Toxic: Der Biss - Das Feuer - Die Hölle Thriller (German Edition)
übernommen.
Jorge Zapata hatte in Fullerton Informatik mit Nebenfach Kriminalistik studiert. Seit dem frühen Morgen war er im kriminaltechnischen Computerlabor des FBI damit beschäftigt gewesen, den Datenspuren auf Cooks Laptop nachzugehen.
Jorge hatte in Cooks Dateien das gefunden, was dessen Frau vermutet hatte: Chat-Kontakte, E-Mails und Passwörter für diverse Internetseiten, darunter mehrere Swinger-Börsen.
»Schön und gut«, meinte Rikko. »Sie hatte also Recht. Anscheinend hat er seinen Horizont erweitert. Na und?«
»Das ist nicht alles«, erwiderte Jorge.
»Bei weitem nicht«, sagte Missy, sichtlich aufgeregt.
Wir scharten uns um den Computer, und Jorge setzte sich an die Tastatur. Er loggte sich ein, und ein Chat erschien auf dem Bildschirm.
»Cook benutzte den Nickname ›Hunter‹«, erklärte Jorge. »Es waren mehrere Leute an der Diskussion beteiligt, aber für uns interessant ist vor allem das, was zwischen Hunter und diesem Typen hier läuft, der sich ›Seeker‹ nennt.«
»Lies das mal zu Ende«, sagte Missy. »Du wirst es nicht glauben.«
Ich starrte auf den Bildschirm, und Jorge scrollte nach unten.
›SEEKER:
Immer noch heiß nach letzter Woche?
›HUNTER:
Immer noch. Immer mehr.
›SEEKER:
Wir würden dich gerne wieder treffen. Bist du bereit?
›HUNTER.
Mehr als bereit.
›SEEKER:
Hast du noch unser Spielzeug?
›HUNTER:
Alles hier. Erwarte euch. Wie geht es unserer Freundin?
›SEEKER:
Sie wird beim Gedanken an dich und deine große böse Liebespython ganz feucht.
›HUNTER:
Donnerstag? Bei mir?
›SEEKER:
Donnerstag ist prima. Gleiche Uhrzeit?
›HUNTER:
Die Tür ist offen.
›SEEKER:
Wir können es kaum abwarten.
»Ach du liebe Zeit«, entfuhr es mir. »Wann hat denn dieses Gespräch … äh, dieser Chat, stattgefunden?«
Jorge grinste mich zufrieden an. »Vor fast einer Woche. Zwei Tage, bevor Cook verschwunden ist.«
Ich las mir den Dialog noch einmal durch. »Ich würde gern mal mit diesem Seeker und seiner Partnerin reden.«
Jorge nickte. »Aber ›Seeker‹ ist nicht sein richtiger Name. Wir kommen an ihn und seine Freundin nur ran, wenn wir das Sicherheitssystem dieses Chatrooms knacken.«
»Dann finde mal heraus, wo dieser Swinger-Service sitzt«, schlug Missy vor. »Besorg eine Strafandrohung. Dann werden sie ihre Firewall schon runterlassen.«
»Hab sie schon geortet«, sagte Jorge. »Die gehören zu dem großen Cybersex-Konglomerat bei Reno. Jede Wette, dass sie sich mit allen juristischen Mitteln dagegen wehren, die Identität dieses ›Seeker‹ preiszugeben. Die werden sich auf den ersten Verfassungszusatz berufen. Das kann Wochen dauern.«
»Ich habe eine bessere Idee«, sagte ich. »Schätze, MrSeeker und seine Freundin sind hier aus der Gegend. Sie wohnen in Südkalifornien. Schauen wir doch einfach mal im Chatroom vorbei und stellen ihnen eine Falle.«
Wie nicht anders zu erwarten, war Lieutenant Fraiser wenig begeistert von der Idee, dass sich Detectives seines Morddezernats an einem lasziven Gedankenaustausch im Internet beteiligten. Aber nachdem Captain Merriweather einen Ausdruck des Dialogs zwischen Cook und »Seeker« gelesen hatte, bekamen wir grünes Licht.
Wir beschlossen, den Chatroom in Schichten von zehn Uhr morgens bis Mitternacht im Auge zu behalten. Der Plan war, dass jeder meiner Detectives sich einen Nickname und eine Identität mit einer speziellen erotischen Neigung zulegen sollte. Wenn wir das Netz weit auswarfen, so unsere Berechnung, stiegen unsere Chancen, dass sich Seeker meldete und wir eine Verabredung ausmachen konnten.
Jorges Nickname lautete »Wrangler«. Er stellte einen Mann Ende dreißig vor, der sich ein wenig außerhalb seiner Ehe umsehen wollte. Rikko präsentierte sich als »Randy Man«, frisch geschieden, unter dem Motto »alles kann, nichts muss« auf der Suche nach einem toleranten Paar. Da Cook im Web sowohl Interesse für Dreier mit zwei Frauen wie mit zwei Männern angezeigt hatte, hielt ich es für ratsam, eine der falschen Identitäten als Frauenrolle anzulegen. Missy zierte sich zuerst, als »Ms Lover« aufzutreten, eine Endzwanzigerin, Single, die ihrem Leben durch Begegnungen mit einem Paar etwas mehr Schwung geben wollte. Aber als ich ihr erzählte, dass ich selbst unter dem Namen »Anaconda« als gut bestückter männlicher Profi mit Faible für aggressive Rollenspiele mitmachen würde, willigte sie widerstrebend ein.
Es war schon dunkel, als ich Richtung Shelter Island fuhr. Ich rief bei
Weitere Kostenlose Bücher