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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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eine breite Lücke in die Linie der Angreifer gerissen worden war. Ein im Schlamm liegender Mann tat noch ein paar Zuckungen und rührte sich nicht mehr. Der gesamte Angriff war ins Stocken geraten, denn Hillerts Söldner hatten verwirrt und erschrocken angehalten. Sie waren auf Speere und Lanzen gefaßt gewesen und nicht auf mit Eisenschrott geladene Kanonen. Nun donnerte wieder das zweite Geschütz und ließ erneut eine Fontäne aus Schlamm, Gestein und leblosen Leibern aufsprühen. Ein unmittelbar darauf folgender Treffer vergrößerte die Lücken in der nur noch halbherzig heranrückenden Schlachtreihe. Als das Ausmaß der Verheerungen sichtbar wurde, erhob sich lautes Geschrei. Die Linie brach auseinander. Vor Angst heulend und wehklagend, machten die Angreifer kehrt.
    Hillert sprengte mitten durch die Schar der Fliehenden und schlug wild mit einer Peitsche auf sie ein, um ihren Gehorsam zu erzwingen. Sir Kenneth zündete erneut eine Kanone, um sie vollends in die Flucht zu schlagen. Entsetzt schrien die Männer auf und stoben auseinander.
    Ein eiserner Querschläger traf Hillerts Ross an der Schulter. Das vom ohrenbetäubenden Geschützlärm verwirrte Schlachtross bockte und richtete sich auf der Hinterhand auf. Hillert flog aus dem Sattel und landete in einiger Entfernung in einer Pfütze. Die Männer auf der Burgmauer quittierten seinen Sturz mit lautem Gelächter. Hillert rappelte sich wieder hoch, vor Wut schäumend, so daß die eigenen Leute ihn ebenso zu fürchten hatten wie die Männer auf der Mauer. So wie er seine Muskete schwenkte, konnte niemand daran zweifeln, daß er jeden Flüchtenden auf der Stelle niederstrecken würde.
    Die Verteidiger von Hohenstein hatten nun eine kleine Atempause, da Hillert seine Leute beschimpfte. Dieser Maxim Seymour besaß all die Vorzüge, die Nikolaus an ihm gerühmt hatte, und vermutlich noch viel mehr. Nur ein Narr würde ihn ein zweites Mal unterschätzen.
    Bogenschützen formierten sich auf der Anhöhe und ließen Pfeile auf den Burghof regnen. Eilig wurden Schilde zum Schutze der Geschützmannschaften herangeschleppt, während Hillerts Truppe zu einem neuen Angriff antrat, diesmal mit einer anderen Strategie. Sie gingen einzeln und große Abstände voneinander haltend vor und führten primitive Leitern mit sich, um die Mauer zu erstürmen. Dicht an die Mauer gedrückt, schossen Justin und Sherbourne nun ihrerseits Pfeile auf die Angreifer ab, doch wenn einer der Söldner getroffen zu Boden sank, trat sogleich ein anderer an seine Stelle.
    Wieder donnerten die Geschütze, doch jetzt traf ein Schuß nur noch einen oder zwei aus der erbittert anstürmenden Horde. Als die Angreifer sich der Mauer näherten, verließ Hillert mit einigen seiner Leute den Schutz der Anhöhe und folgte ihnen. Die heranrückende Truppe kam so nahe, daß der Schussbereich der Geschütze über sie hinausging. Da verließen Maxims Leute die Kanonen und nahmen auf der Mauerkrone Aufstellung. Fitch, Spence, Dietrich und der junge Stallknecht standen schon mit Kesseln voll siedendheißem Fett bereit, um den Angreifern Einhalt zu gebieten. Als Hillerts Söldner ihre Leitern an die Mauer lehnten und zum Aufstieg ansetzten, ergoss sich ein Schwall heißen Fettes über sie. Schmerzensschreie zerrissen die Luft, verbrühte Leiber stürzten von den Leitersprossen und landeten am Boden, wo im nächsten Augenblick ein Feuerwall entlang der Steinmauer aufflammte, als brennende Fackeln auf die mit Fett durchtränkten Holzstöße geworfen wurden. Wieder hörte man Schreie: Die Kleider der Söldner hatten Feuer gefangen. In panischer Angst wollten sie die Flucht ergreifen, entfachten dabei die Flammen noch mehr und wurden von ihnen verzehrt.
    Hillerts irrsinnige Wut vermochte die Flüchtenden nicht mehr einzuschüchtern, denn ihre Qualen waren so groß, daß ein Schuß aus seiner Muskete für sie eine Erlösung bedeutet hätte. Er sah das Zusammenbrechen seiner Streitmacht und begriff, daß eine Massenflucht bevorstand, falls es ihm nicht gelang, seine Leute zu beschwichtigen.
    Er gab Befehl, sich jenseits der Anhöhe neu zu formieren, und nutzte die Pause, um den Männern Mut zu machen und ihnen noch größere Belohnung in Aussicht zu stellen. Er selbst war über die Höhe der Verluste bestürzt. Mit über achtzig Mann war er gekommen, jetzt hatte er noch knapp zwanzig kampffähige Leute. Er verwünschte sich, daß er auf Frau Hanz gehört hatte, die die Ausrüstung der Burgverteidiger voller Spott abgetan

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