Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
Vom Netzwerk:
hob flehend die Hände. »Ich hatte eigenes Geld unter den Röcken versteckt. Das gab ich Nikolaus und bat ihn, es für mich anzulegen. Etwas anderes habe ich nie von ihm genommen. Auch von Eurem Geld nahm ich nichts. Das Geld, das ich von Euch bekam, wurde ebenfalls hoch verzinst angelegt. Nikolaus wird es Euch bestätigen.«
    Maxim verschränkte die Hände im Rücken und sah mit verschlossener Miene auf sie hinunter. »Frauen«, murmelte er. »Nie werde ich sie verstehen. Sie bereiten mir Schwierigkeiten, und noch mehr verwirren sie mich. Ihr hättet mir alles erklären können, und doch habt Ihr mich in der Meinung gelassen, Ihr hättet von uns beiden Geld genommen.«
    »Ich möchte hinauf, ehe Frau Hanz herunterkommt«, jammerte Elise. »Ich möchte nicht, daß sie uns so beisammen sieht.«
    »Ja, beeilt Euch, Elise. Madame Reinhardt hat mir die Kleider für Euch mitgegeben. Sie sind fertig. Ihr müßt sie nur noch anprobieren!«
    Maxim hörte ihr Aufatmen. Im nächsten Moment stellte Elise sich auf die Zehenspitzen, schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihm einen überraschten Kuß auf die Wange.
    »Danke, Maxim, danke«, flüsterte sie ihm ins Ohr, und noch ehe er ihre schmale Taille umfassen konnte, hatte sie sich losgemacht und flog die Stufen hinauf.
    »Madame Reinhardt hat die Näherin mitgeschickt, damit sie an die Sachen letzte Hand anlegen kann«, rief er ihr nach und hörte gleich darauf das Zuschlagen ihrer Tür und den Riegel, der vorgeschoben wurde.
    Maxim ging langsam zurück an den Kamin. Er streckte die Hände den Flammen entgegen, doch Elises Kuß wärmte ihn mehr als das Feuer, und der Gedanke, die Burg zu seinem vorübergehenden Zuhause zu machen, erschien ihm immer verlockender. Bis zu seiner und Elises Rückkehr in die Heimat stellte dieses baufällige Gemäuer für sie einen Hort der Sicherheit dar.
    ***
    Elise erwachte ganz plötzlich in kaltem Schweiß gebadet. Die letzten, bruchstückhaften Überreste eines Alptraumes, in dem sie ihren Vater an einem dunklen Ort eingekerkert gesehen hatte, standen ihr noch vor Augen. Hände und Füße des alten Mannes waren mit langen Ketten gefesselt, und bei jedem Schritt, den er mit bloßen, knochigen Füßen auf dem kalten Steinboden tat, hörte man ihr Klirren. Seine Kerkerzelle war auf einer Seite mit Eisenstäben vergittert. Ein Augenpaar, so groß, daß es unwirklich wirkte, und so durchscheinend wie ein dünner Schleier, überlagerte dieses Bild. Diese Augen, die sie voller Kummer und Sehnsucht anstarrten, hatten sie aus den Tiefen ihres Schlafes gerissen.
    Elise schlüpfte nackt in einen langen Morgenmantel aus Samt und zog Pantoffeln an, ohne diesen Annehmlichkeiten, die ihr jetzt zur Verfügung standen, Beachtung zu schenken. Sie spielten keine Rolle, wenn ihr Vater womöglich Schreckliches erlitt.
    Das Feuer war heruntergebrannt; sie legte einige Holzscheite auf die Glut, zog einen Stuhl heran und setzte sich, wobei sie die Füße auf den Kaminrand legte.
    Sie dachte an Maxim, und allmählich verflogen die Schrecknisse des Traumes. Maxim hatte sich, was Manieren und Charme betraf, selbst übertroffen und war als Anbeter geradezu unwiderstehlich. Er hatte ihr geschmeichelt, sie verwöhnt, geneckt und entzückt, kurz: ihr das Gefühl wundervoller Lebendigkeit verliehen. Zum ersten Mal im Leben wurde sie von einem reifen Mann umworben, der wußte, was er wollte, und der seiner selbst und seiner Wirkung sicher war. Strich er ihr nur leicht über den Arm oder die Wange, so löste er in ihr Wonnegefühle aus, und ihr wurde schwindlig vor Entzücken.
    Der Advent war gekommen und vergangen, von Gesinde wie Herrschaft gleichermaßen festlich begangen. Sogar Frau Hanz hatte über die lustigen Geschichten gelacht, die vor dem flackernden Kaminfeuer zum besten gegeben wurden. Unter vier Augen hatte Maxim Elise ein edelsteinbesetztes Kästchen geschenkt und ihr leise gesagt, sie solle es für die Herzen, die sie gewonnen hatte, behalten. Elise entsann sich nur zu gut ihrer zärtlichen Gefühle, als er ihr einen Kuß auf die Hand drückte.
    Eine Zeitlang waren sie von verschiedenen Aufgaben in Anspruch genommen worden. Elise mußte die Haushälterin in ihre Pflichten einweisen, während er den Zimmerleuten zeigte, welche Reparaturen nötig waren. Die Näherin war dabei, Vorhänge für die Fenster der Schlafräume und für die Betten zu nähen. Auf den Steinböden lagen jetzt Teppiche und auf den Sesseln Wolldecken, in die man sich hüllen

Weitere Kostenlose Bücher