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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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heraushörte, lächelte nachsichtig. Vom ersten Moment ihrer Begegnung an hatte ihre Schönheit ihn beeindruckt, doch zugleich hatte er gespürt, daß zwischen Elise und dem Marquis eine gewisse Beziehung bestand. War dieser Mann, wegen Hochverrats verurteilt, vielleicht in eine Sache verwickelt, die weitaus schlimmer war, als sie beide es sich vorstellen konnten? »Ich kenne Hillert, weil ich ihn schon seit Jahren aufmerksam beobachte. Gewisse Umstände deuten darauf hin, daß zwischen ihm und dem Tod meines Vaters ein Zusammenhang besteht. Ich bin überzeugt, daß entweder Hillert selbst oder sein Handlanger, dieser Gustav, den Mord an meinem Vater begangen hat.«
    Nach dieser Enthüllung tat sich Elise keinen Zwang mehr an. »Dann werdet Ihr meine Sorgen verstehen.«
    »Nur zu gut, fürchte ich.« Justin hielt den Blick zu Boden gerichtet. Der Tod seines Vaters machte ihm nach all den Jahren immer noch zu schaffen. »Hillert hat für lebendige Engländer wenig Verwendung. Was immer Maxims Absicht sein mag, er begibt sich auf gefährliches Terrain.«
    »Ihr meint, er könnte schon tot sein?« rang Elise verzweifelt die Hände.
    »Meinen Vater fand man ertränkt in einem Weinfass«, eröffnete Justin ihr finster.
    »Hört auf!« rief Elise aufspringend und sah ihn aus tränenumflorten Augen an. »Es ist Euch ein Vergnügen, mich zu ängstigen! Das halte ich nicht mehr aus!«
    »Beruhigt Euch, Elise«, besänftigte Justin sie. Er trat an ihre Seite und hätte ihr zu gern den Arm um die Schulter gelegt. »Vergebt mir. Ich wollte Euch nicht weh tun.«
    »Was soll ich nur tun«, schluchzte sie. »Nikolaus sagte, heute finde eine Hanseversammlung statt. Gewiß wird auch Hillert anwesend sein. Das Gespräch mit Maxim müßte längst beendet sein.«
    Justin trat ans Feuer. Daß dieser Maxim dem Mädchen den Kopf verdreht hatte, war offensichtlich. Aber auf welcher Seite stand er? Von Nikolaus' begeisterten Schilderungen abgesehen, wußte Justin von dem Mann so gut wie nichts. Das unerschütterliche Vertrauen Elises in Maxim weckte so etwas wie Eifersucht in ihm. Daneben plagte ihn ein anderer Verdacht…
    Justin verbeugte sich knapp und fragte: »Würdet Ihr mich jetzt entschuldigen? Ich muß kurz fort.«
    »Aber wohin?« fragte sie ängstlich. An einem kalten Winterabend wie diesem wagte sich niemand hinaus, wenn es nicht eine dringende Angelegenheit erforderte.
    Justin hielt inne und überlegte, was er antworten sollte. Daß er sich Einlass ins Kontor der Hanse verschaffen wollte, um hinter Maxims wahre Absichten zu kommen, konnte er ihr nicht sagen. »Es gibt Dinge, meine teure Elise, die ein Mann lieber für sich behält«, sagte er und lächelte dünn.
    Elise horchte seinen Schritten nach, als er sich in seine Kammer begab. Dann drehte sie sich um und blickte in die Flammen. Ein Schatten glitt über ihre Stirn, denn sie wurde den Verdacht nicht los, daß sein plötzlicher Aufbruch für Maxim nichts Gutes verhieß. Sein Misstrauen gegenüber Maxim hatte sie deutlich gespürt.
    Elise lief aus der Stube und stürmte mit hochgerafften Röcken die Treppe hinauf. Sie hatte einen Entschluß gefaßt und würde sich durch nichts davon abbringen lassen. Sie mußte Justin folgen, um herauszufinden, was er vorhatte. In Justins Schlafkammer, die Maxim derzeit bewohnte, hatte sie eine Truhe mit abgelegten Kleidungsstücken gesehen, von denen sie einige für ihr Vorhaben zu verwenden gedachte.
    Eilig zog Elise sich aus und versteckte ihre eigenen Sachen in der Truhe. Sie drückte ihre Brüste mit einem Tuch, das sie fest um sich wickelte, ganz flach. Hastig schlüpfte sie in ein loses Hemd, über das sie einen wollenen Kittel zog. Zwei Lagen dicker Strümpfe und ein Paar loser Kniehosen halfen die weiblichen Rundungen ihrer Hüften zu verbergen und boten zugleich Schutz gegen die Kälte. Ihr Haar stopfte sie unter eine knapp anliegende Lederkappe, deren Bänder sie unter dem Kinn zusammenknotete. Ihre alten, abgetragenen Lederstiefel waren für ihre Absichten genau das richtige.
    Im angrenzenden Raum wurde eine Tür geöffnet. Wie erstarrt lauschte Elise, als sie das Knarren der Dielenbretter unter den vorsichtigen Schritten des Eindringlings hörte. Maxim konnte es nicht sein. Er hatte keinen Grund, heimlich in seine Kammer zu schleichen.
    Leise schlich sie an die Verbindungstür und öffnete sie einen Spaltbreit. Ihr stockte der Atem, als sie einen alten Mann erblickte, dem ein paar graue steife Strähnen unter der flachen

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