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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hätten wenigstens den Kopf entfernen können«, sagte ich zu Daisy. »Halt bloß Gracie von dem Tier fern, sonst sind wir die ganze Nacht auf den Beinen.«
    Daisy bedachte mich mit dem »Ich spreche nicht mit dir«-Blick und wandte sich mit der Frage, wo Banshee sei, meiner Mutter zu.
    Das Gesicht meiner Mutter leuchtete auf, wie es das im mer tut, wenn sie Klatsch und Tratsch zu berichten hat. »Tja«, sagte sie, »ich hab nur zu ihm gesagt, dass mir nicht ganz klar ist, warum man nicht seinem Gothic-Gott anhängen und sich trotzdem die Haare waschen kann. Da hat er mich schon komisch angesehen. Und als er dann auch noch mitgekriegt hat, dass ich seine schwarze Jeans auf Pflegeleicht mit Vorwäsche in der Maschine gewaschen hatte, ist er völlig durchgedreht – was bei einem Mann nicht gut aus sieht, wenn er in weißer Feinrippunterhose dasteht – und hat mich eine engstirnige Spießerhausfrau mit Analfixierung genannt. Woraufhin George gebrüllt hat: ›Wenn sie wenigstens eine Hausfrau wäre !‹, und Rosie sagte: ›Nenn meine Mutter gefälligst nicht Arsch!‹ Jedenfalls sind sie dann ins Gästezimmer verschwunden und haben sich gestritten, und ehe ich michs versehe, kommt er in die Küche gestürmt, zerrt seine Jeans aus der Waschmaschine, zieht sie – tropfnass – an, sagt: ›Ich kann in dieser Kleinbürgerhölle nicht leben‹, und geht.«
    Ich schielte zu Rosie hinüber. Sie wirkte nicht sonderlich betroffen.
    Aus der Dunkelheit tauchte jetzt Fairfax-Lycett auf, in der Hand eine brennende Kerze. Er hatte seine Barbour-Jacke ausgezogen, und der Trottel trug ein am Hals offenes weißes Hemd. Außerdem bemerkte ich, dass er der albernen Modeerscheinung zum Opfer gefallen war, sich à la Laurence Llewelyn-Bowen die Hemdsärmel nicht zuzuknöpfen. Ein Mitglied des Kricketclubs schleuderte eine Guy-Fawkes-Puppe auf den Holzstoß, und Fairfax-Lycett steckte die Kerze unten in das Reisig. Ein etwas müder Jubel erhob sich in der kleinen Menge. Ich warf einen Blick auf meinen Vater, der in seinem Rollstuhl saß und gemeinsam mit Gracie eine Wunderkerze schwenkte, und hätte weinen mögen. Noch ahnte er nicht, dass seine Welt bald in sich zusammenstürzen würde, weil meine Mutter den Wunsch hatte, ihr Leben durch einen Auftritt im Fernsehen aufzuwerten.
    Sobald Fairfax-Lycett das Schwein angeschnitten hatte, ging Daisy hin und reihte sich in die kurze Schlange ein. Als sie an der Reihe war, ließ er sich endlos Zeit, und ich sah Tony und Wendy Wellbeck, die hinter ihr warteten, an, dass sie ungeduldig wurden. Einmal lachte Daisy laut über eine Bemerkung von Fairfax-Lycett. Am Ende wollte sie ihr Schweinebratenbrötchen mit einem Zehnpfundschein be zahlen, doch er winkte nur ab. Ich beobachtete ganz genau, wie er die Wellbecks bediente. Ihr Geld nahm er an.
    Als ich Fairfax-Lycett das nächste Mal sah, hatte er sich des Feuerwerks angenommen und zündete es auf höchst unverantwortliche Art und Weise. Es fehlte an Koordination; teure und billige Feuerwerkskörper wurden einfach durcheinandergeschossen. Folglich gab es keinen anständigen Höhepunkt. Als wir nach Hause gehen wollten, blieb auch noch der Rollstuhl meines Vaters im Schlamm stecken, und ich in meinem geschwächten Zustand konnte ihn nicht befreien. Zu meinem Verdruss kam Fairfax-Lycett und schob meinen Vater samt Rollstuhl mit einem gewaltigen Ruck quer über die Wiese, während meine Mutter und Daisy Dankesworte säuselten.
    Mein Vater murmelte: »Dieser Schnösel in seinem Hemd hätte mich fast ins Feuer geschubst.«
    Wir versammelten uns in der Küche meiner Mutter, und sie steckte ein paar Kartoffeln in den Ofen. Während mein Vater auf der Toilette war, drängte ich die Frauen, weder die Jeremy Kyle Show noch irgendetwas damit Verbundenes zu erwähnen.
    »Verderbt Dad nicht seinen Guy-Fawkes-Abend.«
    Sie ließen sich am Küchentisch nieder, tranken eine Flasche Supermarkt-Chardonnay und knabberten Currychips. Weil meine Mutter die Country-und-Western-Sendung von »Whispering« Bob Harris auf Radio 2 hören wollte, dauerte es eine Zeit lang, bis wir meinen Vater aus dem Klo rufen hörten, dass er fertig sei. Nachdem ich ihn wieder in seinen Rollstuhl gesetzt hatte, ging ich nach Hause und legte mich ohne Waschen oder Zähneputzen völlig erschöpft schlafen.
    Dienstag, 6. November
    Im Buchladen berichtete Hitesh mir, dass Bernard bereits seit zwei Stunden unterwegs auf einer »Buchkauf-Expedition« sei. Das erschreckte mich, denn es herrscht

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