Tränen aus Gold
»Sucht Ihr einen Ersatz für Arabella, Mylord?«
»Mädchen, das wäre für Euch ein unerreichbares Ziel«, tat er verächtlich ab, »also strapaziert Eure Eitelkeit nicht zu sehr.« Er führte einen Löffel Haferbrei in den Mund…
»Genügt das Salz?« fragte Elise übertrieben süß.
Den Blick finster auf sie gerichtet, stand Maxim auf, nahm die Schüssel und schüttete den Inhalt ins Feuer, wo er zischend auf einem Scheit landete. Maxim löffelte eine zweite Portion aus dem Kessel, salzte ein wenig nach und ging zu seinem Stuhl.
Elise machte sich nun am Herd zu schaffen und griff zu einem Besen, um den Boden zu fegen, langsam zunächst, dann immer schneller und energischer, so daß Staubwolken hoch wirbelten, bis der Marquis husten mußte. Wütend schlug er auf den Tisch.
»Hör auf, du Hexe!«
Elise gehorchte und strafte ihn mit einem Blick kühler Verachtung. »Mylord, die Arbeit stört Euch?« Hustend versuchte Maxim die Staubwolken wegzufächeln. Dann deutete er mit dem Finger auf das entgegengesetzte Ende des Tisches. »Setz dich, Weibsstück.«
»Hexe? Weibsstück? Ihr sprecht mit mir?«
»Mit wem sonst?« Maxim sah sie an und schüttelte den Kopf, als wäre er ernsthaft besorgt. »Ich habe Nikolaus gewarnt, aber er wollte ja nicht hören.«
»Nikolaus?« Elises Neugierde erwachte.
»Ja. Nikolaus. Er fragte mich, ob er Euch den Hof machen dürfe.«
»Ach, wirklich?« Ihr Ton war hörbar schärfer geworden. »Und habt Ihr es ihm erlaubt?«
»Er wird heute gegen Mittag eintreffen.«
Jetzt war es Elise, die aufstand und mit der flachen Hand auf den Tisch schlug. »Wie gütig von Euch, ihm die Erlaubnis zu geben, Lord Seymour!«
»Ich gab ihm nur einen guten Rat. Es steht mir nicht zu, ja oder nein zu sagen. Ich riet ihm, Euch selbst zu fragen. Ehrlich gesagt, warnte ich ihn und gab ihm den Rat, sich Euch in voller Rüstung zu präsentieren, wenn ihm seine heile Haut lieb ist.«
»Ach, Ihr…« In ihren Augen flammte es auf, während sie die Lippen zusammenpresste. »Ihr wagt es, mich mit einem Eurer Kumpanen zu verkuppeln? Oooh!«
Mit geballten Fäusten drehte sie sich um und ging davon, unfähig, sein spöttisches Grinsen länger zu ertragen. Auf dem ersten Absatz innehaltend, rief sie ihm zu: »Könnt Ihr wohl Fitch und Spence mit ein paar Eimern Wasser zu mir schicken? Viel Wasser! Ich möchte die Kupferwanne in meinem Schlafgemach ausprobieren.«
Es war kurz vor Mittag, als Maxim von einem Fenster seiner Räumlichkeiten aus die kleine Gruppe um Nikolaus von Reijn erspähte, die den Pfad zum Schloß entlanggeritten kam. Bei seinem Anblick lachte Maxim schallend auf. Nikolaus hatte seiner Vorliebe für großartiges Auftreten und prächtige Kleidung Genüge getan: Sein Kurzmantel, mit Goldfäden bestickt, funkelte in der Sonne. Das Pelzfutter mußte ihn gut vor der Kälte schützen, denn die Zügel in einer behandschuhten Hand, die andere Hand auf der Hüfte, hatte er den prächtigen Mantel so weit geöffnet, daß er Wams und Pluderhose aus dunkelrotem Samt enthüllte. Eine federgeschmückte Toque saß keck auf seinem Kopf. Maxim konnte sogar eine kostbare, mit Edelsteinen besetzte Goldkette ausmachen, die er um den Hals trug.
Eine aus zwei Männern bestehende Eskorte mit Brustpanzern aus glänzendem Messing ritt vor und hinter dem Kapitän. Ihnen folgte ein behäbiger Diener. Er führte ein mit unzähligen Bündeln, Kisten und Schachteln beladenes Packpferd. Sein eigenes Reittier hatte nicht nur die Last des Reiters zu tragen, sondern zusätzlich etliche Kupfertöpfe und eine Vielzahl von Geräten, deren Geklapper schon von weitem zu hören war.
»Sieh an, der Freier naht«, lachte er amüsiert in sich hinein. Er verließ seine Kammer und lief hinunter, um seine Gäste am Eingang zu erwarten.
Der Hansekapitän, der sich der scheinbar unbewohnten Ruine mit einem Blick voller Abscheu genähert hatte, gab seinem Pferd erleichtert die Sporen, als er seinen Gastgeber erblickte, und ritt seinen Leuten über den Burggraben voran.
»Maxim!« rief von Reijn laut. »Wie geht es dir, mein Freund?«
»Wunderbar! Dieser Morgen gewährte meinem Auge schon manch schönen Anblick.«
»Ja, es war ein herrlicher Sonnenaufgang.« Nikolaus ließ den Blick über die baufälligen Mauern wandern. »Bei diesem Trümmerhaufen kann man sich allerdings schwer vorstellen, daß sich hier schöne Anblicke bieten.«
»Man weiß nie, wo sich ein wundersamer Anblick eröffnet«, bemerkte Maxim zweideutig.
»Hier
Weitere Kostenlose Bücher