Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Weg durch die Menge der Bewunderer und Fans bahnen. Pandora ließ sich gerade mit einem jungen Mann fotografieren. Er trug eine gegelte Igelfrisur, einen Nasenring und ein Fußballtrikot von Leicester City. Seine Freundin, eine mehrfach gepiercte Frau mit FC-Leicester-City-Tätowierungen auf den Armen und künstlicher Sonnenbräune, bat Pan um ein Autogramm auf der Rückseite eines Briefumschlags, der aussah, als hätte ihn das Sozialamt geschickt. Während sie diesem Wunsch nachkam, konnte ich in Ruhe meine Jugendliebe betrachten.
Obwohl sie im Auswärtigen Amt arbeitet, hatte sie der Ver suchung widerstanden, sich ihr wunderschönes sirupfar benes Haar abzuschneiden, so dass es ihr auf die Schultern ihres taillierten hellgrauen Kostüms fiel. Sie ist die einzige Frau, die ich kenne, die sich erlauben kann, dunkelroten Lippenstift zu tragen. Ihre Augenlider waren mit schwarzem Zeug beschmiert, und sie hat irgendetwas Teures mit ihren Zähnen machen lassen. Die kleine senkrechte Falte zwischen ihren Augenbrauen ist verschwunden.
Ich liebe sie.
Wayne Wong sagte, dass Pandora schon für uns beide bestellt habe, also konnte ich mich entspannt zurücklehnen. Er brachte mir ein Glas chinesisches Bier, und ich setzte mich und lauschte Pandora, die dem gepiercten Pärchen erzählte, sie würde mit Gordon Brown höchstpersönlich über das Schimmelproblem in ihrer Wohnung sprechen. Nach einigen weiteren Fotos mit Restaurantgästen und einem Autogramm auf einer Serviette für einen der Kellner zerstreute sich die Menge schließlich, und wir waren allein.
Sie drückte meine Hand und sagte: »Aidy, mein Liebling, du siehst unglaublich aus. Man würde niemals ahnen, dass du eine so schreckliche Krankheit hast.«
Das winzige Handy, das neben ihren Stäbchen lag, summte diskret. Sie hob es auf und sagte barsch: »Ich sagte doch keine Anrufe, ich arbeite!«
Das verletzte mich. »Ach, das ist also Arbeit für dich?«
Sie wandte den Blick ab und betrachtete einen von Way nes Koikarpfen. Er schwamm an die Scheibe heran und schien sie genauso zu bewundern wie vorhin die Menschen.
Unterdessen drückte Wayne sich in der Nähe herum und machte sich an einer Tischdekoration zu schaffen. Pandora fragte ihn, wie das Aquarium gereinigt werde, und Wayne erklärte, er bezahle einen Rentner dafür, in bis zum Oberschenkel reichenden Watstiefeln in das Becken zu steigen und die Scheiben zu schrubben. Auf Pandoras Frage, wie viel der Rentner dafür bekomme, sagte Wayne: »Der wird nicht in Geld bezahlt, sondern kriegt eine Wochenration Hühnchen-Chao-mein und eine große Einkaufstüte Krabbenchips. Er freut sich, ich freu mich, die Fische freuen sich, und das Finanzamt muss nicht belästigt werden.«
Um Pandoras Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken, sagte ich: »Wie oft denkst du an den Tod, Pandora?«
»Den Tod?«, lachte sie. »Wie sind wir denn von der Aquariumsreinigung auf den Tod gekommen?«
»Ich denke in letzter Zeit ständig daran.«
»Na ja, eigentlich kein Wunder. Du hast eine potenziell tödliche Krankheit.« Sie musterte mich. »Wusstest du eigentlich, dass gewisse Männer mit dem Alter immer besser aussehen?«
»Nein, alle Männer, die ich kenne, altern miserabel. Das Gesicht meines Vaters sieht aus wie ein fossilisiertes Skrotum.«
»Aber du hast dich zu einem unglaublich attraktiven Mann entwickelt«, sagte sie. »Du hast immer noch eine gute Figur und – Gott sei Dank und Halleluja – endlich einen Haarschnitt, der dir steht. Ich bin ja so froh, diesen grauenhaften Seitenscheitel nicht mehr sehen zu müssen, und außerdem hast du dir endlich meinen Rat zu Herzen genommen und bleibst bei dunklen Klamotten. Männer in pastellfarbener Kleidung sehen immer aus wie im Urlaub auf Mallorca.«
»Du bist ein Snob.«
»Ich liebe Mallorca. Ich war schon mehrmals dort, als Gast von Prinz Felipe und seiner Frau Letizia.«
Ein Kellner kam mit einer Schüssel Krabbenchips. Pandora sprach ihn auf Mandarin an, und sie unterhielten sich lange. Als er weg war, fragte ich Pandora, worüber sie gesprochen hatten.
»Er hat mich gebeten, mit Gordon Brown über sein Visum zu sprechen.«
»Aber hat Mr. Brown nichts Besseres zu tun, als sich mit Schimmel und Visa zu befassen?«
Wayne brachte uns zwei Schalen mit einer Flüssigkeit, in der irgendetwas aus der Gattung Geflügel schwamm. Ich erkundigte mich, was das sei.
»Das sind Entenfüße. Eine Delikatesse«, sagte er.
»Du machst dich über mich lustig, oder?«, fragte
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