Tradingpsychologie
schützen, die ausgelöst werden könnten, wenn er in steigende Märkte in Richtung Trend handelte. Denn genau das glaubte Peter damals getan zu haben, wodurch er eine riesige Summe Geld verlor. Sein scheinbar unlogisches Verhalten sollte ihn vor erneuten Schmerzen schützen. Sein Unterbewusstsein erkannte dasselbe Chartmuster von einst und zwang ihn zu einer Handlung, die er eigentlich nicht wollte. Vollkommen automatisch.
Die Lösung:
Wir erarbeiteten gemeinsam, inwiefern er diese Situation sinnvoll loslassen konnte und welches neue Verhalten er sich für sein zukünftiges Trading wünschte.
Eine Unterstützung war für Peter ein heilender, positiver Glaubenssatz. Ein Satz, von dem er selbst überzeugt war und den er glauben konnte – der vollkommen stimmig mit seinen Trading-Zielen war. Ich überprüfte mit ihm immer wieder die Glaubwürdigkeit seines Motivierungssatzes. Es musste ein Satz sein, den Peters Unbewusstsein bedingungslos annehmen konnte. Ein allgemeiner motivierender Satz im Sinne von »Ich trade jetzt nur noch mit dem Trend« war für Peters Situation vollkommen ungeeignet. Denn dieser Satz stimmte nicht mit Peters innerer Haltung gegenüber dem Traden überein. Das zeigten seine Gefühle ganz deutlich. Viele meinen, es würde einfach ausreichen, sich positive Sätze zu sagen, und alles wird gut. Doch unser Gehirn funktioniert anders. Es ist, als würde ein Depressiver in einer ausweglosen Situation sich Mut zusprechen und ständig wiederholen: »Alles ist gut, alles ist gut !« Dieser Mensch erlebt seine Wirklichkeit aber höchst wahrscheinlich vollkommen anders und sein Unterbewusstsein wird diesen Hilfeversuch vermutlich so interpretieren: »Der redet sich was ein, das nichts mit der Realität zu tun. Es ist nicht alles gut!«
Peters Motivierungssatzes war: »Ich erlaube mir, mich von der Schuld zu befreien. Vergangenes ist vergangen. Ich bin vollkommen sicher – Trade für Trade nach meinem Plan.«
Diese Aussagen entsprachen Peters Realität. Von nun an durfte er sich erlauben, seine Schuld – damals verantwortungslos gehandelt zu haben – loszulassen. Und Vergangenes ist in der Tat vergangen; die Trades sind aufgelöst, das Geld verloren. Sein Ziel »Trade für Trade nach meinem Plan« entsprach einem sinnvollen Ziel: Nicht zu groß, nicht zu klein, sondern absolut realisierbar!
Nun brauchten wir noch ein inneres Bild für Peter, das diesen Satz visuell repräsentierte. Denn das Unbewusste speichert Aussagen und Gedanken am besten gekoppelt mit inneren Bildern ab. Auch hier testeten wir gemeinsam immer wieder die Glaubwürdigkeit dieser motivierenden Darstellung. Dann hatte Peter sie gefunden: Eine Raupe, die ihren Kokon abwirft und nun als Schmetterling leicht und unbeschwert ihren Zielen entgegenfliegt. Sicher getragen in den Weiten der Lüfte.
Das Abwerfen des Kokons stand für das Loslassen von Vergangenem und Schuld. Der leichte, unbeschwerte Flug des Schmetterlings symbolisierte für Peter die routinierte Abfolge seiner Trades. Und das Gleichnis der Flügelschläge stand für die konstante Ausführung seiner Trades nach der immer gleichen Abfolge, so wie er es in seinem Trading-Plan festgehalten hatte. Das Getragenwerden in den Weiten der Lüfte war für Peter ein annehmbares Bild und bedeutete ihm unendliche Sicherheit. Für ihn war das Bild Ausdruck von »Sicherheit, die im Überfluss immer um mich herum vorhanden ist. Ich muss sie nur so optimal wie möglich nutzen.«
Dass es so vielen Menschen schwerfällt, an die Macht des Unbewussten zu glauben, liegt auch an der starken Durchsetzungskraft unseres Verstandes. Denn unser Verstand will sich die Dinge so folgerichtig erklären, wie es nur geht. Gut, dafür ist er da, das ist seine Aufgabe. Und das ist ja auch der Grund, weshalb die meisten glauben, sie können den Trading-Erfolg rein auf rationaler Ebene erreichen.
Das Unbewusste kann man nicht sehen, sehr wohl aber seine Handlungen verfolgen, die unbewusst ausgeführt werden. Aber dann ist es meist zu spät für Korrekturen. Da der Mensch überwiegend unbewusst agiert und nicht immer mitbekommt, wieso er sich gerade so und nicht anders verhält, versucht er, sich seine Handlungen im Nachhinein zu erklären. Das ist aber so, als würde man nach der Ziehung der Lottozahlen sich sagen: »Hätte ich bei jeder Zahl die nächsthöhere angekreuzt, hätte ich jetzt sechs Richtige im Lotto und wäre Millionär.« Das klingt zwar logisch, geht an der Realität aber vollkommen
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