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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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soviel zu gewinnen erhofft, wie Ihr für mich erzielt habt. Ich könnte mir denken, daß Ihr viel zu großzügig wart. Wenn Ihr jetzt ablehnt, wäre es nicht unverständlich.«
    »Ablehnen?« Er legte seine Hand auf die ihre. »Und wenn Ihr mein Herz verlangt, ich könnte nicht nein sagen. Mit Freuden würde ich es Euch überlassen.«
    Elise entzog ihm ihre Hand. Die Bewunderung, die sie in seinen blauen Augen las, bereitete ihr Unbehagen, ohne daß sie den Grund hierfür hätte nennen können. Als Nikolaus sie auf Hohenstein besucht hatte, war sie in guter Stimmung gewesen und hatte ihn ermutigt, gleichzeitig aber war sie auch von dem Verlangen besessen, das spöttische Lächeln von Maxims Lippen zu wischen und ihm zu beweisen, daß ein anderer Mann sie so begehren konnte, wie er selbst Arabella begehrt hatte.
    Nikolaus geleitete sie aus dem Laden. »Seine Lordschaft hat mein Pferd mitgenommen«, klagte Elise. »Ich ruiniere meine Schuhe, wenn ich die Straße überquere.«
    »Meine Liebe, macht Euch keine Sorgen. Ich hole eine Sänfte, die Euch sicher zum Gasthaus bringen wird«, bot Nikolaus an. »Dort können wir uns bis zu Maxims Rückkehr laben.«
    »Nikolaus, Ihr seid ein Prophet«, sagte Elise erleichtert. »Ich sterbe vor Hunger.«
    »Was denn, und das mit meinem Koch?« Nikolaus lachte auf. »Nein, nein, mein Fräulein, Ihr werdet bei Dietrich kräftig zunehmen.« Augenzwinkernd versuchte er ihre Figur unter dem Mantel auszumachen. »Vielleicht sollte ich Dietrich zurückbeordern, denn er wird mir den Anblick ruinieren, der mir so lieb geworden ist.«
    »Schämt Euch. Ihr sprecht wie ein zügelloser Genießer und nicht wie ein mönchisch enthaltsamer Hansekapitän.«
    »Was soll ich dazu sagen? Daß ich gern schöne Mädchen sehe und Ihr die Schönste seid? Ich habe Augen im Kopf, nur Maxim ist mit Blindheit geschlagen. Er verzehrt sich nach dem, was er nicht bekommen kann, und übersieht dabei den Schatz in seiner Reichweite. Hätte ich Zeit, dann würde ich ihn über Frauen belehren, aber ich fürchte, meine Belehrungen wären an einen starrsinnigen Kerl wie Maxim vergeudet.«

12
    Die Dämmerung des Spätnachmittags vertiefte das Halbdunkel der Gaststube, in der zahlreiche Kerzen brannten. Die Suche nach Elise hatte Maxim durch etliche Läden geführt, in denen sie Sachen gekauft hatte, die das Dreifache dessen kosteten, was ihr zur Verfügung stand. Als er erfahren hatte, daß sie sich in Begleitung eines höchst aufmerksamen Hansekapitäns befand, war sein Missfallen noch gestiegen. Er hätte ihre Käufe viel gelassener hingenommen, wenn es sich um bloße Verschwendungssucht gehandelt hätte, doch wurde er den Verdacht nicht los, daß sie sich in Wahrheit an ihm rächen wollte. Sie wollte ihn zum Narren stempeln, wollte es so weit treiben, daß man ihm keinen Kredit mehr gewährte und sein Ruf bei den Kaufleuten in der Stadt ruiniert war. Und jetzt genoß sie die Gesellschaft eines Mannes, der ihr liebend gern die Welt zu Füßen gelegt hätte.
    Maxims Ärger wuchs noch, als er das Paar am Stammtisch des Kapitäns erspähte. Nikolaus war ganz hingebungsvoller Anbeter, als er sich zu Elises raffiniert frisiertem Köpfchen neigte. Sie trug ihr Haar in der Mitte gescheitelt und zu zwei Zöpfen geflochten, die auf dem Kopf zu einer Krone gelegt waren. Vorwitzige lose Strähnen ringelten sich um Schläfen und Nacken. Das weiche Kerzenlicht ließ sie in sanfter Weiblichkeit erscheinen.
    »Guten Abend«, grüßte Maxim schroff und blieb vor dem Tisch stehen.
    »Maxim!« rief Nikolaus freudig und sprang auf. »Wir haben uns schon gefragt, wo du stecken könntest.« Mit einer Handbewegung lud er ihn ein: »Komm, setz dich zu uns.«
    Maxim ließ die Aufforderung unbeachtet und starrte das Mädchen an, während er die Handschuhe abstreifte. In seinem Blick lag Kälte, und Elise, die seiner Stimmung sofort gewahr wurde, war verwirrt, denn noch nie hatte sie ihn so abweisend erlebt. Er warf die Handschuhe neben sich auf den Tisch, legte den Umhang ab und ließ sich auf einem Stuhl zu ihrer Rechten nieder.
    »Madame, Ihr müßt inzwischen fast verhungert sein«, bemerkte er trocken. »Jeder Ladenbesitzer versicherte mir, daß Ihr Schwerarbeit geleistet habt. Und welches Lob man Euch spendet! Eine edle junge Dame mit ausgezeichnetem Geschmack, so hieß es allgemein. Nur vom Feinsten hat sie gewählt… alle guten Stücke hat sie genommen.«
    »Mylord, ich ließ einige übrig.« Jetzt war Elise der Grund für sein

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