte er. »Stellen Sie eine Unterkunft bereit, junger Herr?«
    Ich sagte, er könne im Hinterzimmer schlafen.
    »Ah, umgeben von Büchern in Morpheus’ Armen zu liegen, was könnte sich ein Mann Schöneres wünschen? Ich fahre los, sobald meine Kiste aus der Werkstatt zurück ist.«
    Ich gab zu bedenken, dass es in ganz Leicester überhaupt keine freien Parkplätze gebe.
    »Wenn das so ist, springe ich in einen Omnibus und komme zu euch rübergeschaukelt.«
    Sobald ich den Hörer aufgelegt hatte, bereute ich mein ungestümes Handeln. Bernard Hopkins ist der Buchhändler des Grauens. Wenn er sich bei Waterstones auf eine Stelle bewirbt, löst sein Name Alarm im Computernetzwerk aus. In den Filialen von Borders hing sein Bild eine Zeit lang in den Mitarbeiterräumen, versehen mit der Warnung: »Stellen Sie diesen Mann auf keinen Fall ein.« Aber wenn es um antiquarische Bücher geht, kann ihm niemand das Wasser reichen. Er behandelt sie mit Ehrfurcht und würde sie nie an einen unachtsamen Menschen verkaufen – ein bisschen wie diese Frauen von der Katzenhilfe, die von einem einen Hochschulabschluss in Katzenpflege verlangen, ehe sie einem ein Tier mit nach Hause geben.
    Samstag, 3. November
    Wachte um 3:00 schweißgebadet auf. Lag wach, halbge lähmt vor Furcht, und dachte an den Tod. Was passiert dabei? Wissen wir, dass wir tot sind? Will ich begraben oder verbrannt werden? Wird sich nach ein paar Jahren Trauer noch jemand an mich erinnern? Sollte ich ein Testament verfassen? Wie werden Daisy und Gracie ohne mich zurecht kommen? Wird einer meiner Romane posthum veröffentlicht werden?
    Um neun Uhr stand ich schon im Postamt. Tony und Wendy Wellbeck standen hinter dem Tresen, tranken Tee und aßen Toast, was ich für höchst unprofessionell hielt.
    Als ich sie nach einer Testamentvorlage zum Selbst-Ausfüllen fragte, sagte Wendy Wellbeck: »Ja, ich hab schon von Ihren Problemen da untenrum gehört.«
    Und Tony Wellbeck fügte hinzu: »Ihre Mutter kam ges tern vorbei, sie wirkte sehr mitgenommen. Wendy musste um den Tresen gehen und sie in den Arm nehmen.«
    »Mir war nicht bewusst, dass meine Erkrankung Gegenstand des

Weitere Kostenlose Bücher