Tränen aus Gold
missbraucht werden und verdient Schonung… Die Gelegenheit ist für mich Belohnung genug. Ich habe die Disteln entfernt und verbrannt.«
»Oooooh!« Sein spottgeladenes Mitgefühl war schlimmer als ein eisiger Wasserschwall. Ihre Hand tastete nach der Seife. »Ein gaffender Lüstling seid Ihr! Wie könnt Ihr es wagen, mich beim Baden zu stören!«
Maxim lachte über ihren Ausbruch und konterte mit Humor: »Das Bad einer Lady ist so heilig wie das Bett eines Mannes. Mir scheint, die Strafe ist des Vergehens würdig.«
Mit einem Wutschrei umklammerte sie die Seife und hob den Arm. Immer noch lachend, winkte Maxim ihr zum Abschied zu, ehe er mit einem Satz an der Tür war, den Stuhl beiseite stieß und den Riegel zurückschob. Er duckte sich gerade noch rechtzeitig, um ihrem Wurf auszuweichen, doch als er sich umblickte, erhaschte er einen Blick auf die erzürnte Elise und eine verlockend entblößte Brust.
»Sollte das Bad zu heiß sein, meine Schöne, dann bedient Euch des Eimers«, scherzte er und warf ihr eine Kusshand zu. Dann war er draußen.
Elise ließ sich so heftig ins Wasser zurücksinken, daß es über den Wannenrand zu schwappen drohte. Zähneknirschend machte sie ihrem Groll Luft und bedachte Maxim mit wenig schmeichelhaften Worten. Allmählich beruhigte sie sich so weit, daß sie aufstehen und sich abtrocknen konnte. Dabei fiel ihr ein, daß Maxim den Riegel von innen geöffnet hatte, bevor er sich empfahl.
Sie sah zum Gobelin und der dahinter verborgenen Tür hin. Dieser hinterlistige Schuft! Sie hätte besser aufpassen müssen!
14
Die Sonne lieferte in der Dämmerung ein prächtiges Schauspiel, eine willkommene Abwechslung nach dem Nebel, der die auf einer Anhöhe gelegene Burg eingehüllt hatte. Nikolaus war eingetroffen, wie Maxim es vorausgesagt hatte. Er hatte sich mit einer Reitereskorte den Weg durch die verschneiten Wege gebahnt und Geschenke mitgebracht – Handarbeitszubehör wie Nadel, Faden und einen Stickrahmen. Maxim wurde mit einem Fass Altbier überrascht. Während seines mehrtägigen Besuches war Elise sehr zugänglich und aufmerksam. Sie hatte an seinen Lippen gehangen, jedes seiner Worte mit Ungeduld erwartend, während sie hinter Nikolaus' Rücken Maxim, der sie unverändert fasziniert beobachtete, sehr kühl begegnete. Immer wenn Maxim in der Nähe war, spürte sie seinen Blick. Sah sie dann zu ihm hin, so fand sie ihre Intuition bestätigt. Sein Blick war einmal fragend, dann wiederum verwundert oder nur nachdenklich oder eindringlich. Wie immer seine Stimmung sein mochte, man konnte ihn nur schwer unbeachtet lassen. Gegen ihren Vorsatz, unnahbar zu bleiben, verstieß sie nur allzu häufig. Falls er bezweckt hatte, sie zu verwirren, so war ihm dieses Vorhaben durchaus gelungen. Nikolaus hatte sich am Eingang von ihr mit dem Versprechen getrennt, er wolle sich bis zum nächsten Besuch um eine Möglichkeit bemühen, sie nach Lübeck zu bringen.
Später am Abend bat Elise Spence, im Kamin ihres Schlafgemachs Holz nachzulegen. In Maxims Gegenwart wies sie ihn zusätzlich an, an der versteckten Tür einen Riegel anzubringen. Dies dämpfte ein wenig ihre Wut… Dann zog sie sich mit ihren Geschenken in ihr Schlafzimmer zurück und überließ Maxim sich selbst. Die Zeiten lagen lange zurück, als er allein verbrachte Abende genossen hatte. Jetzt fand er seine Einsamkeit bedrückend, da ihm an Elises Gesellschaft viel lag, ungeachtet der stürmischen Wortgefechte, die sie einander immer wieder lieferten.
Der Koch hatte nach dem Abendessen aufgeräumt und saubergemacht und war zu Bett gegangen, während Fitch und Spence, die merkten, daß zwischen ihrem Herrn und der Dame nicht alles zum besten stand, kein Wort zu sagen wagten, als sie ihren abendlichen Pflichten nachkamen. Als Fitch die Räume des Marquis für die Nacht zurechtmachte, durchquerte Spence mit einem Arm voller Brennholz, das für Elise bestimmt war, die Halle.
Kurz entschlossen stand Maxim auf und folgte Spence hinauf zu Elises Tür. Dort blieb er, mit der Schulter an den Türrahmen gelehnt, stehen, während der Diener das Holz auf dem Boden neben der erhöhten Feuerstelle stapelte. Zwei Kerzen brannten auf dem Tisch neben Elise. Aus dieser Entfernung konnte Maxim ihr Erröten nicht wahrnehmen, das ihre Wangen erglühen ließ, als sie den Blick auf sich spürte. Er wußte nur, daß ihn nach ihrer Nähe verlangte. Elise spannte ein Stück Leinen auf ihren Stickrahmen.
»Wollt Ihr den Abend allein verbringen, oder
Weitere Kostenlose Bücher