Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
Vom Netzwerk:
Anschuldigungen ein, die sie erwartete, nur um sie alle der Reihe nach wieder zu verwerfen, da er ihre Beschwichtigungsversuche mit einer barschen Zurechtweisung zunichte machen würde.
    »Guten Morgen«, hörte man von der Treppe her Maxims Stimme, und als Elise aufblickte, sah sie in sein warmherziges Lächeln. Es berührte sie höchst eigenartig, daß seinem Blick jede Kälte mangelte.
    »Guten Morgen, Mylord«, gab sie zurück, wobei sie seinen Titel mit einer Betonung aussprach, die daraus eher eine Beleidigung machte. Über den Rand ihres Trinkgefäßes hinweg beobachtete sie ihn aufmerksam, als er die Halle durchschritt. Neben ihrem Stuhl blieb er stehen. Die gefalteten Hände im Schoß, so saß sie da, aber dennoch sprungbereit für den Fall, daß er auf sie losgehen sollte.
    »Ihr seht ausgeruht aus, Elise. Habt Ihr gut geschlafen?«
    »Sehr gut, Mylord«, murmelte sie. Beiläufig streckte er die Hand aus und strich über eine Strähne. Ihr Herz schlug schneller, als sie seine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie kam sich wie festgenagelt vor. Mühsam brachte sie die Frage hervor, die ihr auf den Lippen brannte. »Und Ihr, Mylord? Habt Ihr gut geschlafen?«
    Scheinbar nachdenklich verschränkte Maxim die Arme vor der Brust und hob den Blick zum Deckengebälk, ehe er wieder Elise anschaute. »Nun, gut genug, vermutlich, in Anbetracht…«
    Elise wappnete sich für seine nächsten Worte. Es hätte sie keineswegs erstaunt, wenn er sie ihr jetzt ins Ohr gebrüllt hätte.
    »Meine Gedanken ließen mir keine Ruhe«, fuhr Maxim geschmeidig fort. »Da ließ ich mich auf einem Stuhl beim Kamin nieder. Leider überwältigte mich der Schlaf, und ich mußte die Nacht sitzend verbringen.«
    Seine unmittelbare Nähe verhinderte, daß Elise Erleichterung verspürte. »Bestand ein Grund für Eure Unruhe?« fragte sie.
    Maxim beugte sich vor, um den Duft ihres Haars einzuatmen, und mit breiter werdendem Lächeln sagte er: »Ich dachte an Euch, holde Elise. Das hatte ich doch versprochen.«
    Ihr Blick traf den seinen. Welches Spiel spielte er? »An mich, Sir?« fragte sie erstaunt.
    Maxim ließ schmunzelnd die seidige Haarsträhne los und begab sich ans entgegengesetzte Ende des Tisches, wo er vom Koch einen Krug Glühwein in Empfang nahm.
    »Ich mache mir Gedanken darüber, was ich wohl werde verkaufen müssen, um die Kleider zu bezahlen, die Ihr so großzügig bestellt habt«, sagte er, nachdem er sich gesetzt und den Krug an die Lippen geführt hatte.
    »Ach.« Ein Wörtchen nur, ganz leise und mit enttäuschtem Unterton ausgesprochen. Aber hatte sie denn ernsthaft geglaubt, er würde ihr zu verstehen geben, daß er jetzt mehr für sie empfand? »Mylord, macht Euch deswegen keine Sorgen.« Langsam gewann sie ihre Fassung wieder. »Ich brauche Euer Geld für meine Einkäufe nicht.«
    »Wie kommt das?« fragte er überrascht.
    »Ganz einfach. Ich besitze selbst genug Geld, um den Rest bezahlen zu können.«
    »Ihr behauptet, Ihr hättet genug eigenes Geld, aber wie habt Ihr ein solches Vermögen bei der Entführung mitnehmen können?«
    Obwohl Elise den Blick senkte und sich etwas zur Seite drehte, um ihr Profil besser zur Geltung zu bringen, sah es aus, als reckte sie die Nase, um ihn ihre Geringschätzung spüren zu lassen. »Ein Freund half mir«, entgegnete sie weiblichem Instinkt.
    Von Reijn! Maxims Gedanken bissen sich an diesem Köder fest. Nur er konnte es sein! War es ein reines Geschenk? Oder eine Gegenleistung für…? Maxim wehrte sich gegen diese Vorstellung und kämpfte schwer mit sich. »Ihr scheint ja an Nikolaus großen Gefallen gefunden zu haben«, entgegnete er und konnte seinen schwelenden Zorn nur mühsam verhehlen. »Dennoch drängt sich einem die Frage auf, ob Ihr Euch mit einem Leben als Frau eines Hansekapitäns zufrieden geben würdet.«
    »Ich wüsste nicht, was Euch das angeht, Mylord. Sicher seid Ihr zu tief in Eure Gefühle für Arabella verstrickt, als daß es Euch kümmern könnte, ob ich mit meiner Gattenwahl zufrieden bin oder nicht. Die Tatsache, daß Ihr mich aus meiner Heimat entführt habt, macht Euch noch lange nicht zu meinem Vormund.«
    »Nun, eine gewisse Verpflichtung empfinde ich schon.«
    »Eure Verpflichtung erschöpft sich darin, mich möglichst bald wieder nach Hause zu bringen und während meiner Zeit als Eure Gefangene für meine Ernährung und andere Bedürfnisse zu sorgen. Mein Privatleben geht Euch gar nichts an.« Damit erhob sich Elise, knickste andeutungsweise und ging

Weitere Kostenlose Bücher