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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Jorge?«
    Am anderen Ende der Leitung trat eine lange Pause ein. »Ja, ich glaube, er hat das Wort verwendet, Sarge.«
    »Und Fraiser ist fest davon überzeugt, dass nichts dran ist?«
    »Er hat Carruthers selbst angerufen, der hat ihm das Gleiche erzählt wie mir, darauf hat er die Meldung in einem Ordner abgeheftet und sie zur Sackgasse erklärt.«
    »Dieses Gespräch hat nicht stattgefunden, Jorge.«
    »Du glaubst, da ist was dran?«
    »Jedenfalls genug, um mal persönlich vorbeizuschauen.«
    »Du willst nach Alabama?«
    »Mit dem nächsten Flieger.«

57
    Ich ergatterte für den folgenden Abend einen Nachtflug mit Delta direkt ab San Diego. Freitag früh landete ich um sieben Uhr morgens in Atlanta. Drei Stunden später saß ich an Bord eines Kurzstreckenfliegers nach Chattanooga in Tennessee, die einzige Stadt in der Nähe von Hattiesburg, zu der kurzfristig ein Flug zu bekommen war.
    Es hatte die Nacht über geregnet. Über der Turboprop-Maschine hingen immer noch dunkelgraue Wolken. Die Landschaft unter uns entfaltete sich in zartgrünen Weiden und gepflügten Feldern. In der Ferne tauchten Wälder und die steilen Hänge der Great Smoky Mountains auf. Sie schimmerten unter den vorbeifliegenden Wolken wie die glänzende olivschwarze Haut einer Mamba.
    Selbst in diesem Moment war ich mir noch nicht ganz schlüssig, warum ich mich eigentlich auf eigene Kosten auf den Weg nach Alabama gemacht hatte. Wie Jorge gesagt hatte, das Verbrechen lag siebenundzwanzig Jahre zurück und war nicht an einem Mann, sondern an einer Frau in einem anderen Teil des Landes verübt worden. Außerdem hatten es die lokalen Behörden als Eifersuchtsdrama eingestuft. Man konnte das nicht mal eine Spur nennen. Trotzdem schien mir eine Verbindung zur Holiness-Gemeinde meine Nachforschungen zu rechtfertigen. Vielleicht würde ich so zumindest den Mörder besser verstehen lernen.
    Den Donnerstag hatte ich damit verbracht, meine Reise vorzubereiten. Jimmy war ziemlich geknickt, als ich zu Fay fuhr, um anzukündigen, dass ich kurzfristig nach Alabama musste und nicht mit ihm zusammen das Wochenende auf dem Boot verbringen konnte. Zu meiner Überraschung reagierte Fay sehr verständnisvoll, als ich ihr erklärte, es gehe mir darum, meinen ramponierten Ruf wiederherzustellen.
    »Sei vorsichtig, Shay«, sagte sie. »Jimmy braucht seinen Vater.«
    »Ich gehe nach Alabama, nicht nach Afghanistan«, antwortete ich.
    »Das ist fast dasselbe«, meinte Fay und drückte mir ein längliches Behältnis in die Hand, das wie ein Brillenetui aussah.
    »Was ist das?«, fragte ich und machte es auf.
    »Zwei Fläschchen mit polyvalentem Klapperschlangen-Gegengift und eine Spritze«, antwortete sie. »Ein Geschenk von Walter.«
    Ich nahm eines der Fläschchen heraus und hielt es ins Licht. »Kluger Kerl, dein Walter.«
    »Ja, das kann man sagen.«

    Wir landeten kurz vor zwölf in Chattanooga. Es nieselte. Die Luft war warm und klebrig wie Honig. Ich holte mein Gepäck, inklusive einem verschließbaren Metallkoffer, in dem sich meine Ersatz-Neunmillimeter befand, und mietete einen blauen Dodge Neon bei Budget.
    Nachdem ich mir einen Kaffee besorgt hatte, fuhr ich parallel zum Tennessee River Richtung Südwesten nach Alabama. Der Fluss war vom Regen angeschwollen; seine braunen Wassermassen bildeten Wirbel, die an den schlammigen Ufern nagten. Nördlich von Scottsboro flog ein Bussard aus dem Schilf auf und strich über meinen Wagen hinweg, in den Fängen einen blutenden weißbäuchigen Barsch.
    Ich verließ den Highway bei Scottsboro und fuhr westwärts durch Woodville und Paint Rock, dann wieder nördlich in mehr bewaldetes Gebiet. Schließlich durchquerte ich auf einer windgepeitschten, schlecht geteerten Straße nebelverhangenes Hügelland: stellenweise kahle Schieferkämme, Weißdorn, Krüppelkiefern, Hickorybäume, Buchen.
    Donner grollte, Blitze krachten, und der Wind heulte, als ich zu der Stelle gelangte, wo die zweispurige Straße sich zu einer Schotterpiste verengte und über einen Pass ins Gebirge führte. Die Vegetation, die hier die Straße säumte, bestand aus dichtem, undurchdringlichem Dornengestrüpp und breitblättrigem Kudzu. Mir war, als würde ich in eine Höhle vordringen, die mich auf verschlungenen Pfaden einer Katastrophe entgegenführte.
    Über Haarnadelkurven ging es aufwärts. Die Scheibenwischer schlugen im Kampf gegen das Wasser und abgerissene Blätter wie wild hin und her. Hier und da öffneten sich die Bäume und gaben den Blick

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