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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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vorkommt, zumindest in bestimmten Fällen.«
    »Das musst du mir genauer erklären«, sagte ich, leicht verwirrt. »Was meinst du mit so etwas ?«
    »Fugue-Zustände«, antwortete sie. »Manche meiner Kollegen glauben, dass Serienmörder vor der Tat in einen Fugue-Zustand geraten. Es gibt da einen Psychiater – aus Montana, glaube ich –, der behauptet, dass Richard Ramirez, dieser ›Night Stalker‹ aus L.A., damals in den frühen Achtzigern, seine Morde in solchen Fugue-Zuständen begangen hat.«
    »Was ist denn das, ein Fugue-Zustand?«, fragte ich.
    Wir hatten unsere Ausfahrt erreicht, und Christina fuhr erst bis zur roten Ampel an der Kreuzung, bevor sie antwortete. »Das wird ganz unterschiedlich definiert«, sagte sie. »Manche beschreiben es als Albtraum im Wachzustand, wie ihn Menschen erleben, die an posttraumatischen Störungen leiden, oder wie ihn Soldaten mit Kriegsneurose erleben, wenn sie laute Geräusche hören. In extremer Ausprägung gerät eine Person im Fugue-Zustand aufgrund traumatischer Erlebnisse in eine psychologische Situation, in der ihre normale Persönlichkeit in den Hintergrund tritt und sie jemand ganz anderes wird – im Fall von Ramirez ein psychotischer Mörder.«
    »Alles Blödsinn«, erklärte Rikko. »Ich kenne die Geschichte. Ramirez war ein eiskalter Sadist.«
    »Ich habe doch gesagt, dass Polizisten nichts für diese Theorie übrig haben«, sagte Christina, »trotzdem ist da was dran. Es gibt etliche Fallstudien von ganz normalen Leuten, die ihren Ehepartnern erklärten, dass sie nur mal Zigaretten holen wollten, und dann nie wiederkamen. Jahre später treffen sie dann am andern Ende der Welt jemanden, der sie von früher her kennt, und sie können sich an ihre frühere Existenz gar nicht mehr erinnern. Sie sind innerlich in einer ganz neuen Persönlichkeit aufgegangen, haben sich eine neue Geschichte zurechtgelegt. Normalerweise werden solche Fugue-Zustände durch Missbrauchserfahrungen in einer Beziehung oder durch Gewalterlebnisse ausgelöst.«
    Ich verschränkte die Arme. »Ich muss Rikko Recht geben. Klingt mir schwer nach Verteidigergeschwätz.«
    »Sei mal etwas offener für neue Vorstellungen, Shay«, erwiderte sie verärgert. »Oder übertrag es halt auf Sachen, die du kennst. Wenn Seamus Moynihan eine Frau trifft, die er attraktiv findet, was tut er dann?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. Da fiel mir Susan Dahoney ein. »Er fängt an zu phantasieren?«
    »Genau. Du lässt zu, dass ein Auslöser, in diesem Fall der visuelle Reiz einer attraktiven Frau, dein Gehirn veranlasst, sich die ideale Fortsetzung der Situation vorzustellen. Genau das machen auch Leute in Fugue-Zuständen, nur eben viel intensiver. Sie träumen sich am helllichten Tag in eine neue Existenz hinein, ohne eine bewusste Erinnerung an ihr früheres Leben.«
    »Was willst du damit sagen – dass der Mörder im Alltag ein ganz normaler Mensch ist, aber wenn er Southern Nights schnuppert, dann gerät er in einen Fugue-Zustand, der ihn zum Mörder macht? Oder ist er von Anfang an in einem Fugue-Zustand und schlüpft wieder in seine normale Persönlichkeit, wenn er mit dem Duft konfrontiert wird?«
    Christina bog in die Einfahrt ihres Hauses ein. »Könnte beides sein.«
    »Das können wir Fraiser nicht verkaufen«, meinte Rikko. »Und Adler auch nicht.«
    Ich nickte. »Wenn sie irgendwo zu Protokoll geben, dass es daran liegen könnte, dann liefern sie dem Mörder eine wunderbare Verteidigungsstrategie, bevor sie ihn überhaupt haben.«
    Die Euphorie, die ich noch am Abend zuvor verspürt hatte, war verflogen. Obwohl mir Christina bestätigt hatte, dass ein bloßer Duft einen irrsinnigen Mörder in Aktion setzen kann, hatte ich mit einem Mal das Gefühl, einem Hirngespinst hinterherzulaufen, dass ich dem Mörder kein bisschen näher gekommen war und keinerlei Chance hatte, Helen Adler zu beweisen, wie falsch es war, mich zu suspendieren.
    Christina stellte den Motor ab. Meine Nichten, Anna und Margarita, kamen in ihren Ballettröckchen angelaufen und stürzten sich auf Rikko. Er nahm sie gleichzeitig in die Arme und küsste sie ab, bis sie vor Lachen zu kreischen anfingen. Mit belegter Stimme meinte Rikko: »Ich hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt, sie noch einmal so halten zu können.«
    »Du bist halt doch ein Knuddelbär«, meinte ich.
    Rikko warf mir einen Blick zu, bei dem selbst einem Rudel Wölfe das Zähneklapppern gekommen wäre.
    »Na gut«, lenkte ich ein. »Vielleicht doch eher ein

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