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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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und mit Enterhaken auseinander reißen.« Verbittert fuhr er fort: »Aber das waren nicht die Reste meines Schiffs. Und nicht ein einziges Stück meiner kostbaren Ladung war unter den verkohlten Bruchstücken auszumachen. Es war, als hätten die Schurken mein Schiff entführt und einen leeren, alten Kahn verbrannt.«
    Gedankenverloren starrte Sheffield ins Feuer. »Am nächsten Morgen«, sagte er nach einer Pause, »wurde der Rest der Besatzung in einer Schenke stockbetrunken entdeckt. Keiner hatte von den Ereignissen der Nacht etwas mitbekommen, obwohl sich diese Burschen sonst kaum unter den Tisch trinken ließen. Und als ich den Bürgermeister von Lübeck zur Rede stellte, brachte er nur ein paar flüchtige Entschuldigungen hervor. Er behauptete, er würde sich der Sache annehmen, bis jetzt aber habe ich weder von meinem Schiff noch von der Besatzung etwas zu sehen bekommen.« Sheffields Geschichte fesselte die Zuhörer ungemein. »Inzwischen habe ich die deutsche Sprache einigermaßen gelernt und da und dort erfahren, daß englische Seeleute in Ketten auf Hillerts Schiffe geschafft wurden.« Sein Blick schien in die Ferne zu schweifen. »Aber wenn ich versuchte, weitere Fragen zu stellen, dann wich man mir aus.«
    »Master Thomas, es tut mir leid, daß Ihr einen so großen Verlust erlitten habt«, sagte Elise. »Aber was hat dies mit meinem Vater zu tun?«
    »Tja… also… vor einigen Monaten, da kam ich auf die Idee, Hillerts Schiffe zu beobachten, beim Einlaufen oder beim Beladen… weil ich hoffte, zufällig ein Stück meiner verschwundenen Waren zu entdecken. Dabei wurde ich Zeuge einer sonderbaren Szene, und ich dachte zuerst, einer von meinen eigenen Leuten sei darin verwickelt. Hillerts großes Schiff ›Grauer Falke‹ war eben aus London eingelaufen«, berichtete er weiter. »Aus sicherer Entfernung beobachtete ich, daß ein Mann, den man in schwere Ketten gelegt hatte, vom Schiff gebracht wurde.«
    »Und dieser Mann war Engländer?« fragte Elise.
    »Das war er.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?« fragte nun Justin.
    »Später kehrte ich in einer Schenke ein und erkannte einen der Bewacher. Dem zahlte ich ein paar Bierchen und fragte ihn dann über den Mann aus. ›Ich hörte, daß ihr eine Meuterei hattet‹, sagte ich zu ihm, worauf der Kerl mich fast mit den Blicken durchbohrte. ›Die ganze Stadt schwirrt von Gerüchten‹, sagte ich weiter. ›Und ich hörte, daß ihr einen der Meuterer mitgebracht habt, damit er gehängt wird…‹, schwindelte ich. ›Da habt Ihr was Falsches gehört‹, zischte der andere. ›Auf Hanseschiffen gibt es keine Meuterei, niemals. Wir schafften nur einen englischen Tölpel an Land, den Hillert beim Spionieren in den Stilliards ertappt hat.‹ ›Ihr werdet noch Drake und seine Leute auf den Hals kriegen, wenn ihr Engländer aus ihrem Land entführt‹, sagte ich. ›Ach was‹, höhnte der Mann. ›Die merken ja doch nie, daß er weg ist.‹ Mehr wollte der Mann nicht sagen und verdrückte sich.«
    Elise war auf die Kante ihres Stuhls vorgerutscht. »Was ist Euch an dem Gefesselten aufgefallen? War er groß? Schlank? Dunkelhaarig? Hatte er ebenmäßige Züge?« Dies alles konnte Sheffield bejahen, und Elise begann Hoffnung zu schöpfen. »Sagt mir, habt Ihr zufällig gesehen, ob der Mann einen auffallenden Ring mit einem Onyx trug?«
    Sheffield überlegte und schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen. Er hielt die gefesselten Hände vor sich, und soweit ich mich erinnere, trug er gar keinen Ring.«
    Elise wurde wieder unsicher. Der Ring wäre ein sicheres Erkennungsmerkmal gewesen.
    »Gewiß hat man ihm den Ring abgenommen«, brachte Justin vor.
    »Natürlich, so ist es«, stimmte Sheffield zu.
    »Falls mein Vater wirklich dort ist… und noch lebt« – Elise sprach die Worte ganz langsam aus, als müßte sie gegen die übermächtigen Zweifel ankämpfen –, »dann ist sein wahrscheinlicher Aufenthaltsort ein Verlies der Hanse.«
    »Nikolaus könnte ihn vielleicht finden«, meinte Justin.
    In ihre blauen Augen trat ein wachsamer Zug. Maxim hatte sie davor gewarnt, Nikolaus in die Affäre hineinzuziehen, und sie mußte sehr vorsichtig sein, damit Justin nichts in dieser Richtung unternahm.
    »Könnt Ihr mir sonst noch etwas sagen, Master Thomas?«
    »Nein.« Sheffield schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte Euch mehr Grund zur Hoffnung geben, denn was ich Euch sagen konnte, ist herzlich wenig.«
    Elise faßte in eine Falte des Kleides und holte

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