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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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geisterhaftem Weiß erfüllte. Unruhig lief sie hin und her und fragte sich, ob die Straße wieder unpassierbar sein würde. Fitch und Spence hatten die Kisten mit ihren Habseligkeiten nach Hamburg geschafft, wo Nikolaus sein Schiff zum Auslaufen klarmachte, doch nach ihrer Rückkehr hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet und ganze Sturzbäche über das Land fließen lassen. Wieder waren die Bewohner der Burg Gefangene der Elemente. Einziger Trost war die Tatsache, daß die Regenfälle, die sie selbst am Verlassen der Burg hinderten, auch für Hillert die Straße unpassierbar machten.
    Das Warten stellte für alle eine harte Nervenprobe dar. Maxim wurde immer gereizter, während die Tage unter Regengeprassel und Sturmgeheul vergingen. Ihre Hoffnung, rechtzeitig zu entkommen, schwand dahin.
    Schließlich brach die Sonne durch die Wolken und versetzte die Männer in hektische Betriebsamkeit. An die Straße dachten sie gar nicht mehr, als sie Mauerwerk und Burg für den zu erwartenden Angriff rüsteten. Das getrocknete Holz, das sie die ganze Zeit über gesammelt hatten, wurde nun rund um die äußere Mauer aufgehäuft. Frische Späne wurden unter den Kesseln mit ausgelassenem Fett verstreut. Vorräte an Pfeilen, Bolzen, Steinen, Kanonenkugeln sowie Fässer mit Schwarzpulver und Behälter mit kleinen zerbrochenen, spitzen Eisenstückchen wurden zur Mauer geschafft. Die kürzlich instand gesetzten äußeren Tore wurden geschlossen. Man schob einen dicken Eisenriegel vor und ließ das Fallgitter auf der Hofseite herunter.
    Elise befand sich in ihrem Gemach, als plötzlich eine laute Explosion die Scheiben erklirren ließ. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie ans Fenster lief und die Läden aufstieß. Schon hatte sie erwartet, Hillert und seine Reiter die Straße entlangsprengen zu sehen, statt dessen sah sie eine kleine Schlamm- und Geröllfontäne aufspritzen, die auf den Hügelrücken niederprasselte. Sie entdeckte Maxim auf der Mauer, über das hintere Verschlußstück einer Kanone gebeugt. Das Rohr entlangspähend, wies er Justin und die zwei Ritter an, das Geschütz in Stellung zu bringen. Langsam bewegten sie die Kanonen und richteten sie aus. Dann wurde sie erneut geladen und gezündet. Die Kanone krachte wieder ohrenbetäubend, und erneut schoß eine Schmutzfontäne empor, diesmal mitten auf der schmalen Straße.
    Die Männer jubelten und machten sich zufrieden abermals ans Nachladen. Maxim bückte sich, um wieder die Position zu überprüfen. So ging es, bis die Straße alle zwanzig Schritte mit breiten, schmutzigen Streifen markiert war, die sich bis zum Ende der Brücke hinzogen. Anschließend brachten die Männer auch das zweite Geschütz auf der anderen Mauer in Stellung. Ihnen lag jetzt mehr daran, die Burg zu befestigen und zu verteidigen, als ihren Aufbruch vorzubereiten.
    Ungeduldig wartete Elise am Abend auf Maxim. Die Vorstellung, daß ihre kleine Streitmacht sich behaupten und dem Angriff Hillerts standhalten sollte, hatte sie den ganzen Tag gequält und ließ ihr Herz erbeben. Endlich kam Maxim und nahm sie in die Arme. Nach einem langen Kuß nahm er ihre Hände und trat zu ihrer Verwunderung zurück. Er sah in ihre Augen, als wollte er sich jede Einzelheit ihrer Schönheit einprägen.
    »Ich möchte eine sehr wichtige Sache mit dir besprechen, meine Liebe.« Er klang niedergeschlagen.
    Elise starrte ihren Mann überrascht an. Sie spürte, daß es um etwas Bedeutsames ging. »Sprich, Maxim, was bedrückt dich?«
    Verlegen rieb er sein Kinn und suchte nach den passenden Worten. »Bitte, glaube mir, wenn ich dir sage, daß ich dich auf Nikolaus' Schiff und anschließend nach England bringen lassen wollte…«
    »Mich bringen lassen ?« Elise stürzte sich förmlich auf diese Worte. »Du täuschst dich, wenn du geglaubt hast, du könntest mich von dir fortschicken. Wie kann ich dich verlassen, wenn du mein ein und alles bist?«
    Maxim sah, daß ihr Tränen in die Augen schossen, und umfasste mit einer Hand ihre Wange. »Deine Tränen zerreißen mir das Herz. Aber noch viel mehr bekümmert mich das Eingeständnis, daß der günstige Moment für eine Flucht vertan ist. Gehen wir jetzt, dann fängt uns Hillert auf offener Straße ab, und wir wären ihm hilflos ausgeliefert. Er muß zu uns kommen und zu unseren Bedingungen kämpfen.«
    »Aber wie können wir ihnen standhalten? Nikolaus hat uns wissen lassen, daß Hillert Lübeck mit über achtzig Söldnern verlassen hat. Was sollen wir

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