Tradingpsychologie
muss man wissen, dass das menschliche Gehirn immer im Vergleich zu vorhandenen Erfahrungen agiert. Wenn ich also als Kind in der Schule lernte, dass Fehler in Klausuren mit Zensuren bewertet werden, dann prägt es mein Verhalten. Es gibt zahlreiche Einflüsse dieser Art auf unser Leben: Als Kleinkind soll ich keine Sachen kaputtmachen und mich wie erwartet verhalten, andernfalls droht Strafe, manchmal sogar körperliche. Im Berufsleben wird Zuverlässigkeit und Disziplin erwartet, sonst bin ich gefeuert. Im Straßenverkehr darf ich nicht zu schnell fahren, nicht falsch parken und vieles mehr, sonst bekomme ich einen Strafzettel. Der Mensch ist heutzutage überall konfrontiert mit Regeln, die er einhalten muss. Ansonsten erfährt er schwere Nachteile: Liebesentzug oder gesellschaftliche Ausgrenzung, kein Gehalt, Geld und Strafgelder oder in weitaus schlimmeren Fällen körperliche Schmerzen und vieles mehr. Wir sind eingesperrt in einer Welt unserer selbst geschaffenen Konditionierungen.
Diese Maßregelungen verursachen Denk- und Verhaltensmuster, nach denen wir unbewusst leben. Wir sind stets bemüht, die täglichen Aufgaben so perfekt wie möglich zu erledigen, denn sonst drohen mögliche Gefahren wie oben ausgeführt. In unseren Köpfen herrscht eine ständige unterschwellige Angst, bestraft zu werden. Und diese Kontrollinstanz lässt uns so agieren, dass wir Fehler möglichst zu vermeiden versuchen. Beim Traden sehen wir Verluste als Fehler an, was sie aber definitiv nicht sind, sondern sie sind Teil des Geschäftes und unumgänglich!
Mit diesen unbewussten Erwartungen handeln wir auch beim Trading. Der Trader will alles richtig machen, sonst droht Bestrafung, oder er fühlt sich als Versager, weil er sich für unfähig hält, fehlerfrei zu arbeiten. Die Menschen beunruhigt nicht, was passiert, sondern das, was sie von den Geschehnissen denken oder besser: befürchten. Und je weniger ein Trader an sein Ziel kommt, profitabel zu traden, desto verzweifelter und hoffnungsloser wird er sich fühlen. Diese Hoffnungslosigkeit veranlasst ihn dazu, sich unklug beim Trading zu verhalten. Er macht zu viele Trades, verzichtet auf Stopps, riskiert mehr Kapital, als es sinnvoll ist usw. Das Wollen treibt ihn nun an, weil der Schmerz darüber, vielleicht ein Versager zu sein, zu groß sein würde. Er ist also bemüht den Status quo wiederherzustellen. Jene Ausgangssituation, als noch alles gut war. Mit solchen Gefühlen ist ein diszipliniertes Trading nicht mehr möglich. Zu diesem Zeitpunkt haben längst die Gefühle die Führung übernommen. Und die agieren nicht logisch und zu unserem Vorteil, sondern nach unbewussten Verhaltensmustern. Meist sind es simple Schutzmechanismen der Kindheit. Zwar wurde der Verstand längst außer Kraft gesetzt, aber er glaubt immer noch, die Zügel in der Hand zu halten. Dem Trader fällt daher eine schlechte Idee nach der anderen ein, ohne die Bedeutung seines unsinnigen Handelns wirklich zu verstehen. Er ist nicht mehr in der Lage, Ereignis und Erlebnis auseinanderzuhalten. Denn emotionsgetriebenes Trading ist unbewusstes Trading. In so einem Moment traden wir nicht, sondern wir werden getragen – von unseren Überlebensstrategien! Unsere Denkmaschine ist nämlich nicht in der Lage, zwischen einer tatsächlichen Bedrohung und einer bloß scheinbaren Gefahr zu unterscheiden. Außerdem gaukelt uns dieser nahezu perfekte Denkapparat vor, wir seien unser Verstand und würden die ganze Zeit über im vollen Besitz unserer geistigen Kräfte sein. Tja, wir »haben« zwar einen Verstand, der natürlich in vielen Situationen unseres Lebens auch sehr nützlich ist, aber wir sind nicht unser Verstand. Es gibt weitaus größere Kräfte wie das Unbewusste, das uns bei unserem Denken und Handeln beeinflusst. Und weil unsere unbekannten Glaubenssätze uns nicht bewusst sind, erleben wir auch beim Trading immer wieder dieselben Probleme. Nicht »Bauchmenschen«, sondern sogenannte »Kopfmenschen« mit einem starken Ego haben es deshalb auch anfangs besonders schwer, an den Märkten erfolgreich zu sein. Ihr Verstand steht ihnen ständig im Weg. Sie wollen den Markt mit ihrem Denken und Handeln gefügig machen, statt mit den Marktverläufen zu gehen und der Realität ins Auge zu blicken. Stattdessen scheinen sie den Kampf mit einem Gegner aufzunehmen, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt! Man kann auch sagen: Je größer das Ego, desto größer die Probleme beim Trading.
Trader, die zugleich von ihrem
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