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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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übers Knie gelegt hätte, um ihnen bessere Manieren beizubringen. Dennoch habe ich nie die Hand gegen sie erhoben, wenngleich mitunter die Versuchung übergroß war.«
    »Mylord, Ihr zieht die Grenzen des Anstands recht willkürlich«, brachte Elise vor. »Ihr missachtet meine Intimsphäre und dringt in meine Gemächer ein, als wäre es als Herr dieser Burg Euer gutes Recht.«
    Maxim sah, wie der Puls an ihrem Hals pochte, ehe sein Blick abwärts glitt und über ihren schwellenden Brüsten haften blieb. »Habt Ihr nicht dasselbe getan und mich angegriffen, während ich schlief?« kam es über seine Lippen.
    Elise trat dicht an ihn heran, so daß er ihren Atem spüren konnte. »Ihr wollt mich eigentlich verprügeln wie irgendein boshaftes Gör, nicht wahr?« Sie faßte nach den Bändern seines Hemdes und strich, als gälte es, ihre weibliche Raffinesse an ihm zu erproben, über seine Brust. Jetzt wollte sie wissen, ob er wie Nikolaus für sanfte Berührungen empfänglich war. »Habe ich Euch wirklich misshandelt?«
    Wachsam sah Maxim sie an, neugierig, was sie im Schilde führte. »Ja, es war eine Misshandlung.«
    »Ist Euer Schmerz unerträglich, Mylord? Möchtet Ihr mich nicht versohlen, bis Euer Zorn verraucht ist?« fragte sie herausfordernd.
    Das war nicht die listige Füchsin, die er kennen gelernt hatte, und er spürte die Gefahr, als sich das Mädchen an ihn lehnte. Er mußte gegen das Verlangen ankämpfen, sie an sich zu reißen und ihre Fragen unter heißen Küssen zu ersticken, als er den verlockenden Druck ihrer Brüste spürte. Heiser flüsterte er: »Elise, ich wollte Euch nie weh tun.«
    »Was sagt Ihr da?« Wie von der Tarantel gestochen, fuhr sie auf und rief mit funkelnden Augen: »Wollt Ihr Euer Verhalten, durch das mir so viel Leid widerfuhr, zartfühlend und maßvoll nennen?« Ihre kleine Faust traf ihn mitten auf der Brust. Er taumelte einen Schritt rückwärts, überrascht von ihrer jähen Verwandlung. »Habt Ihr mich nicht aus dem Haus meines Onkels entführen lassen? Habt Ihr nicht veranlasst, daß ich durch den verrufensten Bezirk von London gezerrt wurde? Daß ich in eine vermoderte Kiste gepackt und übers Meer in ein fremdes Land verfrachtet wurde, wo ich unter Fremden gefangen gehalten werde?« Wie besessen trommelte sie mit geballten Fäusten gegen seine Brust. »Habt Ihr mich nicht zur Sklavin gemacht?«
    Maxim wich immer weiter zurück, bis er gegen das Bett stieß und schwer darauf niedersank. Aber seine Widersacherin war unerbittlich.
    »Was glaubt Ihr, wer ich bin? Ich bin keine Kriegsbraut, und mir gefällt diese Ruine nicht, in der Ihr Euch heimisch zu fühlen scheint! Zimperlich bin ich nicht, aber ich hasse die Kälte, die durch alle Spalten und Ritzen dringt. Jedes Aufstehen in der Frühe ist eine Tortur!«
    Langsam löste sich die zierliche, schattenhafte Gestalt jetzt von ihm und ging ans Feuer, wo sie lange in die vergehenden Flammen starrte. Schließlich drehte sie sich wieder zu ihm um, und Maxim war erstaunt, Tränen in ihren Augen zu sehen.
    »Ich erbitte ja nicht das angenehme Leben, das Ihr der teuren Arabella geboten hättet«, sagte sie ein wenig verlegen, »ich fordere nicht mehr, als daß Ihr mich nach Hause schickt, ehe der Frühling kommt. Ich wünsche mir nur, daß wir versuchen, in Frieden miteinander zu leben, solange wir hier gemeinsam eingekerkert sind. Ich habe die Zwistigkeiten satt. Natürlich weiß ich, daß Ihr lieber die reizende Arabella hier hättet. Diesen Fehler kann keiner von uns gutmachen.« Elise ging zur Tür. »Ich bitte Euch, geht jetzt, Mylord«, sagte sie leise. »Schlaft wohl.«
    Maxim stand auf, während ihm tausend Gedanken durch den Kopf schossen, hob seinen Degen auf und steckte ihn in die Scheide. An der Tür blieb er neben dem Mädchen stehen. Es fehlten ihm die Worte; doch wenn er in diesem Moment gesagt hätte, daß er nichts mehr für Arabella empfand, hätte es wie ein plumper Schachzug gewirkt. Nur widerwillig ließ er Elise allein und ging.
    Aufseufzend lehnte Elise die Stirn an die Tür. Die Einsamkeit des Raumes legte sich wie eine Last auf sie. Das Gefühl von Erschöpfung und Verlassenheit war überwältigend. Jedes Mal, wenn sie mit Maxim alleine war, endete es damit, daß sie sich wie eine rachsüchtige Furie benahm. Nicht einmal eine Stunde hielt sie es mit ihm aus, ohne einen Streit anzufangen, ganz so, als machte er sie wütend auf sich selbst.
    Trübes graues Licht kündigte den heraufdämmernden Morgen an, als

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