Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
entspannt. Endlich, ihre fünf freien
Tage hatten
angefangen. Ihr frischgewaschenes, langes Haar weht sanft im
Wind hin und her.
In ihrem zartgrünen, ärmellosen Kleid mit gleichfarbigen
Sandalen sah sie
frisch und wunderschön aus.
Sie ging durch den Rundbogen zur Rezeption. »Hallo
Kiara«, begrüßte
sie die Oberschwester, »melde mich hiermit zum Dienst .«
Es war ihr vierter, von ihren fünf freien Tagen die sie
in der Hope
Klinik verbringen konnte.
Sie hörte Mahu gerade aufmerksam zu die ihr erklärte
wie man einen
Wundverband aus verschiedenen Blättern und Wurzelextrakten
herstellte, als sie
ihn wiedersah.
Michael kam in den Behandlungsraum und küsste seine
Mutter zur
Begrüßung auf die Stirn.
Mahu lächelte und drehte sich dann zu Amy um. »Ihr
beide habt euch ja
schon kennen gelernt, nicht wahr ?« Zu
ihren Sohn
gewandt sagte sie: »Ich habe Amy schon die verschiedenen
Kräuter, Blätter und
Wurzeltinkturen erklärt und ihr beigebracht wie wir damit auf
natürliche Weise,
ohne Chemie, zum Teil bessere Heilerfolge erzielen. Sie ist eine
sehr gelehrige
Schülerin .«
Liebevoll sah sie Amy an. »Jetzt bist du dran, Michael.
In einer
Stunde steht eine Entfernung der Gallenblase auf der
Operations-Liste. Ich
möchte dass du sie einweist und sie mit unseren Methoden
vertraut machst.
Danach wäre es schön, wenn ihr beide die Nachmittags-Visite
übernehmt.
Ich brauche Kiara heute für eine andere Sache. Die
Oberschwester ist
also heute Nachmittag nicht verfügbar. Amy wird dir assistieren.
Und vertragt
euch- .« Sie warf ihrem Sohn und Amy
einen forschen
Blick zu, verabschiedete sich dann und verließ das Zimmer.
Michael seufzte leise vor sich hin. »Gut, dann wollen
wir in den
Operations-Trakt rübergehen. Müttern soll man nicht
wiedersprechen .«
Amy lachte leise und folgte ihm.
Bewusst taten beide als hätte es ihre Begegnung auf dem
Weihnachtball
niemals gegeben.
Die Operation war gut verlaufen, die Gallenblase
entfernt. Sie war
erstaunt wie gut sie für das erste Mal zusammen gearbeitet
hatten.
Mühelos hatte sie ihm assistiert, ihm instinktiv die
richtigen
Bestecke, Scheren und Klammern angegeben noch bevor er es
verlangte, sich aber
ansonsten im Hintergrund gehalten.
Allen sechs Ärzten und OP-Schwestern in Saal sah man
an, dass sie ein
eingespieltes Team waren. Sie verstanden sich ohne viele Worte.
Als die Visite um 16 Uhr auf der Krankenstation begann
hatte Michael
eine unverbindliche und abweisende Mine aufgesetzt. Er sprach
nur das Nötigste
mit ihr. Nur das was sie zu dem jeweiligen Patient und dem
dazugehörigen Krankheitsbild
wissen musste.
Wenn sich ihre Finger oder Hände zufällig einmal
berührten, wie bei
dem komplizierten zusammenstellen der Kräutertexturen, dann
zuckte er jedes Mal
zurück als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Danach
wurde sein Ton
ihr gegenüber noch ein wenig bissiger. Es war schon nach acht
Uhr, als sie sich
endlich auf den Heimweg machte.
»Arroganter Idiot, murmelte Amy vor sich hin, als sie
langsam zu ihrem
Wagen ging.
Michael Cheveyo stand in diesem Augenblick vor seinem
Fenster im
Arbeitszimmer und schaute ihr nachdenklich nach. Sein Gesicht
wirkte fremd und
hart wie er dastand aber in seinem Innersten brodelte es
zutiefst.
Er konnte die Wärme die sie ausströmte beinahe
körperlich spüren und
tief verzweifelt stöhnte er auf. Sie hatte die Gabe ihn komplett
aus der
Fassung zu bringen. Seit Tagen schon kämpfte er mit sich um die
Kontrolle
seiner Gefühle nicht komplett zu verlieren und um der
sehnsuchtsvollen Erregung
bei ihrem Anblick Herr zu bleiben. Sein Körper reagierte auf
sie, wann immer
sich ihre nur Blicke streiften.
Tief atmete er durch und beobachtete wie sie anmutig in
ihren Wagen
stieg. Ein warmes und süßes Gefühl durchströmte seine Adern.
Verdammt, murmelte er vor sich hin und wütend über sich
selber, setzte
er sich dann wieder an seinem Schreibtisch und begann die
Berichte des Tages zu
diktieren.
Seit diesem Zusammentreffen erschienen wieder ihre
Visionen. Nun jede
Nacht. Manchmal sagte er ihr wieder, dass sie sofort weggehen
solle. Manchmal
sah sie jedoch nur sein Gesicht mit den geliebten Augen. Er sah
sie dann
einfach nur an und sprach nicht mit ihr. In manche Visionen
hatte sie den
Eindruck als wolle er
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