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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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zwanzig und machte mir einen Spaltbreit auf. Sie hielt ein Baby mit Schnuller auf dem Arm. Ein etwas hellhäutigerer dreijähriger Junge in einem T-Shirt mit Rennwagenmotiv klammerte sich an den Saum ihres gelben Kleides.
    »Ja?« Sie musterte mich misstrauisch.
    »Ich suche Carlton Lee.«
    »Was wollen Sie von Carlton?«, fragte sie.
    »Ich bin ein Detective aus San Diego.« Ich hielt ihr meinen alten Dienstausweis hin. »Er hat uns mitgeteilt, dass er uns bei einem Mordfall helfen könnte, den wir aufklären müssen.«
    Jetzt schrillten bei ihr offensichtlich alle Alarmglocken. »Carruthers hat schon wegen Ihnen angerufen«, erklärte sie mit eisiger Stimme. »Er hat Carlton klargemacht, dass er besser den Mund halten soll, wenn er keine Probleme möchte. Er sagt, dass Sie sich nicht an die Regeln halten, also bekommen Sie keine Hilfe.«
    »Das hab ich mir gedacht. Aber ich bin von Weit her gekommen, um mit Ihrem Mann zu sprechen. Und zwar auf eigene Kosten.«
    »Wir wollen keinen Ärger«, sagte sie. »Es tut mir Leid, dass Sie so viel Geld und Zeit opfern, aber Carlton braucht den Job. Warum fahren Sie nicht einfach wieder dorthin, wo Sie hergekommen sind, MrMoynihan. Lassen Sie uns in Ruhe.«
    »Dreitausend Kilometer sind eine ziemlich weite Strecke, um einfach wieder heimzufahren.«
    »Kann sein. Aber so ist es nun mal.«
    Sie wollte die Tür schließen, doch ich stemmte mich mit der Hand dagegen. »Können Sie mir nicht wenigstens sagen, wo es passiert ist – das Haus, meine ich?«
    Lees Frau zögerte, Angst flackerte in ihren Augen, doch dann deutete sie auf die Hügelkette und die Kalksteinfelsen, die aus dem Nebelschleier ragten, der über dem Tal hing. »Dort oben«, sagte sie. »Nach dem letzten Haus noch gut anderthalb Kilometer, dann hinauf zur Hochebene unterhalb der Felswand bei der Kirche. Die alte Zufahrt verläuft direkt unterhalb des Gipfels.«

59
    Als ich rückwärts aus Lees Einfahrt herausfuhr, war ich drauf und dran, das Handtuch zu schmeißen und diese Leute mit ihrer Geheimniskrämerei in Frieden zu lassen. Was kümmerten mich eigentlich die Morde in San Diego? Ich hatte gute Lust, einfach das ganze Chaos hinter mir zu lassen und in sonnigere Gefilde aufzubrechen. Aber Carruthers hatte in einer Hinsicht Recht: Ich kann verdammt stur sein.
    Es dauerte eine Weile, bis ich die Straße fand, die zum Kamm hinaufführte, aber als es zu regnen aufhörte und die Abendsonne durch die Wolken brach und die Wälder in aprikosenfarbenes Licht tauchte, hatte ich sie entdeckt. Der holprige Fahrweg, der sich in Haarnadelkurven den Hang hinaufwand, führte an heruntergekommenen Wohnwagensiedlungen und Hütten vorbei, in deren Vorgärten alte Waschmaschinen, kaputte Fernseher und Autowracks herumlagen. Nach weiteren anderthalb Kilometern ohne Behausungen gelangte man auf eine ausgedehnte Hochebene. Ich hätte fast die Zufahrt verpasst.
    Sie bestand im Grunde nur aus einer überwucherten Fahrspur, die zum hinteren Ende des Plateaus führte. Wieder einmal erwies es sich als ungünstig, dass ich einen Sedan mit gerade mal 25 Zentimeter Bodenfreiheit fuhr. Ich riskierte es und lenkte den Neon auf den Weg. Pappelzweige und Kudzu streiften die Kühlerhaube und verkratzten den Lack. Nach fünfzig Metern schrammte meine Ölwanne über einen Stein, und ich hielt es für klüger, zu Fuß weiterzugehen.
    Es war schon spät, und das Wäldchen wirkte düster. Kein Vogelgezwitscher. Kein Rascheln im Unterholz. Man hörte nur die dicken Tropfen, die von den Bäumen fielen, und im nassen Laub das Rauschen des Windes, der die Regenwolken nach Nordosten trieb. Der Weg war schlammig, und ich musste mich an Zweigen und Schlingpflanzen festhalten, um im feuchten Gras nicht auszurutschen. Aber er führte wieder zurück zu den Kalksteinfelsen.
    Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich rätselte, warum in dieser merkwürdigen Stadt niemand mit mir sprechen wollte, dann machte ich mir klar, dass Ada Mae und Lucas Stark diese Zufahrt wohl Hunderte Male entlanggegangen oder gefahren waren. Ich verlangsamte meinen Schritt, ließ mir nochmal alles durch den Kopf gehen, versuchte zu verstehen. Schließlich kam ich zu einer Lichtung, einer von Menschen geschaffenen Lichtung.
    Normalerweise hätten die Kudzuranken hier längst alles überwuchert haben müssen. Aber vor nicht allzu langer Zeit war hier jemand mit der Machete zugange gewesen. Ringsum waren die Hiebe an den Pflanzen zu erkennen. An dünnen Drähten hingen Glasflaschen von

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