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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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den Tischen sah mir eine Frau entgegen. Sie war Ende vierzig, hatte ein kantiges, ungeschminktes Gesicht, ungezupfte Augenbrauen und ein Bärtchen an der Oberlippe. Aber was einem zuallererst auffiel, war ihr Haar. Es war wahrscheinlich niemals geschnitten worden und fiel ihr bis zur Taille ihres bodenlangen Baumwollkleides. Auf ihrem Namensschild stand: DARLENE WINTERRIDGE.
    »Sie sind hier die Bibliothekarin?«, fragte ich.
    »Sieht ganz so aus«, bestätigte sie.
    »Ich brauche einen Mikrofilm des Hattiesburg Herald oder des Scottsboro Daily Sentinel.«
    »Die haben wir beide.« Sie nickte und führte mich durch einen Bogengang am Ende des Lesesaals in einen Nebenraum, in dem ein Mikrofilmlesegerät und mehrere Metallkästen standen. »Welche Jahrgänge suchen Sie?«, fragte sie.
    »Mai 1976.«
    Das Gesicht der Bibliothekarin verhärtete sich. »April 76 bis Februar 77 fehlen, seit ich hier arbeite.«
    »Die Mikrofilme beider Zeitungen?«
    »Genau. Den Daily Sentinel bekommen Sie bestimmt drüben in Scottsboro, aber die dortige Bibliothek hat übers Wochenende geschlossen. Versuchen Sie’s am Montag. Es sind knapp hundert Kilometer. Anderthalb Stunden Fahrt.«
    Sie wandte sich ab, als sei das Thema damit erledigt, aber ich sagte: »Ms Winterridge, warum habe ich allmählich das Gefühl, dass sich niemand daran erinnern will, was mit Ada Mae Stark passiert ist?«
    Sie zögerte, wich meinem Blick aus. »Weil es Dinge gibt, die man besser vergisst.«
    »Wissen Sie denn, was passiert ist? Niemand will mir etwas sagen.«
    Sie zuckte die Achseln, aber in ihrer Nonchalance lag ein Anflug von Trauer. »Ein anständiger Mann ist verrückt geworden, es war eine Katastrophe«, sagte sie. »Er hat seine Frau umgebracht, um sie den Klauen des Satans zu entreißen, nur hat er sich dabei selbst dem Teufel verschrieben.«
    »Wer hat Lucas Stark auf der Flucht erschossen?«
    »Carruthers«, erwiderte sie. »Nur war er damals noch nicht Polizeichef. So wie ich das sehe, hat er ihm damit einen Gefallen getan, ihn von seinem Elend erlöst. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Gibt es denn niemanden mehr, der das miterlebt hat und bereit wäre, mit mir zu sprechen?«
    »Wir haben uns nach besten Kräften bemüht, die Sache zu vergessen«, entgegnete sie kühl. »Fahren Sie am Montag nach Scottsboro. Lesen Sie, was in der Zeitung stand, dann können Sie das vielleicht nachfühlen. Aber hier will niemand mehr über Lucas Stark reden. Außerdem lebt auch keiner mehr, der die ganze Geschichte kennt, wenn Sie mich fragen.«
    »Polizeichef Carruthers doch bestimmt.«
    »Dann sprechen Sie mit ihm.«
    »Er will mir nicht helfen.«
    »Da kann man nichts machen.«
    Sie wollte schon gehen, aber ich hielt sie am Arm fest. »Was ist mit dem Haus, in dem es passiert ist? Steht das auch nicht mehr?«
    Da flackerte in ihren Augen etwas auf, was man auch in meinem Metier nicht oft sieht: Entsetzen. Sie fasste sich aber rasch und antwortete: »Nein, das Haus gibt es noch.«

    Der Handy-Empfang in Hattiesburg war miserabel, ich musste also meine Gespräche im Washoo Arms von dem schwarzen Wählscheibentelefon auf meinem Zimmer führen. Zuerst rief ich bei der Polizeiwache an, verstellte aber meine Stimme, für den Fall, dass Carruthers abnahm. Ich fragte nach Officer Carlton Lee und erfuhr, dass er seinen freien Tag hatte.
    Lees Privatnummer stand im Telefonbuch. Als ich den Hörer abnahm, hörte ich ein hohles Rauschen, das bei meinem vorherigen Gespräch noch nicht da gewesen war. Vor meinem inneren Auge sah ich die Dame an der Rezeption, die ihre Illustrierte durchblätterte und nebenbei meine Gespräche belauschte. Ich legte auf, prägte mir die Adresse ein und suchte auf der beigelegten Karte die Gegend, in der Officer Lee wohnte.
    Sein Haus lag im Nordwesten der Stadt an einer unbefestigten Straße, die geradewegs auf den Washoo River zulief, inmitten von Feldern, auf denen die Saat gerade aufging. Es schüttete immer noch, als ich seine Einfahrt erreichte. Durch ein Kiefernwäldchen gelangte man auf einen sauberen Hof, auf dem sich hinter einem weißen Lattenzaun ein kleines blaues Ranchhaus erhob. Im Vorgarten stand neben dem Sandkasten eine selbst gezimmerte Schaukel. In der gepflasterten Einfahrt stand ein alter Ford Fairlane ohne Räder auf Hohlblocksteinen.
    Ich stieg aus, lief zur vorderen Veranda und klingelte. Drinnen hörte ich ein Kind rufen: »Mami, da ist ein Mann an der Tür!«
    Nach kurzer Zeit kam eine hübsche schwarze Frau Ende

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