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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dorftratschs ist«, sagte ich.
    »Seien Sie nicht zu streng mit ihr«, gab Wendy zurück. »Wir Mütter leiden eben, wenn es unseren Kindern nicht gutgeht, Mr. Mole.«
    »Heißt das, unser Theaterstück fällt aus?«, wollte Tony dann wissen.
    »Möglicherweise wird es verschoben.«
    »Ich frag nur, weil der Landjugendverein unbedingt ganz klassisch Aschenputtel aufführen will.«
    »Sie haben Tony gefragt, ob sie einen von seinen Riesenkürbissen haben können«, berichtete Wendy stolz.
    Nachdem ich mein Formular bezahlt hatte, sagte Tony noch: »Wir kannten ein halbes Dutzend Leute, die auch Ihre Krankheit hatten, stimmt’s nicht, Wendy?«
    Wendy Wellbeck lächelte. »Ja, und zwei davon leben heute noch und sind gesund, was, Tony?«
    Als ich im Buchladen ankam, saß Bernard Hopkins auf den Stufen vor der Tür. Er trug einen marineblauen Mantel über grünem Jackett, Hemd und Krawatte. Auf seiner Cordhose waren Flecken, die nach Schwarzem Johannisbeergelee aussahen, und seine Schuhe sahen aus wie die eines Zeichen tricklandstreichers. Der Hemdkragen war ausgefranst und schmutzig.
    Als er mich sah, warf er seine Zigarette in den Rinnstein und kam taumelnd auf die Füße. »Morgen, mein junger Herr. Wie ist das werte Befinden?«
    Ich wollte ihm nicht zwischen Tür und Angel von meinen Prostataproblemen erzählen, deshalb sagte ich: »Es ging mir schon besser, danke.«
    Im Laden begann er sofort, vor den Regalen auf und ab zu tigern, grunzte und schnurrte, wenn er vertraute Bücher entdeckte. Er zog ein Exemplar von Boswells Dr. Samuel Johnson heraus und schlug es aufs Geratewohl auf. Er hielt es in der Hand, wie andere Menschen eine erlesene Kostbarkeit halten würden. Dann stieß er beim Lesen ein prustendes Lachen aus, stellte das Buch zurück ins Regal und sagte: »Ihr Anruf kam gerade zur rechten Zeit. Noch ein paar Stunden, und ich hätte mir selbst die Lichter ausgeblasen.«
    »Bitte«, sagte ich, »sprechen Sie nicht von Selbstmord. Ihr Leben ist sehr kostbar.«
    Zu meiner Bestürzung füllten sich seine Augen mit Tränen, und er sagte mit erstickter Stimme: »Das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Ich hatte immer das Gefühl, lästig zu sein. Meine Eltern haben mich nur wie eine finanzielle Belastung behandelt, und meine Frauen wandten sich gegen mich, sobald sie den scheiß Ring am Finger hatten. Das stärkt nicht gerade das Selbstbewusstsein.«
    Als Erstes ging ich die praktischen Dinge mit ihm durch: Ich zeigte ihm die Geldkassette, erinnerte ihn daran, dass der Wasserkocher manchmal überkocht, wenn der »Ein«- Schalter nicht weit genug nach unten gedrückt ist, erklärte ihm, dass unsere Versicherung keinen Alkoholkonsum in den Ladenräumen gestattet (eine Lüge, aber er wird es nie erfahren), warnte ihn davor, Hitesh »Gunga Din« zu nennen, ermahnte ihn, dass es gegen das Gesetz verstößt, in öffentlichen Gebäuden zu rauchen, und bat ihn, möglichst viele Exemplare des neuen Kochbuchs von Antony Worrall Thompson an den Mann oder die Frau zu bringen (ich habe aus Versehen eine ganze Kiste bestellt).
    Um 13:00 hatte ich plötzlich einen Bärenhunger und wollte mir ein einfaches Käsesandwich kaufen gehen. Nachdem ich längere Zeit erfolglos mehrere Imbissläden durchkämmt hatte – sämtliche Sandwiches in Leicester sind offenbar mit ekliger Mayonnaise verseucht –, ging ich zu Marks & Spencer, kaufte mir einen Laib Brot, ein Paket Butter und ein Stück roten Leicester-Käse und kehrte in den Buchladen zurück, um mir selbst ein Brot zu schmieren.
    Als ich zurückkam, schlief Bernard auf dem Sofa, gut sichtbar durch das Schaufenster, das Buch von Antony Worrall Thompson aufgeschlagen auf dem Schoß. Hitesh berichtete mir, dass er bereits seit über einer halben Stunde schlief. Erneut bereute ich meinen wahnsinnigen Impuls, Bernard um Hilfe zu bitten.
    Hitesh sagte: »Es waren nur zwei Kunden da. Einer wollte ein Buch, das man einem Katzenliebhaber schenken kann, und ein Verrückter hat einen Gedichtband von Philip Larkin gekauft.«
    Bernard wachte um 14:00 auf und bat um einen Vorschuss von 10 £ aus der Kasse, dann machte er sich auf die Suche nach einem Café, das »anständiges englisches Futter« serviert. Ich fand im Netz eine Website von Prostataüberlebenden, wo ich zu meinem Schrecken las, dass »Karl aus Dumfries« nach seiner Strahlentherapie ein starkes Nach lassen seiner Libido erlebt habe und »Arthur aus High Wycombe« seit der Bestrahlung seine Ehe nicht mehr vollziehen könne. Unter

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