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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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die schweren Goldmünzen in der Hand. Sie prüfte eine Münze mit den Zähnen und begann dann hastig, die Goldstücke zu zählen. Alle waren neu und glänzend. Erstaunt blickte sie auf. »Eine Anzahlung? Nun, das genügt für zwei Gewänder aus diesen Stoffen.«
    »Ich weiß sehr wohl, was man für diesen Betrag bekommt, Madame, doch möchte ich mich viel besser ausstatten. In jüngster Zeit konnte ich leider für meine Garderobe nichts ausgeben, und das will ich schleunigst ändern.« Sie beugte sich vor und raunte der Frau vertraulich zu: »Ihr müßt wissen, daß mich zwei reiche Freier umwerben. Gewiß versteht Ihr, daß ich mich ihnen nicht als arme Kirchenmaus präsentieren kann, da sie ansonsten womöglich an der Lauterkeit meiner Absichten zweifeln.«
    Das war nicht ganz gelogen. Nikolaus war tatsächlich wohlhabend und warb um sie. Was sie bislang an Kleidern besessen hatte, war von guter Qualität gewesen, jedoch in Farbe und Schnitt sehr zurückhaltend. Zudem hatte sie sich nur das Allernötigste angeschafft. Jetzt aber mußte sie, sagte sie sich, für sämtliche Gelegenheiten, die sich auf der Suche nach ihrem Vater ergeben mochten, passend gekleidet sein. Wenn Nikolaus sie den einflußreicheren Mitgliedern der Hanse vorstellte, mußten ihre Gewänder dieses Anlasses würdig sein. Daneben hatte sie andere, persönlichere Gründe, ihren Stil zu ändern. Arabella hatte ihrer äußeren Erscheinung immer viel Beachtung geschenkt, was Elise bisher wenig bekümmert hatte. Doch seit Maxim zu verstehen gegeben hatte, daß er sie zwar zur Erfüllung seiner niederen Begierden zu schätzen wisse, ihr ansonsten aber Stil und Vornehmheit absprach, fühlte sie sich gekränkt und herausgefordert. Jetzt galt es, ihn eines Besseren zu belehren.
    Madame Reinhardts Begeisterung hielt mit ihrer Phantasie durchaus mit. Eine so reizvolle Gestalt zog jede Menge feuriger Anbeter an. Es war anzunehmen, daß sie einen reichen Mann zur Ehe gewinnen würde. Daß ein solcher Mann seine junge Frau mit Kleidern überschütten würde, war ebenfalls anzunehmen, und das wiederum kam ihrem Geschäft zugute.
    »Seht Ihr Euch dieser Aufgabe gewachsen?« fragte Elise.
    Madame Reinhardt richtete sich zu voller Größe auf. »In ganz Hamburg werdet Ihr keine bessere Schneiderin finden.«
    Elise strich ihr Kleid glatt. »Daß Ihr geschickt seid, sieht man. Die Frage ist nur, ob Ihr die Sachen noch vor Monatsende, fertigstellen könnt. Die Zeit drängt.«
    »Ich werde mich sofort daranmachen«, versprach Madame Reinhardt. »Vielleicht werde ich nicht alles gleichzeitig liefern können, doch das hängt vom Umfang Eurer Bestellung ab.«
    »Dann, Madame, möchte ich mich Eurer Dienste versichern.«
    »Ihr werdet nicht enttäuscht sein.«
    »Gut, fangen wir an. Ich muß auch noch andere Einkäufe machen…«
    »Aber Mister Seymour sagte, daß Ihr hier bleiben solltet.«
    Elise winkte lachend ab. »Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mich begleiten, aber ich muß noch Schuhe, Hüte und andere Accessoires kaufen.«
    Da Madame Reinhardt deutlich spürte, daß das junge Mädchen sich von ihren Absichten auf keinen Fall abbringen lassen würde, gab sie nach.
    Inzwischen hatte Nikolaus von Elises Ankunft erfahren. Nachdem er in mehreren Läden nachgefragt hatte, entdeckte er sie in einem Schuhgeschäft, in dem sie feines Leder für ein Paar Damenstiefel aussuchte. Der Schuhmacher zeigte sich von dieser Bestellung höchst angetan und fand sich bereit, die Stiefel schnellstmöglich anzufertigen und zur Anprobe hinaus nach Burg Hohenstein bringen zu lassen.
    »Und ich dachte, in Euch endlich eine Frau gefunden zu haben, die ihr Vermögen zusammenhält und nicht für modischen Firlefanz ausgibt«, lachte Nikolaus beim Verlassen des Ladens.
    »Firlefanz? Wie sprecht Ihr, Nikolaus?« protestierte sie. »Bis auf das, was ich am Leibe trage, wurde ich meiner Habe beraubt. Wenn ich jetzt nichts kaufe, habe ich bald gar nichts mehr anzuziehen.«
    »Maxim trägt die Verantwortung für Euer Wohlbefinden. Laßt ihn für Eure Bedürfnisse sorgen«, sagte Nikolaus listig.
    »Ich kaufe meine Kleider auf eigene Faust. Ach, da fällt mir ein…« Sie griff unter ihren Rock und zog Maxims Börse heraus. »Ich möchte, daß Ihr diesen Betrag kurzfristig anlegt, zu einem hohen Zinssatz. Ist das möglich?«
    Nikolaus breitete die Hände aus. »Ich habe Euch verwöhnt, mein Fräulein.«
    Mit einem aufreizenden Lächeln legte sie die Hand auf seinen Arm. »Das stimmt. Nie hätte ich

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