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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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kam mir zu Ohren, daß er von Lübeck aus Erkundigungen über den Grund deines Aufenthalts in Hamburg eingeholt hat.«
    »Warum sollte er sich für mich interessieren?« fragte Maxim ungläubig.
    »Was mit unseren Häfen und mit unserem Handel geschieht, erfüllt ihn mit Bitterkeit«, erklärte Nikolaus. »Uns wird langsam, aber sicher unsere Existenzgrundlage entzogen. Vor hundert Jahren waren wir die Herren des Handels von der Ostsee bis ins Mittelmeer. Jetzt kämpfen wir ums Überleben. Elizabeth will unsere Kontore in England nicht mehr dulden, und Hillert sieht dies als Kampfansage. Er hat bereits zwei Schiffe an diesen Freibeuter Drake verloren. Jetzt plant er möglicherweise einen Anschlag auf Elizabeth. Dabei könntest du ihm von Nutzen sein.«
    »Weiß Hillert, daß man mir Hochverrat an der Krone vorwirft?«
    »Ja, das weiß er, und ich glaube, das ist der Grund seines Interesses an dir. Er wird deine Dienste kaufen wollen.«
    »Er braucht nur zu fragen, und ich sage ihm, was er wissen möchte.«
    »Maxim, Hillert ist ein sehr vorsichtiger Mann. Er wird dich gründlich ausspähen, ehe er sich mit dir einlässt.«
    »Ich bin ein armer Schlucker, mein Vermögen hat man mir geraubt. Was habe ich zu verteidigen?«
    »Deinen kostbarsten Besitz. Dein Leben.«
    Maxim trank schweigend sein Bier, und eine Weile hingen beide ihren Gedanken nach. Schließlich fragte Nikolaus: »Du sagst, Elise ist in ihren Gemächern? Weiß sie von meiner Ankunft?«
    »Ihre Fenster gehen auf den Hof hinaus. Deine Ankunft kann ihr nicht entgangen sein. Sie stellt gewiß deine Geduld auf die Probe.«
    Nikolaus sprang auf. »Ich will hinaufgehen und sie holen.«
    »Ich rate dir dringend ab, sie zu reizen«, warnte Maxim. Er nahm wieder einen Schluck und blickte überrascht zur Treppe, als er ein leises Geräusch von oben vernahm. »Sieh an, das schöne Kind läßt sich schließlich doch herab, uns mit seiner Anwesenheit zu erfreuen.«
    Nikolaus fuhr herum und durchschritt die Halle, um das Mädchen zu empfangen. Maxim beobachtete es unbeteiligt und amüsiert, neugierig, in welcher Aufmachung sich das kleine Biest zur Begrüßung des Gastes präsentieren würde. Obwohl er ihr Geld für den Kauf von Kleidern gegeben hatte, war sie bislang nur in dem verschmutzten wollenen Kleid herumgelaufen. Die zahllosen Eimer Wasser, die von Fitch und Spence nach oben geschafft worden waren, ließen indes erwarten, daß sie wenigstens sauber sein würde. Als Elise mit einem blauen Samtkleid in seinen Gesichtskreis tat, blieb ihm der Mund vor Staunen offen stehen. Er sah die anmutige Begrüßung, die sie Nikolaus zuteil werden ließ: Vor ihm stand plötzlich das begehrenswerte Geschöpf, das Nikolaus in ihr sah.
    Elise legte ihre schmale Hand auf den Arm des Kapitäns und ließ sich von ihm durch die Halle geleiten. Höflich stand Maxim auf, sie aber beachtete ihn nicht und bewunderte wortreich die prächtige Kleidung ihres Gastes. »Fürwahr, ich bin überwältigt von Eurer stattlichen Erscheinung, Kapitän…«
    »Nikolaus, wenn ich bitten darf«, berichtete er.
    »Wie Ihr wollt… Nikolaus«, murmelte sie angenehm berührt und nickte anmutig. »Es ist mir eine Ehre.«
    Maxim blickte ergeben zum Himmel. Das gerissene Luder hatte eine geschmeidigere Zunge als die Schlange im Garten Eden.
    »Ich bin gekommen, um Euch eine dringende Frage zu stellen«, platzte Nikolaus heraus. »Und ich bitte Euch, sie auf der Stelle zu beantworten.«
    Elise sank in züchtigem Schweigen auf einem Stuhl nieder, ganz holde Aufmerksamkeit für seine Worte. Nikolaus konnte vor Aufregung kaum an sich halten, als er seinen Armsessel vorschob, sich vorbeugte und nach ihren Händen faßte. »Teure Elise… nie bin ich einer Frau begegnet, die mein Interesse mehr erregte… und mein Rang innerhalb der Hanse erlaubt mir zu freien, wenn ich will…«
    »Aber Nikolaus, ich glaube mich zu erinnern, daß Ihr von der Größe Eures Vermögens nicht sprechen wolltet, als wir an Bord Eures Schiffes waren«, neckte sie ihn. »Was ist denn in Euch gefahren?«
    Nikolaus räusperte sich. »Maxim eröffnete mir letzte Woche, daß Ihr nicht seine Anverlobte seid.«
    »Nikolaus, hättet Ihr mich das auf der Überfahrt gefragt, ich hätte Euch sagen können, daß ich den Herrn gar nicht kenne«, sagte Elise schnippisch. »Aber Ihr wart ja so darauf bedacht, den Namen meines Entführers geheim zu halten, daß Ihr an die Möglichkeit einer Verwechslung gar nicht gedacht habt. Hättet Ihr etwas

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