Tradingpsychologie
funktioniert. Dann passe es mit den Mitteln an, die für dich stimmen. Meistens handelt es sich darum, größere oder kleinere Stopps zu setzen, mehr Geduld aufzubringen, um auf gute Chancen zu warten, oder Mut zu haben, eine Position laufen zu lassen, höhere Zeiteinheiten einzubeziehen, oder einen Wiedereinstieg zu wagen, wenn das Setup noch stimmt.
Marcel: Da sind schon einige Beispiele dabei, die auf mich zutreffen!
Coach: Das weiß ich. Trader versuchen oft, ihre mentalen Probleme über logische Parameter wie z.B. Indikatoren zu lösen. Oder indem sie ständig an ihrem System rumbasteln oder es gegen ein anderes Regelwerk austauschen. Das bringt aber nichts. Ein mentales Problem muss auf der mentalen Ebene gelöst werden. Ein logisches auf der logischen Ebene. Wenn ich bemerke, dass ich in den meisten Fällen ausgestoppt werde, weil mein Stopp zu eng platziert ist, dann muss ich dem Stopp etwas mehr Luft geben. Ganz logisch, dafür brauche ich kein mentales Training. Wenn ich aber Angst habe, einen Wiedereinstieg in eine Position zu wagen, obwohl das Setup nach wie vor exzellent ist, dann sollte ich der Sache von der psychologischen Seite her auf den Grund gehen. Es gibt sowohl mentale wie logische Gründe für Trading-Probleme. Beide haben ihren ganz eigenen Lösungsansatz. Die häufigsten Probleme entstehen auf der mentalen Seite des Tradings, aber die meisten versuchen, sie logisch zu lösen, was in der Regel zum Scheitern verurteilt ist.
Marcel: Verstehe. Ich glaube, ich brauche erst mal kein neues Buch mehr!
Coach: Klingt gut..!
Fachwissen ist eine nützliche Sache fürs Trading. Man muss verstehen, wie die Märkte funktionieren. Zum Beispiel dass Trends eher weiter in die eingeschlagene Richtung laufen, als dass sie drehen. Oder das Fibonacci-Verhältnisse durchaus Sinn machen können. Auch die Dow-Theorie, nach der Marktbewegungen bestimmten Kriterien unterliegen. Und natürlich, dass man einem festen und profitablen System folgen sollte, um Geld an der Börse zu verdienen. Zu jedem Zeitpunkt kann an den Märkten einfach alles passieren. Und Sicherheit beim Trading kann nur der Trader selbst herbeiführen, nicht der Markt an sich.
Die vielen Fachartikel und Bücher, die mit immer neuen Handelssystemen verführen wollen, reizen vor allem immer dann zur Nachahmung, wenn man selbst unsicher ist beim Traden. Irgendwann hat man unzählige Regelwerke im Kopf, sodass man sie auch meistens unbewusst einsetzt. Und häufig nicht mal der Reihe nach, sondern alle gleichzeitig. Das ist wie Kochen mit allen Zutaten, die im Kühlschrank zu finden sind. Schmackhaft wird das nicht!
Ich kenne das übrigens von mir selbst auch. Ich hatte so viele Handelsideen von anderen im sprichwörtlichen Trading-Köcher, dass ich meinte, für jede Situation im Chart die richtige Strategie zu besitzen. Mein Unbewusstes schickte mir ständig neue Impulse, was ich zu machen habe: »Widerstand im Stundenchart – jetzt long.« »Hammerkerze im 10-Minuten-Chart – rein!« »Zwei gleitende Durchschnitte kreuzen sich auf 15 Minuten – sofort short.« »Höhere Hochpunkte im 30-Minuten-Chart – long, das wird ein Trend.« »Trendlinie auf 10 Minute wird short gerissen – schnell short, das wird eine riesen Abwärtsbewegung!« »Doji-Kerze im 5-Minuten-Chart – der Markt dreht – ich kaufe.« »Der Kurs läuft aus dem Seitwärtskanal des Ein-Stunden-Charts – short eingestoppt.« Ich kannte so viele Einstiege, dass mein Unterbewusstsein mich in einem fort in die Startposition schickte – traden, traden, traden.
Ich bin schier verrückt geworden. Am Abend saß ich dann vor meinem Computer und war völlig geschafft. So, dachte ich, traden die Profis. Heute weiß ich, so traden die Doofis!
Wer die Wahl hat, der hat die Qual. Das trifft zu 100 Prozent auf das Trading zu. Heute weiß ich: Weniger ist mehr – weitaus mehr! Die Kunst liegt nicht in der Erweiterung, sondern darin, den Mut zu haben, mal was wegzulassen! Viel traden kann jeder – auf den aussichtsreichsten Trade zu warten, die wenigsten. Keinen Trade zu machen, das ist mentale Stärke! Unser Verstand will recht haben, will gewinnen. Der Mensch ist es gewohnt, Probleme logisch zu lösen, und er schaut, ob nicht vielleicht andere eine Lösung für sein Trading-Problem haben. In den allermeisten Fällen ist die Lösung aber nicht im Außen zu finden, sondern in einem selbst!
Profis handeln sehr oft sehr einfache Handelssysteme. Sie überprüfen regelmäßig, wo ihr
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