Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tradingpsychologie

Tradingpsychologie

Titel: Tradingpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Welz
Vom Netzwerk:
vorbei.
    Der Mensch will sich und die Zusammenhänge seiner Welt, wie er sie wahrnimmt, begreifen. Deshalb versucht er, Probleme auf Verstandesebene zu lösen. Da das Unbewusste aber ein selbstaktiver Prozess ist, kann man hier mit Logik nichts bewirken! Denn wir handeln zu mehr als 95 Prozent unbewusst. Wir sind förmlich wie auf Autopilot eingestellt. Unser Gehirn verarbeitet ununterbrochen Reize. Und wenn es keine gibt, dann produziert es selber welche. Das Fatale daran ist, dass unser Gehirn selbst entscheidet, was richtig und was falsch ist – ohne uns.
    Alles, was wir wahrnehmen, geht über eine Kommandozentrale in unser Gehirn: in das Angst- und Panikzentrum. Dieses liegt im Mandelkern (Amygdala). Und über ihre Gegenspieler in die Glücks- und Belohnungszentren. Beide können wir nicht bewusst kontrollieren. Nimmt der Mensch in seinem Umfeld Signale wahr, gelangen diese Informationen zunächst in die emotionale Kommandozentrale des Gehirns. Hier werden sie analysiert auf Gefahr oder Freude hin. Noch bevor uns die Bedeutung bewusst wird, werden diese Eindrücke als Gefühl verpackt und veranlassen uns zu Handlungen. Entsteht ein Gefühl von Angst und Bedrohung, bekommen wir den Impuls für Kampf, Flucht oder Erstarrung.
    Im Trading drückt sich dieses Gefühl der Bedrohung z.B. in Form von Aktionsverweigerung aus. Wir stellen die Verlustposition nicht glatt, sondern verharren im Nichtstun. Befindet sich unsere Position im Gewinn, verliert aber zunehmend, weil der Markt sich geändert hat, dann verkaufen wir unser Investment leichtfertig aus Angst, noch mehr zu verlieren. Im Gehirn entsteht also folgender Prozess: Sie nehmen wahr, dass die Gewinne Ihres Trades kleiner werden. Weil Sie diese Informationen wahrnehmen, gelangen sie zur emotionalen Kommandozentrale. Von hier aus gehen die Informationen, noch bevor es Ihnen bewusst wird, zum Angst- und Panikzentrum sowie zum Lust- und Freudezentrum. Da Geldverlust für den heutigen Menschen in der Regel Gefahr bedeutet, nämlich Existenzverlust, wird das Angst- und Panikzentrum aktiviert. Nun werden entsprechende Reaktionsmuster aktiviert, Kampf, Flucht, Erstarrung, und die dazu passenden Gefühle erzeugt, die Sie zu einer Handlung animieren: Sie verkaufen Ihre Position mit kleinem Gewinn, weil Sie Angst hatten, alle Gewinne zu verlieren bzw. wieder Verluste zu machen. Der gesamte Ablauf geschieht unbewusst, etwa 230 Millisekunden lang, bevor Ihnen all das bewusst wird. Die Wissenschaft hat zudem herausgefunden, dass unser Gehirn in manchen Situationen bereits sieben Sekunden vor der Ausführung einer Handlung schon entschieden hat, wie wir im nächsten Moment handeln werden. Der Professor für Verhaltensphysiologie Gerhardt Roth bringt es auf den Punkt: »Wir sind eine Marionette in den Händen unseres Unbewussten. Und wir bekommen nur dann andere Gedanken, wenn das Unbewusste meint, dass wir jetzt mal andere Gedanken bekommen müssen. Und auch die werden uns eingegeben.«
    Keiner von uns weiß, warum wir tun, was wir tun. Sicher ist, der Verstand agiert in die Zukunft, das Unbewusste aus der Vergangenheit. Wir kreieren uns also ständig eine Zukunft mit den Einflüssen aus der Vergangenheit. Vieles davon wurde in der Kindheit geprägt. Angeeignete Denk- und Verhaltensmuster, Erlebnisse, Erfahrungen und die zahlreichen Glaubenssätze stammen meist ebenso aus der Vergangenheit. Es reicht also nicht aus, sich zu sagen: »Ich kann nur erfolgreich werden, wenn ich diszipliniert trade, also tue ich das jetzt mal!« Oder: »Ich habe keine Angst mehr, ausgestoppt zu werden, das gehört doch zum Trading dazu!« Denken hilft zwar zu verstehen, aber verstehen alleine nützt nichts. Der Verstand zieht meist den Kürzeren gegenüber unserem Unterbewusstsein.
    Der Grund dafür ist, dass unser Gehirn es sich so einfach wie möglich macht. Schalten, kuppeln, bremsen und gleichzeitig den Blinker wie beim Autofahren auf einmal zu betätigen ist für unser Unbewusstes kein Problem. Müssten wir über all diese Handlungsabläufe nachdenken, würden wahrscheinlich nur sehr wenige das Auto benutzen. Denn nachdenken strengt unser Gehirn enorm an und verbraucht Unmengen an Energie. Es wird deshalb auf wenige Zentren, die sich in der Großhirnrinde befinden, begrenzt. Es ist eine ein Millimeter dünne Schicht, die unser Gehirn scheinbar wie eine faltige Badekappe umschließt. Im vorderen Teil des Stirnbereichs dieser Kappe sitzt unsere Intelligenz. Dieses Zentrum ist mit der

Weitere Kostenlose Bücher