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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Knuddelnashorn.«

53
    O’Doran’s Ale House auf Shelter Island hatte mit den üblichen Kneipen in San Diego wenig gemeinsam. Das hübsche Gasthaus hätte besser in ein raues Fischerdorf an der Küste von Oregon gepasst als nach Südkalifornien. Es ist mit verwitterten Holzschindeln verkleidet und mit alten Rudern, Netzen und Fischhaken dekoriert. In die Eingangstür ist ein Bullauge eingelassen, über allem thront ein Giebeldach.
    Drinnen wird die Atmosphäre von schimmerndem Teakholz, Leder, Messing und sanftem Licht bestimmt. Die Fensterfront auf der Westseite bietet einen Blick über den Hafen. Die Tische stehen in Nischen, und überall an den Wänden hängen Anglerbilder und Fotos von Seeleuten. Sehr imposant ist die Bar, sie stammt aus den zwanziger Jahren und stand ursprünglich in einem Hotel in San Francisco, das irgendwann abgerissen wurde. So kam die Bar zum Verkauf, wurde zerlegt und nach San Diego geschafft. Wenn ich das Alleinsein satt habe, gehört das O’Doran’s zu meinen Lieblingslokalen. Von meinem Liegeplatz aus kann ich es zu Fuß in fünfzehn Minuten erreichen.
    Meistens sitze ich an der Bar und schaue mir ein Spiel an oder unterhalte mich mit Tommy O’Doran, dem Inhaber. Tommy war mit meinem verstorbenen Onkel Anthony befreundet gewesen, sie hatten zusammen in der Navy gedient. Er ist es auch, der mir die Freude am Angeln vermittelt hat. Tommy ist einer der nettesten Menschen, die man sich vorstellen kann, er freut sich immer, einen zu sehen, interessiert sich für alles und gibt sich stets die größte Mühe – einer der Gründe, warum sein Lokal so beliebt ist.
    Es ging auf neun zu, als ich das O’Doran’s betrat. Ich hatte mir ein Glas verdient, fand ich. Wie immer standen einige Leute an der Tür herum und spähten nach einem freien Tisch, hungrig nach dem besten Fisch in der Stadt. Tommy, der sein breitestes Lächeln aufgesetzt hatte, schüttelte gerade einer Frau Mitte fünfzig im Yachtkostüm die Hand. Er küsste sie auf die Wange und klopfte ihrem Begleiter, einem großen Mann mit Silbermähne und perfekten Zähnen, auf die Schulter.
    »Du solltest öfter mal von Santa Barbara herüberkommen, Ray«, hörte ich Tommy sagen. »Nicht bloß einmal im Jahr.«
    »Denk du mal darüber nach, deinen Horizont zu erweitern, Tommy«, erwiderte Ray. »In Santa Barbara würde sich ein Ableger von O’Doran’s Ale House gut machen. Meine finanzielle Unterstützung ist dir sicher.«
    Tommy strahlte. »Ein tolles Angebot, ich werde darüber nachdenken, Ray. Aber ich fürchte, das wäre eine Nummer zu groß für mich, das könnte ich nicht so führen, wie ich es mir vorstelle.«
    »Du brauchst bloß anzurufen, falls du es dir anders überlegst.«
    Die Tür schloss sich, Tommy ließ wieder mit vergnügter Miene den Blick über seine Gäste wandern, bis er mich auf dem Weg zur Bar erspähte. Sein rundliches Gesicht wurde ernst, und er winkte mich in den Flur, der zur Küche führte.
    »Meine Güte, Seamus. Habe gehört, dass du ganz schön in der Klemme steckst«, sagte er. »Dieser Zeitungsartikel. Und die Sache mit Rikko. Vorhin waren ein paar Leute von der Stadtverwaltung da, die haben von nichts anderem geredet.«
    »Schon gut, ich bin kurzzeitig am Boden, aber noch lange nicht ausgezählt, Tommy«, erwiderte ich.
    »Oh, das wollte ich auch nicht sagen, Junge«, antwortete er. »Ich kenne dich schließlich von klein auf. Du warst schon damals wie ein Terrier: Wenn du dich einmal festgebissen hattest, dann hast du nicht mehr losgelassen. Dein Problem ist aber, dass du manchmal was zwischen die Zähne kriegst, was deinem Magen nicht bekommt.«
    »Da hast du wahrscheinlich Recht«, stimmte ich zu.
    »Und deine Freundin da – die vom Zoo, von der auch etwas in der Zeitung stand. Hat sie Foster in Verdacht gebracht? Nicht dass es mich stört. Er lässt sich ab und zu hier blicken. Ziemlicher Kotzbrocken.«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete ich. »Aber sie hat nichts damit zu tun.«
    »Aber sauer ist sie schon auf dich, oder?«
    »Und wie.«
    »Sieht gut aus, nehme ich an.«
    »Mindestens acht Punkte auf der Richterskala.«
    »So was kommt einem Mann nicht alle Tage unter«, meinte Tommy gedankenverloren. »Das wird wohl die Frau sein, die schon seit zwei Stunden auf dich wartet.«
    Überrascht schaute ich ihn an und spähte dann zur Bar. »Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Ich mache keine Witze, wenn es um solche Frauen geht«, erwiderte Tommy und schüttelte den Kopf. »Sie ist gegen sieben

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