Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)

Titel: Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
Vom Netzwerk:
welcher Art?«
    Lil zögerte, ihr Gesicht verhärtete sich. »Was ihnen so einfiel. Ich habe nie eine Bitte ausgeschlagen.«
    »Und wie findet Janice das?«
    »Sie weiß es nicht«, erwiderte sie heftig. »Sie wird es nie erfahren. Janice hat ein perfektes Leben geführt, sie hat etwas erreicht und ist angesehen.«
    »Habe ich zu diesem Leben gehört?«
    Sie musterte mich ironisch. »Dein Schwanz schon, Moynihan. Seine Form hat mir gefallen. Janice fickt eigentlich nicht gern. Ich muss nur ab und zu Dampf ablassen.«
    Das Scharnier knarrte, als sie die Kiste öffnete. Sie griff ohne hinzusehen hinein und zog eine wesentlich größere Klapperschlange heraus als die, mit denen ihr Bruder Caleb hantiert hatte. Die Schlange war so dick wie ein Baseballschläger, fast zwei Meter lang und am Rücken blauschwarz. Ihren Körper bedeckten helle, fingernagelgroße Schuppen im Diamantmuster. Ihr Kopf war faustgroß, dreieckig und schien einer längst versunkenen Epoche der Erdgeschichte zu entstammen.
    »Sag guten Tag zu Judgment«, sagte Lil. Sie spuckte dem Tier zwischen die Augen und reizte es damit aufs Äußerste. Jeder Muskel seines Körpers spannte sich an und trat hervor. Es klapperte mit dem Schwanz und krümmte sich in Lils Hand. »Er sieht alles. Und lügt nie.«
    Ich reagierte unwillkürlich. Als ich die Schlange auf mich zukommen sah, mit aufgerissenem Maul und glitzernden Fängen, wand ich mich und zerrte an meinen Fesseln, zuckte, fuchtelte und stemmte mich mit dem Unterleib ab, um die Seile irgendwie aus ihrer Verankerung in der Wand und am Fußende des Bettes zu reißen. Wenn ich nur eine Hand, einen Fuß frei bekommen hätte. Aber es war nichts zu machen.
    Lils Gesichtsausdruck veränderte sich, als erlebe sie einen Absturz in eine andere Zeit, an einen anderen Ort. Rasch umrundete sie das Bett und hielt die Schlange über meinen Arm.
    »Welch unsagbare Freude, den Tod in Händen zu halten.«
    Die Schlange schwebte über mir. Ich versuchte tief durchzuatmen, um den Puls jener Magnetwellen der Angst zu dämpfen, die ich aussandte. Aber Lil spuckte Judgment noch einmal auf den Kopf. Es war, als würde sie den Abzug einer Waffe drücken. Die Schlange richtete sich auf wie ein Fragezeichen. Und im nächsten Augenblick bohrte sie ihre scharfen Zähnen in meine Armbeuge, spritzte ihr Gift in mich und zog sich zurück. Ich wollte meinen Arm, der sofort zu brennen anfing, wegreißen, konnte aber nicht.
    »Du bist nicht eins mit dem Herrn, oder, Seamus Moynihan?«, fragte Lil.
    Ich heulte vor Schmerz, dann schrie ich sie an: »Damit kommst du nie davon. Für Polizistenmord jagen sie dich bis ans Ende der Welt, und irgendwann schnappen sie dich.«
    Sie lachte. »Mich schnappen? Das glaube ich kaum. Ich wurde tagelang von Bluthunden gejagt und habe sie abgehängt. Du warst einen Monat lang hinter mir her, und ich war die ganze Zeit in Reichweite. Jetzt weiß ich, was du denkst: Tarentino oder irgendwer wird melden, dass du vermisst wirst. Aber ich habe ihn am Kai gesehen, bevor ich abgelegt habe, und ihm gesagt, du würdest schlafen und ich wollte dir mit einem romantischen Törn eine Geburtstagsüberraschung bereiten. In den nächsten vierundzwanzig Stunden rechnet niemand mit dir. Bis dahin bin ich mit dir fertig und habe eine andere Identität angenommen.«
    Die Wunde brannte wie Feuer. Zwei mit Gift vermischte Blutstropfen rannen über meinen Unterarm.
    »Jetzt hängt alles davon ab, wie stark dein Herz ist«, bemerkte sie sachlich. »Früher oder später macht es schlapp. Das passiert immer, wenn man vor den Richter tritt.«
    Noch nie hatte ich mich so elend gefühlt. Mein Puls pochte über meinem Adamsapfel und in meinen Ohren. Anscheinend spürte Lil das, denn ihre Nasenflügel blähten sich. Ihre tiefschwarzen Pupillen in der türkisblauen Iris weiteten sich. Sie ging ans Fußende des Bettes und legte die Schlange wieder in ihre Kiste, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    »Spürst du, wie es dir durch die Adern kriecht?«, fragte sie. »Ich habe mir das Gift immer wie eine Armee von Feuerameisen vorgestellt, die durch deine Tunnels marschieren und in jeder Zelle nachfragen, ob Gott auf deiner Seite ist. Wie findest du das?«
    Bleib ruhig, sagte ich mir. Sie will, dass du in Panik gerätst. Angst erzeugt Adrenalin. Adrenalin beschleunigt die Ausbreitung des Giftes. Nach allem, was ich über den Biss der Diamantklapperschlange gelesen hatte, wusste ich, dass seine Auswirkungen nicht so verheerend waren wie die

Weitere Kostenlose Bücher