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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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verhalten zurück und ließ sich auf der Kante eines hochlehnigen Stuhles nieder.
    Maxim legte seinen Umhang ab, warf ihn über einen Stuhl und machte sich daran, das Feuer neu zu entfachen. Sich vor dem Kamin auf ein Knie niederlassend, schürte er die Glut und legte Holz nach. »So, das müßte reichen.«
    »Lord Seymour…« Ihre Stimme klang dünn und leise durch den kahlen Raum.
    »Elise, nicht so förmlich«, bat er sie mit einem Seitenblick. »Ich bin nicht mehr berechtigt, einen Titel zu führen.«
    »Eine Situation, die zweifelsfrei mein Onkel herbeigeführt hat.«
    »Ihr habt die ganze Geschichte gewiß schon öfter gehört. Ich brauche sie nicht zu wiederholen.«
    »Ja, ich habe schon viel über Euch gehört, Mylord, und ich frage mich oft, was Wahrheit ist und was nicht.«
    Maxim lachte kurz auf und drehte sich zu ihr um. »Habt Ihr Angst, mit mir allein zu sein, weil ich als Mörder gelte?«
    Elise schob ärgerlich ihr Kinn vor. »Ich habe keine Angst vor Euch.«
    Langsam nickte er. Sie hatte mehr Mut als alle Frauen, die er bislang gekannt hatte. »Zumindest habt Ihr Euch die Angst nie anmerken lassen.«
    »Nun?« drängte sie.
    »Meine liebe Elise«, fing er an, als gälte es, ihr eine Lektion zu erteilen. »Es gab immer wieder Gelegenheiten, da mußte ich zu meinem Schwert greifen und einen Menschen töten – in Erfüllung meiner Pflicht, sei es als Verteidiger der Königin oder in irgendeiner finsteren Gasse, wo ich überfallen wurde, aber ich versichere Euch, daß ich nie jemanden ermordet habe, und schon gar nicht in meinem eigenen Haus. An jenem Abend war ich eben zu Hause eingetroffen, um mich für ein Bankett zu Ehren Arabellas umzuziehen. Ein Diener meldete mir, daß ein Spitzel der Königin mich erwarte. Als ich zu dem Mann ging, fand ich ihn neben dem Kamin auf dem Boden liegend. Es sah aus, als wäre er hingefallen und mit dem Kopf aufgeschlagen, denn er hatte eine hässliche Stirnwunde, und an der Kaminverkleidung klebte Blut. Später stellte sich heraus, daß er erstochen worden war. Das hat mich sehr verwirrt, denn als ich mich seiner annahm, sah ich keine Stichwunde. Er war noch am Leben, und ich wollte eben Hilfe holen, als ich von der Loggia her ein Geräusch hörte und hinauslief, um nachzusehen, wer sich da draußen versteckte. Meine Zusammenkunft mit dem Spitzel hatte im geheimen stattfinden sollen, doch Edward berichtete später der Königin, er habe mich mit dem Spitzel gesehen. Er muß derjenige gewesen sein, der sich auf der Loggia verbarg.«
    »Wollt Ihr damit andeuten, mein Onkel hat den Mann erstochen, nachdem Ihr hinausgegangen wart? Das kann ich nicht glauben. Er ist ein alter Hasenfuß.«
    Maxim lachte auf, weil ihn diese offenherzige Beschreibung amüsierte. »Das dachte ich auch, doch immerhin muß er gesehen haben, wie ich in dem Raum war. Warum sollte er mir den Mord in die Schuhe schieben, wenn er selbst unschuldig ist?«
    »Hasst Ihr meinen Onkel, weil Ihr glaubt, er hat Euch beschuldigt, um sein eigenes Verbrechen zu decken? Als ich die Halle verließ, bevor man mich entführte, da sah es ganz so aus, als wäret Ihr darauf aus, ihn zu töten.«
    »Es liegt mir nichts daran, Edward tot zu sehen. Zumindest jetzt noch nicht. Ich zöge es vor, er würde die Demütigung erleben, in aller Öffentlichkeit Lügner, Dieb und Feigling genannt zu werden. Ich kann nicht beschwören, daß er den Spitzel ermordet hat, doch wird man zweifellos seinen Anteil an der Tat feststellen müssen.«
    »Und das wollt Ihr selbst in die Wege leiten?«
    Maxim sah sie spöttisch an. »Vielleicht solltet Ihr Eurem Onkel zuliebe froh sein, daß ich nicht zurück nach England kann.«
    »Ich bin mit Edward nicht blutsverwandt«, gestand Elise. »Meine Mutter war ein Findelkind, das auf dem Besitz der Stamfords ausgesetzt wurde.«
    »Euer Charakter, teure Elise, erscheint mir dank dieser Eröffnung in einem viel besseren Licht.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Ihr seid demnach kein hoffnungsloser Fall.«
    »Und was ist mit Arabella?« konterte Elise. »Habt Ihr für sie als Edwards Tochter noch Hoffnung gesehen?«
    »Mir war immer unverständlich, wie Edward so ein wundervolles Wesen in die Welt setzen konnte«, räumte er nach kurzem Zögern ein.
    Die angenehme Wärme des Feuers traf Elises Wangen, und zum ersten Mal an jenem Abend empfand sie die Behaglichkeit und Geborgenheit, die ihr seit Stunden gefehlt hatten.
    Verstohlen blickte sie wieder den Mann an, der seine langen, schlanken

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