Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Wayne Rooney und sieht beinahe gut aus. Sein Körper ist gebräunt und muskulös. Neben ihm kam ich mir ziemlich mickrig vor.
Während Finley-Rose anmutig ihr Stück Tiefkühl-Zitro nenbaisertorte aß, berichtete sie Glenn, sie habe sich ent schlossen, ihren Kosmetikkurs am Leicester College abzubrechen und weiter zur Schule zu gehen, weil sie später auf die Universität wolle, um forensische Medizin zu studieren. Ihre Lieblingsfernsehserie ist Dr. Samantha Ryan . Glenn wusste offenbar nicht so genau, was ein forensischer Mediziner macht, nickte aber trotzdem zustimmend.
Meine Mutter meinte: »Das ist aber ein radikaler Wechsel.«
Finley-Rose leckte sich einen Krümel von der Unterlippe und sagte: »Na ja, beide fummeln an Körpern rum. Der einzige Unterschied ist, dass ich eine Leiche nicht fragen muss, wohin sie in Urlaub fährt.«
Glenn warf ein: »Wir haben eine Leiche im Flugzeug übergeführt.«
»Ihr habt eine Leiche überführt , Glenn«, korrigierte Finley-Rose.
Auf jeden Fall nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Ich weiß nicht, ob Glenn in der Lage sein wird, mit ihr mitzuhalten.
Samstag, 17. November
War bei der Bestrahlung. Dann Mr. Carlton-Hayes besuchen. Er saß in einem Rollstuhl und erzählte mir, dass er zwar keine Schmerzen mehr habe, die Operation aber dennoch kein voller Erfolg gewesen sei, da ihm das Gehen jetzt schwerfalle.
Ich sagte, wir müssten eine Rampe bauen, damit er in den Buchladen fahren könne.
Er legte seine Hand auf meine und sagte sehr sanft: »Mein Lieber, es tut mir furchtbar leid, aber ich fürchte, das Geschäft wird schließen müssen. Wir verdienen kein Geld damit, Leslie und ich kommen kaum über die Runden. Wir haben bereits all unser Erspartes aufgebraucht, und die Bank hat sich geweigert, uns ein Darlehen zu geben.«
Ich bekam kein Wort heraus. Daisy und ich müssen mindestens 600 £ pro Monat für die Hypothek, Kommunalsteuer, Wasser, Gas und Strom heranschaffen. Aber am schrecklichsten von allem war die Vorstellung, Mr. Carlton-Hayes nicht mehr jeden Tag zu sehen.
Sonntag, 18. November
Ich habe Daisy noch nichts davon gesagt, dass der Buchladen schließen soll, weil ich einen weiteren Streit über Geld nicht aushalten kann.
Nach der Bestrahlung wollte ich nicht nach Hause. Erst wartete ich zehn Minuten auf einen Bus, dann beschloss ich, ins fast verwaiste Stadtzentrum zu laufen. Viele Geschäfte sind mit Brettern vernagelt, es liegt ein Hauch von Melancholie in der Luft. Unterwegs ging ich ins Newark Museum und sah mir Kleidung und Stuhl von Daniel Lambert an, dem zu seiner Zeit schwersten Mann der Welt. Ich erinnerte mich daran, wie mein Vater mich einmal ermunterte, die Regeln zu brechen und mich auf den Stuhl zu setzen, und auch noch an den darauffolgenden Streit mit dem Museumswärter, zu dem mein Vater sagte: »Er ist erst sechs Jahre alt, er wird den blöden Stuhl wohl kaum kaputt machen, oder? Daniel Lambert hat 370 Kilo gewogen.«
Auf dem Weg nach draußen nahm ich mir einen Handzettel mit, der verkündete, dass der in Leicester geborene und aufgewachsene Richard Attenborough seine Sammlung von Picasso-Keramik dem New Walk Museum gestiftet habe. Da ich noch Zeit totzuschlagen hatte, bevor ich mich mit Pandora traf, spazierte ich im blassen Sonnenlicht zum New Walk Museum, um mir die Ausstellung anzusehen. Tage buch, liebend gern hätte ich eine der Schalen mit nach Hau se genommen. Mit ein paar Bananen darin würde sie auf dem Sideboard fantastisch aussehen. Als ich gerade gehen wollte, entdeckte ich Dr. Pearce, die sich abmühte, drei ungebärdige Kinder in den Dinosaurierraum zu scheuchen. Zum Glück hat sie mich nicht bemerkt.
Daisy hatte ich gesagt, ich würde heute Nachmittag Wayne besuchen, der immerhin einer meiner ältesten Freunde ist. Was ich ihr allerdings verschwieg, war, dass Pandora auch dort wäre. Der Fußmarsch zum Restaurant war mir zu viel, und gerade als mein Bus kam und mit dröhnendem Motor am Bürgersteig hielt, rief Pandora an. »Soll ich dir dein Lieblingsessen bestellen – Hühnchen in Schwarzer Bohnensoße mit knusprigen Nudeln?«
Durch den Lärm des Motors hindurch erklärte ich ihr, dass ich, seit ich eine grauenhafte Dokumentation über kommerzielle Hühneraufzucht gesehen hätte, das Zeug nicht mehr äße.
»Du meine Güte, beeil dich. Ich bin am Verhungern.«
Als ich bei Wayne ankam, herrschte im hinteren Teil des Restaurants neben dem großen Aquarium helle Aufregung. Ich musste mir praktisch gewaltsam einen
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