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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gescheiterten Beziehung erzählt zu haben? Viel leicht hätte ich nicht sagen sollen, dass ich Anthony schon immer für einen totalen Blödmann gehalten habe und sie froh sein könne, ihn los zu sein.
    Pandora rief an. »Es nervt mich zwar, aber ich habe Mami versprochen, sie am Samstag zu ihrem Geburtstag ins Hambledon Hall auszuführen. Also, könnten wir uns am Sonntag treffen, um über meine Krebsinitiative zu sprechen? Wir könnten ein paar Ideen sammeln. Es wäre hilfreich, von dir zu hören, wie es ist, wenn man selbst an der Krebsfront steht.« Ich schlug Wayne Wongs Restaurant vor, und sie sagte: »Ja, reservier doch unseren üblichen Tisch neben dem Aquarium.«
    Um halb neun ins Bett gegangen. Lese gerade noch mal Hasenherz von John Updike, bin aber nach einer Seite eingeschlafen. Ab neun Uhr abends bin ich zu nichts mehr zu gebrauchen.
    Freitag, 16. November
    Es war noch dunkel, als ich mit dem Fahrrad zur Bestrahlung gefahren bin. Wegen eines eisigen Gegenwinds war es sehr anstrengend. Sally ist wieder mit Anthony zusammen. Das weiß ich nur, weil einer ihrer Kollegen ihr zur Verlobung gratuliert hat.
    Nach dem Krankenhaus bin ich direkt nach Hause gefahren. Daisy war mit Glenn beim Einkaufen, Gracie im Kindergarten, also hatte ich das Haus ausnahmsweise mal für mich selbst. Habe ein Kapitel Hasenherz gelesen, dann wollte ich meiner Mutter von Sallys Verlobung erzählen, aber sie hatte meinen Vater in sein Rollstuhlfahrtraining gebracht. Auf dem Küchentisch lag ein Stapel Briefe. Beim Durchsehen fiel mir eine letzte Mahnung der Fernsehgebühren-Einzugsbehörde ins Auge – mein Vater will nicht zahlen, weil er hauptsächlich Privatsender sieht –, und außerdem teilte Rosie meinen Eltern auf einer Postkarte mit, dass sie sich mit ihrem »Dad« in Burton-on-Trent hervorragend amüsiere. Unter den Briefen lag das Manuskript von Die Flasche meiner Mutter . Ich blätterte durch und las ein wenig in Kapitel fünf.
    Bereits mit vierzehn Jahren führte ich ein Doppelleben. Unter der Woche sah ich aus wie ein normales Schulkind in meiner Uniform, wenn auch meine selbst gebastelten Schuhe (aus alten Lkw-Reifen und Ballenschnur) mich von meinen Klassenkameraden unterschieden. Nach der Schule und an den Wochenenden musste ich meine Uniform ausziehen und aus alten Kartoffelsäcken geschneiderte Kleider anziehen. Meine Mutter tat ihr Bestes mit den Säcken. Manchmal nähte sie einen Baumwollkragen oder ein Stück Spitze von einer ihrer alten Blusen an, aber darauf fiel nie jemand herein. Auf meinen Kleidern prangte der Stempel »Maris Piper – Norfolk«. Im Winter musste ich eine Art Poncho aus einer alten Pferdedecke tragen.
    Es gab im Haus keine Bücher oder Zeitschriften, doch hin und wieder waren die Saatkartoffeln in einzelne Seiten der News of the World gewickelt, und ich las vom Sexleben der Reichen, der Berühmten und der Normalbürger und träumte davon, dass eines Tages solche Artikel über mich verfasst würden.
    Meine Mutter und ich ernährten uns fast ausschließlich von Kartoffeln und zerstampften Runkelrüben. Mein Vater jedoch aß jeden Abend ein Filetsteak von vierhundert Gramm, das er mit dem selbst gemachten Bier herunterspülte, das er meine Mutter zu brauen zwang. Der Geruch nach Steak machte mich wahnsinnig und war letztlich mein Ruin: Ein junger Bursche namens Eric Lummox lockte mich in einen McDonald’s in Norwich. Er wusste, dass ich bettelarm war, und versprach, wenn ich mit ihm schliefe, würde er mir einen Big Mac kaufen.
    Das ganze Ding ist ein Haufen Lügen! Ich weiß zufällig genau, dass meine Großeltern Sugden immer nur die Kartoffelsorte King Edward angebaut haben, nie Maris Piper!
    Als meine Eltern heute Abend zu Besuch kamen, war ich versucht, meine Mutter wegen ihrer gefälschten Memoiren zur Rede zu stellen, doch ich wollte vor Finley-Rose keinen Streit anfangen, also hielt ich meinen Mund. Finley-Rose ist ein nettes Mädchen, sie ist sehr hübsch, kann sich gut ausdrücken und hat einen guten Schulabschluss gemacht. Ich versicherte mich, dass ihre Eltern noch zusammenleben, im Urlaub an die Algarve fahren und ein eigenes Haus in Enderby besitzen. Sie hat den Fänger im Roggen und Jane Eyre gelesen! Glenn wirkte etwas verdutzt über unsere Literaturdebatte, aber Finley-Rose war sehr gnädig zu ihm, als er ihr erzählte, er habe in seiner Unterkunft in Afghanistan Tornado Down gelesen. Sie ließ ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen. Er hat jetzt weniger Ähnlichkeit mit

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