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Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Wo war meine Pistole? Wie sollte ich mich aus den Fesseln befreien? Wo lagen meine Stärken? Wo die ihren?
    Der Aberwitz und das Rätselhafte meiner misslichen Lage richteten in meinem Kopf ein heilloses Chaos an. Da fiel mir Jimmy ein, der nun mit zehn Jahren seinen Vater verlieren würde, so wie es mir ergangen war. Das wollte ich ihm nicht antun. Mein Überleben war wichtiger als alles andere. Ich zwang mich zur Ruhe, und ich machte mir klar, dass nicht meine Geliebte vor mir stand, sondern meine Feindin.
    Ich überlegte, welcher der Gegenstände in diesem Raum als Waffe zu gebrauchen war, falls ich mich befreien konnte. Auf Anhieb sah ich nur, was schon immer hier gewesen war: Meine Bücher, meine Stereoanlage, die Schubladen, in denen ich meine Kleider aufbewahrte. Dann bemerkte ich auf dem Regal meinen Akkubohrer, der noch von Holzstaub bedeckt war. Und daneben: mein Handy und die Bloody-Mary-Gläser.
    Doch damit war nichts anzufangen. Lil Stark hatte mich professionell gefesselt. Eine Flucht schien im Augenblick ausgeschlossen. Also unterdrückte ich den Drang, gegen meine Fesseln anzukämpfen, und zwang mich, meine Kräfte zu schonen. Die Zeit war mein einziger Verbündeter. Dann schoss mir durch den Kopf, dass ich noch andere Waffen hatte: Worte und Wissen. Ich wusste mehr über Lil Stark und ihre Beweggründe als ihre anderen Opfer. Vielleicht konnte ich ihre Vergangenheit gegen sie verwenden.
    »Es muss schon lustig gewesen sein, mit anzusehen, wie wir all den Verdächtigen nachstellten, während ich dich die ganze Zeit vor der Nase hatte«, sagte ich.
    Sie stand auf. »Mir gefällt es, Macht über Männer zu haben, wenn du das meinst. Janice hingegen wollte, dass du den Mörder schnappst. Am liebsten Foster.«
    »Du sprichst über sie, als wäre sie eine andere.«
    »Eine andere? Nein.« Sie stellte die Schlangenkiste auf das Regal neben dem Bohrer. »Eher eine andere Haut. Oder die Farbe des Chamäleons vor einem grünen Blatt unter gesprenkeltem Licht. Oder stell dir Janice als Tagtraum vor, den ich einmal hatte, ein Tagtraum, der Jahre brauchte, um zu reifen und Wirklichkeit zu werden – wie ein Baum, bevor er Früchte trägt. Janice gesteht sich nicht einmal selbst ein, dass es mich noch gibt. Wenn ich das Ruder übernehme, sagt sie sich, sie phantasiere über eine Seite ihrer Persönlichkeit, die tief vergraben liegt. Die ungezogene Seite.«
    »Aber du kommst heraus, um zu töten, wenn du den Duft aus dem Garten deiner Kindheit riechst.«
    »Ich habe nicht einmal gewusst, dass es das ist, was mich so wütend macht, bis du es mir gesagt hast«, gab Lil zu und schob nebenbei den Riegel an der Tür der Schlangenkiste auf.
    Jeder Nerv meines Körpers wollte kämpfen, wollte mit aller Macht die Seile abschütteln, die mich hielten. Mein Magen rumorte, ich war kurz davor, mich zu übergeben. Aber offensichtlich konnte ich rein physisch nichts unternehmen, um mich zu befreien. Ich musste meine Kraft schonen, ich musste Janice zum Reden bringen, um Zeit zu gewinnen. Wie lange war es wohl her, seit sie die Yacht hierher gesteuert hatte. Bestimmt war jemandem aufgefallen, dass die Nomad’s Chant mit einer Frau am Ruder ausgelaufen war.
    »Wann ist der Tagtraum von Janice entstanden?«, fragte ich, um das Gespräch in Gang zu halten. »Als du durch den Kudzudschungel nach Tennessee geflohen bist?«
    »Ach, schon lange vorher. Als ich aus dem Loch kroch und mich nach Miami aufmachte, habe ich ihre Träume schon gelebt. Sie war wie ein Baby ohne Windeln. Ich habe ihr alles gegeben: Das Hirn, das Aussehen, den Ehrgeiz. Ich habe sie aufs College gebracht und sie zum Erfolg getrieben. Sie hat einen Doktortitel, veröffentlicht in angesehenen Zeitschriften, spricht auf internationalen Konferenzen. Sie war sogar im Fernsehen.«
    Sie lächelte bei dem Gedanken.
    »Aber du hast doch Papiere gebraucht, um eine neue Identität anzunehmen, um einen Job zu finden, um studieren zu können oder auch nur einen Führerschein oder eine Wohnung zu bekommen«, sagte ich. »Wie hast du das angestellt?«
    Sie lachte verächtlich, als seien das dumme Fragen. »Was für Geld nicht zu haben ist, kann mein Körper beschaffen.«
    »Du warst Prostituierte.«
    »Ich war eine Hure«, gab Lil kalt zurück. »Eine Hure für reiche Männer mit Geschmack, die sich für das sexuelle Abenteuer interessieren.«
    Mit dem Zeigefinger der linken Hand stieß sie sachte die Tür der Schlangenkiste auf. Ich versuchte, nicht zu reagieren. »Abenteuer

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