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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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einen Sovereign hervor. »Da, nehmt«, forderte sie Sheffield auf. »Für die Zeit und Mühe, die es Euch kostete. Und weil Ihr Euch an diesem eisigen Abend aus dem Haus gewagt habt.«
    »Nein, nein, Mistreß. Ihr wollt mich beschämen«, wehrte Sheffield heftig ab, »es wäre nicht recht, wenn ich Geld nähme. Was ich Euch geben konnte, war nur ein schwacher Hoffnungsschimmer. Dafür durfte ich mich an Eurem Feuer wärmen und eine Stimme aus der Heimat hören. Ich wünsche Euch einen guten Abend, Euch, Mistreß, und Euch, Sir. Nun muß ich mich auf den Weg machen.«
    Justin brachte den Mann an die Haustür, und als er wiederkam, blieb er an den Rahmen der Zimmertür gelehnt stehen. Elise starrte ins Feuer. Er sah ihr an, daß sie gegen eine Flut von Hilflosigkeit und Zweifeln ankämpfte.
    »Elise, was überlegt Ihr?« fragte er leise.
    Elise blickte zu ihm auf und sah zum ersten Mal hinter der Fassade des Knabengesichts den besorgten jungen Mann. »Es gibt Augenblicke, lieber Justin, da muß eine Frau ihre Gedanken und Überlegungen für sich behalten«, lächelte sie schwach.
    Justin sah, wie sie sich abwandte. Ihre Unrast schien gebannt, als sie die Hände im Schoß faltete. Beide hingen ihren Gedanken nach.
    Hillert hatte durch die Hanse zweifellos die Würdenträger der Stadt Lübeck in der Hand. Also war es zwecklos, sich durch die Behörden der Stadt Gerechtigkeit verschaffen zu wollen. Justin wußte das schon seit langem. Um so stärker wuchs in ihm Tag für Tag das Verlangen, Hillert die Klinge ans Herz zu setzen, denn die Hoffnung, Hillerts Kopf in der Schlinge oder auf dem Richtblock zu sehen, hatte er längst aufgegeben.
    Elise schreckte aus ihren Gedanken hoch und betrachtete Justin verstohlen. Wie er so vor dem Kamin stand, die Hände im Rücken verschränkt, konnte sie keine Ähnlichkeit mit dem stets gut gelaunten und zu Scherzen aufgelegten jungen Mann entdecken, als den sie ihn kennen gelernt hatte. Sie konnte sich des Verdachts nicht erwehren, daß Justins Auftreten als unbeschwerter Jüngling eine Verstellung war; dadurch hatte er sicher seine Vorgesetzten getäuscht, so daß ihm ungehindert überall Zutritt gewährt wurde. Er wußte erstaunlich viel über die Hanse, zumindest was Lübeck und Hillert betraf, ganz gewiß mehr, als ein flüchtiges Interesse vermuten ließ.
    »Was meint Ihr, aus welchem Grund Maxim sich mit Hillert trifft? Ob er ihm Fragen nach Eurem Vater stellt?« fragte Justin plötzlich.
    Elise begegnete seinem Blick mit einem Achselzucken, entschlossen, das unbedarfte junge Mädchen zu spielen. »Vielleicht, aber ich kann beim besten Willen nicht sicher sagen, daß sein Besuch diesem Zweck dient. Er nannte mir keinen Grund, und ich sah keine Notwendigkeit, ihn zu fragen.«
    Justin sah, daß sie den Tränen nahe war. »Verzeiht, Elise, es war nicht böse gemeint«, sagte er mitfühlend. Und wie in Gedanken fuhr er fort: »Hillert schenkt nur denjenigen seine Zeit und Gunst, die ihm nützen können. Aber was hätte er von Maxim zu erwarten?«
    »Sehr wenig, könnte ich mir denken«, erwiderte sie vorsichtig. »Maxim hat Grundbesitz und Vermögen verloren. Er ist so gut wie mittellos und, soweit ich weiß, sämtlicher Verpflichtungen ledig, bis auf die eine – nämlich seine Ehre wiederherzustellen.«
    »Und doch hat Hillert ihn zu sich kommen lassen. Nur um seine Fragen über Euren Vater zu beantworten? Nein, da muß mehr dahinterstecken.«
    »Vielleicht könnt Ihr mich darüber aufklären, Justin«, erwiderte Elise gereizt. »Ihr scheint Hillert selbst sehr gut zu kennen. Was glaubt Ihr, weshalb er Maxim zu sich kommen ließ?«
    Justin ließ sich auf einem Stuhl ihr gegenüber nieder. Er prüfte ihr ernstes Gesicht, aus dem höchste Wachsamkeit sprach, ehe er antwortete. »In letzter Zeit häuften sich Hillerts Tobsuchtsanfälle, weil Drake ihm seine Schiffe raubt. Elizabeth stattete Drake mit Kaperbriefen aus und duldet somit Piraterie auf hoher See. Und plötzlich bittet Hillert einen Engländer zu sich… Natürlich handelt es sich um einen seiner Rechte beraubten Lord… doch immerhin um einen Mann, der bei Hof Zutritt hatte. Nun frage ich Euch, Elise, was Ihr von einer Zusammenkunft der beiden haltet.«
    Elise reckte beleidigt das Kinn, da ihr die Zielrichtung seiner Schlussfolgerungen nicht behagte. »Wie kommt es, daß Ihr Hillert so gut kennt? Solche Schlüsse könnt Ihr nur ziehen, wenn Ihr mit diesem Mann auf vertrautem Fuß steht.«
    Justin, der ihren Unmut

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