Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)
in weiß gehaltene, überdachte Terrasse über dem
Meer. Direkt neben dem Aufgang stand ein gewaltiges Aquarium, das die gesamte
Wand bedeckte.
Erstaunt ging Amy näher heran und
konnte kaum glauben, was sie sah. »Ich habe noch niemals im Leben einen blauen
Hummer gesehen. Wie ist das möglich«, fragte sie verblüfft. Michael, der in
seinem jahrhundertealten Leben schon öfter in Asien gewesen war, verriet ihr
lachend das Geheimnis. »Das sind blaue Flusshummer. Ihr dunkelblauer Panzer
enthält Chintin, das sich erst nach dem Kochen rot verfärbt.«
Seine Erklärungen wurden
unterbrochen, als ein Kellner im weiß gestärkten Hemd sich neben ihnen verbeugte
und sie an ihren Tisch bat.
Unter dem ausladenden Wedel einer
großen Palme stand ein festlich gedeckter Tisch, mit kostbaren Porzellantellern
und silbernem Besteck, das sich im Schein der unzähligen Lampignons und Fackeln
spiegelte.
Verzaubert genoss Amy den
traumhaften Blick über den Ozean und lauschte dem leisen Rauschen der Wellen,
die sich an den Pfeilern der Terrasse brachen.
»Sawadee!« Der Oberkellner
unterbrach die Romantik und rollte einen riesigen Speisewagen neben ihren Tisch.
Dann hob er die silbernen Glocken von den vorgewärmten Behältern und breitete
mit stummer Ernsthaftigkeit die Speisen auf die verschiedenen Teller aus, die er
in die Mitte des Tisches hinstellte.
Nachdem er den eisgekühlten
Weißwein eingeschenkt hatte, verabschiedete er sich mit einer höflichen
Verbeugung und sie waren endlich alleine. Amy sah hungrig auf den Wildreis, die
lecker aussehenden kleinen Fleischspießchen und die schon in kleine Scheiben
geschnittenen Ananas-, Papaya- und saftigen Melonenstückchen. Das einzige
Problem für sie befand sich in der Mitte der Tafel auf einem ovalen Tablett -
zwei riesige, rosaschimmernde Hummer.
Da der Kellner sie vorhin
unterbrochen hatte, kam sie nicht mehr dazu, Michael zu erzählen, dass sie noch
niemals einen Hummer selber zerlegt hatte und nicht einmal annähernd wusste, wie
man die Schale - oder wie auch immer das hieß – entfernen sollte. Stirnrunzelnd
starrte sie auf die rosaroten Dinger.
Als er ihr Dilemma erkannte,
reagierte Michael sofort. Sanft lächelnd legte er einen Satespieß auf ihren
Teller. »Lass uns damit beginnen. Wenn du möchtest, helfe ich dir danach mit
deinem Hummer.«
Dankbar nickte sie und belohnte
ihn mit einem verstohlenen Kuss. Nachdem sie den letzten Fleischspieß in die
cremige Erdnusssauce getunkt hatte, begann Michael mit gekonnten Fingern die
Scheren auszubrechen und den Hummerpanzer mit der Zange zu zerteilen.
Amy beobachtete ihn dabei und
starrte wie gebannt auf seine Hände. Sie waren groß und trotzdem wirkten sie
schlank und zärtlich. Inmitten seiner Arbeit fing er ihren Blick auf. Ohne den
Augenkontakt zu unterbrechen, löste er das Hummerfleisch aus dem rosafarbenen
Panzer. Dann beugte er sich über den Tisch.
Als er ihr das zarte Fleisch in
den Mund schob, hielt sie seinen Arm fest. Erstaunen spiegelte sich in seinem
Gesicht – kurz darauf wurde sein Körper von heftigen Hitzewellen erfasst. Amy
unterdessen hatte den Bissen heruntergeschluckt und fuhr jetzt ihre Zunge aus,
um genüsslich seinen Finger abzulecken. In ihren Augen funkelte es.
Himmel, wusste sie eigentlich,
was sie mit ihm anstellte? Als sie seine Finger nach einer für ihn endlosen,
prickelnden Sekunde wieder freigab, zitterten Michaels Hände, als er sich den
restlichen Speisen auf seinem Teller zuwandte.
Er war sich sicher, dass alles,
was auf dem Tisch stand, hervorragend zubereitet war und köstlich schmeckte,
aber er nahm keine Notiz davon. In seinem aufgewühlten Zustand konnte er nur
noch an Amys verführerische Zunge an seinem Finger denken und war von dem Wunsch
besessen, es noch einmal zu fühlen.
Andächtig brach er erneut ein
Stück aus dem Hummerpanzer und führte es an ihre Lippen. Gebannt sah er, wie
sich ihr Mund öffnete und sie gleichzeitig wieder seine Hand fest umschloss.
Langsam kaute sie und dann öffnete sie ihre vollen Lippen und ihre hellrosa
Zungenspitze spielte zart an seinem Finger. Michael atmete scharf ein und seine
Gabel fiel scheppernd auf den Teller.
»Amy, was tust du mir an. Ich
kann nicht mehr dagegen ankämpfen.« Zeitgleich spürte er, wie alles Blut in
seinem Körper in die Mitte seines Körpers strömte und die Beule in seiner Hose
beträchtlich anschwoll.
Es fiel ihm immer schwerer, einen
klaren
Weitere Kostenlose Bücher