Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
beinahe übel beim Blick auf die schnell
verrinnenden
Minuten. Die, die über Leben und Tod entschieden.
Flehentlich
blickte sie in den
vom Vollmond und Blitzen erhellten Nachthimmel. Lieber Gott,
flüsterte sie
leise, wenn es dich gibt dann stehe uns bei. Gib, dass wir es
schaffen. Lass
uns nicht in der letzten Minute noch scheitern. Nicht nach den
ganzen Opfern,
die es schon gab. Ganz zart strich sie dann über ihren
Verlobungsring. Die zwei
Diamanten glänzten im fahlen Mondlicht.
»Gib mir Kraft
Michael«,
flüsterte sie leise.
Dann schwang sie
sich in einer
schnellen Rolle auf den unteren Ast runter und landete mit einem
Salto lautlos
auf dem mit Asche- und moosbedeckten Vulkanboden.
In diesem nur
einen Herzschlag
dauernden Moment, schleuderte Atcitty seinen Angreifer zu Boden,
drehte sich um
- und ihre Blicke trafen sich.
Für einen
Augenblick war es
totenstill und die Zeit schien stillzustehen. Absolute und
völlige Überraschung
spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. Es zuckte um seine
Mundwinkel und ganz
wage die Wahrheit erfassend, blickte er in Michaels Antlitz- und
wieder in Amys
Gesicht.
Dann begann er
langsam den
Zusammenhang zu erkennen.
Ihre Verbundenheit
zu seinem
größten Feind.
Er sah plötzlich
den Ring an
ihren Finger, der im hellen Schein des Lagerfeuers aufblitzte.
Und er begriff,
wo sie in der ganzen Zeit gewesen war.
Seine Wut auf die
Lilydoga und speziell
auf Michael war jetzt grenzenlos und nicht mehr zu stoppen. Sein
brauner
Wolfkörper spannte sich ruckartig an und seine gesamten Adern
wurden von puren,
alles verschlingenden Hass durchzogen. Ihm blieben nur noch fünf
Minuten, um
das Ritual zu vollziehen.
Aber sein
grenzenloser Hass und
seine Wut waren in diesen Moment stärker, als sein
Überlebenswille.
Sein Wolfsgesicht
verzog sich zu
einer blutverzerrten Fratze. Wutentbrannt und mit einem lauten
Heulen stürzte
er auf sie zu. Amy sah ihn springen, konnte aber nicht mehr
schnell genug
reagieren. Verzweifelt versuchte sie, seitwärts auszuweichen.
In diesem Moment
sprang Atcitty
sie an und riss sie mit sich herunter. Ihr blieb keine Chance
mehr um ihm noch
auszuweichen.
Die Erde begann
sich um sie zu drehen,
sie sah die Sterne vor ihren Augen tanzen als sie langsam zu
Boden fiel und in
sich zusammen sackte. Er hatte seine Reißzähne mit voller Wucht
in ihren Leib
gebohrt. Der absolute, unmenschliche Schmerz den sie daraufhin
verspürte, nahm
ihr die Kraft zum Schreien. Sie fühlte wie das Blut langsam aus
ihrer Brust
heraus strömte und warm an ihrer linken Körperhälfte herunter
quoll.
Michael sah das
Geschehen vor
seinen inneren Augen ablaufen und stieß einen tiefen, heiseren
Schrei der
Verzweiflung aus. Aber er konnte ihr nicht zu Hilfe kommen.
Sechs, der
übriggebliebenen Sunkmanitutanka hingen noch immer an seinem
Körper und
attackierten ihn auf das Heftigste.
Seine Brüder und
Milton waren am
unteren Rand des Vulkanes mit dem Rest des Heeres beschäftigt.
Verzweifelt
starrte er Amy
eindringlich an und sandte ihr eine mentale Vision zu.
»Amy gib jetzt
nicht auf, bitte.
Es ist die letzte Treppe zum Sieg über das Böse. Versuche die
Pfeilspitze in
seine Pfote zu stechen. Lass nicht zu, dass er dich tötet. Er
ist der letzte
seiner Art. Wenn du es schaffst, dann ist das Grauen besiegt und
ausgelöscht.
Liebling, sei stark. Nur du hast die Kraft dazu. Versuch es. Sei
noch ein
letztes Mal tapfer .«
Unter größter Anstrengung öffnete Amy wieder die Augen und
blickte in die
kohlschwarzen, bösen und hasserfüllten Pupillen von Atcitty im
Wolfgewand. Er
nahm seine Angriffsstellung an um zum letzten unwiederbringlich
und somit
tödlichen Biss anzusetzen, ihre Nieren.
Noch einmal schien
Michaels
Vision sie zu fokussieren.
»Amy tue es. Du
schaffst es !«
Unendlich schwach
von Blutverlust
richtete Amy sich mühsam auf und spürte in ihrer rechten Hand
die Pfeilspitze.
Der Holzpfeil war
zerbrochen,
aber den gespitzten Stein hielt sie noch in ihrer zitternden
Hand. Mit der
allerletzten ihrer noch verbliebender Kraft, richtete sie sich
auf und stach
die Steinspitze in seine Vorderpfote.
Tohopka jaulte
auf.
Markerschütternd.
Aber die Spitze
saß nicht tief
genug. Ihre Kraft hatte nicht mehr gereicht.
Taylor hatte
seinen Gegner
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