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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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schwarzen Dunkelheit umgeben.
    Blind schwamm er weiter, bis das
Wasser vor ihm wieder etwas klarer wurde und dann sah er sie. Sein Magen
verkrampfte sich und er versuchte in Sekundenschnelle sein Schutzschild um sich
aufzubauen. Auch das war ein Attribut seiner Mutter und bot ihm Schutz vor den
Wassergeistern. Denn einem solchen stand er jetzt gegenüber.
    Sein Geist konnte ihre bösartige
Aura förmlich riechen. Sie war die Vila, die jetzt mit ihrem Gesang versuchte,
seine Sinne zu benebeln. Jai zuckte zurück und schloss die Augen. Ihre fast
unwirklich schöne Gestalt durfte seinen Verstand nicht erreichen.
    Er hielt sich die Ohren zu, um
nicht ihrer verlockenden Stimme zu verfallen. Schwerelos trieb er im
Grottenwasser. Doch mit einem Mal spürte er eine zarte, schmeichelnde Berührung
an seinem Körper. Er versuchte sich dagegen zu wehren, konnte aber nicht
vermeiden, dass Stromstöße des Begehrens in ihm aufflackerten.
    Das Blut schoss in seinen
Unterleib, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Seine Erregung stieg und er
hörte die Vila siegessicher auflachen, als wähnte sie sich am Ziel ihres
Erfolges.
    Dann hörte er wieder die Stimme
seiner Mutter: »Hör auf die Seele des Meeres, nicht auf die Geister darin.
Konzentriere dich, mein Sohn.«
    »Verdammt, Mutter, wie kann ich
mich mit einem Ständer in der Hose konzentrieren?«, fluchte er panisch.
    »Denk an deinen 11.Geburtstag,
was da passiert ist …«
    Unvermittelt jagten die Gedanken
durch sein Hirn. Jetzt erinnerte er sich wieder. Die Luftblasen pulsierten in
seinen Kiemen und neue Energie durchdrang seinen Körper. Mit neuer Kraft stemmte
er sich gegen die Krakenarme der Nixe und befreite sich aus ihrer Umarmung.
    Dann hatte er zum ersten Mal
Blickkontakt mit ihren silbernen Augen. Fest schoben seine Hände ihre Arme weg.
    Danach bündelte er seine ganzen
aufgestauten Emotionen und sandte sie ihr auf der mentalen Ebene.
    Wir werden uns wiedersehen. Das
verspreche ich dir. Aber dann werde ich dich besiegen – für immer.
     
    Prustend und spuckend kam er an
die Wasseroberfläche. Mit allerletzter Kraft schwamm er auf das Motorboot zu und
zog sich an der Reling nach oben. Halb besinnungslos fiel er auf die Holzplanken
und blieb dort unbeweglich liegen.

 

     
    Stadt der Engel
     
    N ach der beschaulichen und
friedfertigen Inselidylle war die Ankunft auf dem Bangkoker Flughafen Don Mueang
wie ein Schlag ins Gesicht. Hinter der Passkontrolle empfing sie die
subtropische Schwüle des langen überdachten Passagenganges, der von
Menschenmassen wimmelte. Beschützend griff Michael nach Amys Hand.
    Begleitet von einem
ohrenbetäubenden Stimmengewirr der unterschiedlichsten Nationalitäten ließen sie
sich vom Strom der vielen Reisenden treiben, der immer wieder unterbrochen
wurde, wenn Geschäftsmänner in maßgeschneiderten Anzügen stehenblieben, die Hand
in die Taschen ihres Sakkos vertieften und danach einige Münzen zutage
förderten. Mit einem leisen Klirren fielen sie in die Bettelschalen der am
Ausgang stehenden Mönche, deren safrangelbe Kutten sich im Sonnenschein
spiegelten.
    Amy wollte es ihnen gleichtun und
öffnete ihre Tasche. Als sie ihren Arm Richtung Schüssel ausstreckte, hinderte
Michael sie mit einer liebevollen Bewegung daran.
    »Lass mich das machen, Liebling«,
flüsterte er ihr ins Ohr. »Laut ihrem Glauben dürfen Mönche nur Spenden und
wohltätige Gaben von Männern annehmen. Frauen ist es verboten, sich ihnen zu
nähern, um sie nicht in Versuchung zu führen. Schau da -«.
    Mit einem leichten Kopfnicken
wies er nach links und Amy folgte seinem Blick. Vor einem kahlgeschorenen Mönch,
dessen safrangelbe Robe nur die linke Schulter bedeckte, stand in gebührenden
Abstand eine ältere Thailänderin. Ungefragt legte sie einem vorbeilaufenden
Geschäftsmann die Hand auf dem Arm. Doch statt erstaunt zu sein, sah Amy, wie
der Mann sofort stehenblieb.
    Nach einem kurzen Nicken stellte
er seine Aktentasche zu ihren Beinen ab und nahm die ihm dargereichte dampfende
Schale. Dann drehte er sich um und ging zielstrebig auf den Mönch zu. Mit
gesenktem Kopf und einer Verbeugung stellte er die Schale vor seinen nackten
Füssen auf den Boden. Noch einmal verneigte er sich.
    Danach wandte er sich ab, griff
nach seiner Aktentasche und verschwand in der bunten Menschenmenge. Amys Blicke,
hinter der schützenden Sonnenbrille verdeckt, folgten dem Mönch, der sich jetzt
bückte und die nach

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