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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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die Geschichte dieses trauten Städtchens erfahren«, sagte ich und setzte mein liebenswürdigstes Lächeln auf.
    Carruther sah mich finster an. »Verscheißern lasse ich mich nicht, junger Mann.«
    »Und ich lasse mich nicht so einfach einschüchtern, Chief«, erwiderte ich. »Man könnte ja direkt meinen, Sie haben etwas zu verbergen.«
    Er verschränkte die Arme und kniff wieder ein Auge zu. »Hier gibt’s nichts zu verbergen, Moynihan. Es ist bloß eine Tatsache, dass diese Tragödie vor fast dreißig Jahren in keiner Weise mit Ihren Morden in Verbindung steht.«
    »Das ist Ihre Meinung.«
    »Und ob das meine Meinung ist«, erwiderte er. »Ihr Vorgesetzter hat mich angerufen und gefragt, was ich über Lucas Stark weiß, und ich habe ihm weitergeholfen. Jetzt kommen Sie hier hinter meinem Rücken her. Sie haben keine Unterstützung von meinen Leuten zu erwarten, ist das klar? Was Sie da treiben, ist gegen alle Regeln.«
    »Tut mir Leid«, antwortete ich. »Ich könnte Ihre Hilfe gut gebrauchen, aber wenn ich sie nicht kriegen kann, auch recht. Dies ist ein freies Land, das gilt auch für Alabama. Ich kümmere mich um meine Angelegenheiten und gehe Ihnen aus dem Weg, einverstanden?«
    Ich hielt ihm die Hand hin, aber Carruthers schlug nicht ein. Er sah mich nur einen Augenblick unverwandt an und wurde dabei so rot, dass ich dachte, er müsse jeden Moment explodieren. Schließlich reckte er die Faust.
    »Sie können’s nicht ruhen lassen, was?«
    Ein rasselndes Geräusch drang aus seiner Kehle, dann drehte er sich um und stampfte aus dem Washoo Arms hinaus in den Regen.

58
    Nach den dürftigen Informationen, die Officer Carlton Lee auf unsere ViCAP-Anfrage geliefert hatte, hatte Lucas Stark seine Frau Ada im Lauf von zwei Tagen, am 29. und 30.April 1976 mittels einer Östlichen Diamantklapperschlange ermordet. Aber abgesehen von diesen kargen Fakten wusste ich wenig über die Ereignisse, die sich an diesen beiden Tagen vor siebenundzwanzig Jahren in Hattiesburg abgespielt hatten. Nachdem Carruthers gegangen war, machte ich mich im Regen auf den Weg, um mehr herauszufinden.
    Zunächst ging es darum, die zum Fall gehörigen Akten aufzustöbern. Das Gericht von Hattiesburg, ein Ziegelbau aus der Vorkriegszeit, grenzte direkt an ein gedrungenes Gebäude mit rostigen Gitterstäben vor den Fenstern, in dem Polizei und Gefängnis der Stadt untergebracht waren.
    Das Büro des Gerichtsschreibers lag am Ende eines mit Holzdielen ausgelegten Korridors. Parnell Jones, ein nervöses Männchen Anfang vierzig mit Entenschwanzfrisur, schwarzer Fliege und Hosenträgern, war auf meinen Besuch offenbar vorbereitet: Er begrüßte mich wie einen lange verschollen geglaubten Typhuskranken. Als ich mich erkundigte, wie ich die Akten zum Mordfall Ada Mae Stark auffinden könne, beschied er mir, das sei »praktisch unmöglich«. Bis 1977 seien die Behörden des County, das Gericht und das Rathaus in einem großen Holzgebäude an der Nordseite des Platzes angesiedelt gewesen, und das sei im Februar ebenjenes Jahres bis auf die Grundmauern abgebrannt.
    »Kabelbrand?«, fragte ich.
    »Brandstiftung«, stellte Parnell Jones richtig.
    »Dann gibt es also überhaupt keine Akten? Auch keine Heirats- oder Geburtsurkunden?«
    »Nichts«, erklärte Jones ungerührt. »Alles ist damals verbrannt. Ich selbst habe nicht mal mehr eine Geburtsurkunde.«
    »Und was ist mit der Lokalzeitung?«
    »Der Hattiesburg Herald hat vor acht Jahren Pleite gemacht. Jetzt lesen alle den Scottsboro Daily Sentinel .«
    »Hat der über den Fall berichtet?«
    Er zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht mehr genau.«
    »Hat Hattiesburg eine Bibliothek?«, fragte ich.
    »Direkt gegenüber. Die machen in einer halben Stunde zu.«

    Mit dem Notizbuch über dem Kopf trabte ich zwischen den wenigen Fußgängern, die sich unter dunkle Schirme duckten, durch den Regen. Als ich an dem leeren Grundstück vorbeikam, auf dem sich früher das County-Gericht befunden hatte, wurde ich etwas langsamer. Teile des Fundaments ragten noch aus dem Unkraut. Der Regen wurde heftiger, und ich spurtete weiter zur Stadtbibliothek, einem weißen, schindelverkleideten Bau an der Nordostecke des Stadtplatzes. Die Eingangstür war für wesentlich kleinere Menschen gedacht, als ich es bin. Ich zog den Kopf ein und gelangte in einen niedrigen Raum, wo sich Bücherregale rund um eine Reihe dunkel gebeizter Arbeitstische gruppierten. Zwei Schüler saßen da und machten Hausaufgaben.
    Von einer Theke hinter

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