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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Waffe wurde abgeblockt, und er sah ein Lächeln über Maxims Lippen huschen, ehe dessen Klinge an der seinen entlangglitt und die Spitze auf seine Brust zuschnellte. Er spürte einen heftigen Schmerz zwischen den Rippen, als sie tief eindrang.
    Maxim trat zurück. Seine Klinge war bis zur Hälfte in Blut getaucht. Gustav taumelte einen Schritt zurück, den Blick voller Entsetzen auf seine Brust gerichtet, auf der ein roter Fleck immer größer wurde. Sein Atem schien ihm in der gewölbten Brust steckenzubleiben. Gurgelnd holte er Luft, die Klinge entglitt seinen Fingern, und er brach zusammen.
    Maxim nützte den Augenblick des Entsetzens, als die Menge den Toten anstarrte. Im Nu war er an der Tür, schlug sie hinter sich zu und verriegelte sie, obwohl er wußte, daß sie dem Ansturm der Menschenmassen nicht lange standhalten würde. Immerhin verschaffte er sich und den Freunden damit einen kleinen Vorsprung.
    Der wartende Justin winkte Maxim, sich zu beeilen, dieser aber bedurfte dieser Aufforderung nicht, denn er lief bereits, drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter. Bei den Freunden angekommen, fing er den Lammfellmantel auf, den Justin ihm zuwarf. Im Vorbeilaufen faßte er nach Elises Hand, und sie tauchten unter im Dunkel der Nacht.
    Ein lautes Krachen hinter ihnen verriet, daß das große Portal des Kontors aufgebrochen worden war. Laute Rufe erklangen durch die Nacht, als die Hanseaten die Stufen hinunterliefen und sich in verschiedene Richtungen verteilten.
    »Hier entlang!« rief Justin mit gedämpfter Stimme und deutete in die Richtung eines engen Gässchens. »Hier hängen wir sie leichter ab.«
    Die Dunkelheit vertiefte sich, als der von Fackeln erhellte Bereich um den Kontor hinter ihnen zurückblieb. Nur das Knirschen des gefrorenen Schneematsches war gelegentlich zu hören, als die fünf Gestalten durch die gewundenen Straßen Lübecks wie durch ein endloses Labyrinth hasteten, dessen Ende nur Justin bekannt war. Elise versuchte tapfer mit den Männern mitzuhalten, schließlich aber sackte sie in einer dunklen Gasse an einer Mauer zusammen, völlig erschöpft und außer Atem. Auch Justin blieb, nach Atem ringend, stehen. Maxim lief ein paar Schritte weiter, um zu prüfen, wo die Gasse endete. Dann kam er zurück.
    »Nun, Sir Kenneth, was sagt Ihr?« keuchte er, den Blick durch die Dunkelheit auf einen der Männer gerichtet. »Habt Ihr eine Ahnung, wo wir sind?«
    »Ja, Mylord«, antwortete Kenneth. »Und ich habe eine Ahnung, was Ihr jetzt denkt, und ich gebe Euch recht. Es ist am besten, wenn wir uns trennen.«
    »Dann nehmt Sherbourne, und lauft los. Ich brauche Justin, damit er mir hier weiterhilft. Wir sehen uns auf der Burg wieder.«
    Sir Kenneth trat vor und drückte Maxim die Hand. »Sollte einer von uns die Burg nicht erreichen, dann solltet Ihr wissen, daß es mir eine Ehre war, an Eurer Seite zu kämpfen. Gute Nacht.« Er salutierte kurz und wandte sich an Elise. »Es war mir ein Vergnügen, Mylady. Ich wünsche Euch und Lord Seymour ein langes Leben.«
    »Danke… für alles«, sagte Elise leise. Seufzend sah sie den zwei Davoneilenden nach, von einer schrecklichen Ahnung erfasst, daß sie durch ihre Unbesonnenheit alle in Gefahr gebracht hatte.
    Justin war von Kenneths letzten Worten beunruhigt und sah das Paar im Halbdunkel fragend an. Doch Maxim ließ ihm keine Zeit, Fragen zu stellen. Er nahm Elises Arm und geleitete sie ein Stück weiter die Gasse entlang. Justin starrte ihnen nach.
    »Warum bist du gekommen?« raunte Maxim Elise zu. »Warum hast du dich verkleidet ins Kontor geschlichen? Wusstest du nicht um die Gefahr? Hillert hasst Frauen, besonders Engländerinnen.«
    »Ich machte mir deinetwegen Sorgen und wollte mich vergewissern, daß dir keine Gefahr droht«, sagte sie beschämt.
    Da drang seine Stimme wie ein sanfter Flügelschlag an ihr Ohr. »Meine Geliebte, ich schwöre dir, daß ich dein Antlitz stets vor mir sehe; meine einzige Sehnsucht war, zu dir zurückzukehren und diese Nacht in deinen Armen als dein Gatte zu verbringen.« Er ließ den Mantel von den Schultern gleiten und gab ihn ihr. »Halte ihn, damit ich dir mein Hemd geben kann.«
    Elise strich bewundernd über den Lammfellmantel. »Fast hätte ich dich darin nicht erkannt.«
    »Fast hätte ich dich auch nicht erkannt«, lachte Maxim leise.
    Maxim stellte sich vor Elise, als sie, vor Kälte zitternd, das Hemd rasch über den Kopf zog, ehe sie wieder die Wärme des Mantels suchte. Dann winkte Maxim

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