Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
werden. Das fertige
Baumgerüst haben
sie dann mit lehmhaltiger Erde abgedeckt. Das hat den Raum vor
Hitze und Kälte
isoliert. Die Hogans errichten sie auch heute immer noch auf die
gleiche Weise.
Die Häuser haben meistens einen Durchmesser von zehn
Metern. Die
traditionelle Bauweise wird immer respektiert. Sie nehmen die
Pinienstämme,
verlegen sie aber heutzutage quer, so dass sie sich an den Ecken
jeweils
überkreuzen.
Dann füllen sie die Fugen der Wände mit Lehmerde aus.
Und dichten auch
das Dach mit einer Schicht aus Erde, Reisig und Lehm ab. Das
funktioniert dann
wie eine natürliche Klimaanlage. Im Sommer ist es angenehm kühl
und im Winter
sinkt die Temperatur nie unter sechs Grad ab.
Was ganz wichtig war und noch immer ist: der
Hauseingang wird immer
und ohne Ausnahme, nach Osten hin gebaut.
So begrüßen sie die aufgehende, heilige Sonne.
Und den neuen Morgen.
Hier in diesem Höhlen Labyrinth haben sie sich zum
ersten Mal sesshaft
gemacht.
Aber der Anazasi Stamm ist seit ungefähr 1670
ausgestorben. Keiner
weiß so genau warum. Vielleicht aus Wassermangel, weil die
Quellen verdunstet
und schließlich ganz versiegt sind. Heute gehört das Monument
Valley zum
Schutzgebiet der Navajo–Indianer.
Zurzeit leben ungefähr 350 von ihnen hier in den Höhlen
oder in den
Häusern der Umgebung. Sie leben so wie vor Jahrtausenden vor
Jahren auch. Ohne
Strom, ohne fließenden Wasser oder elektronischen Geräten.
Vollkommen harmonisch und im Einklang mit der Natur.
Auch die
Höhleneingänge wurden traditionell nach Osten hin geöffnet und
in die Felsen
geschlagen .«
»Wovon bestreiten sie denn ihren Lebensunterhalt«,
fragte Emily, »leben
sie nur von dem Eintrittsgeld, was sie hier einnehmen ?«
»Nein«, Amy schüttelte den Kopf. »Viele verdienen sich
auch als
Touristenführer ihr Geld. Sie gestalten Führungen zu Fuß, machen
Ausritte zu
Pferd oder auch Jeep Touren durch das gesamte Tal. Die Frauen
leben vorwiegend
die vererbten Traditionen des Teppichwebens und das Wollspinnens
weiter.
Schaut euch diesen Teppich an«, sagte sie und berührte
dabei ganz zart
den filigranen Wandteppich vor sich, »ist er nicht wunderschön?
Die Farben
werden alle aus der Natur hergestellt, es werden keine
künstlichen Substanzen
dabei verwendet.
Dieses unsagbar leuchtende Rot zum Beispiel, gewinnen
sie aus dem Blut
einer Läuseart, die auf den Kakteen sitzt. Das saftige Grün
hier, kommt von den
Blättern der Yucca Palme.
Und aus den getrockneten Yucca Blättern fertigen sie
auch diese
geflochtenen Bastkörbe .«
Begeistert schauten sich die drei Freundinnen nach
ihrem Rundgang im
Verkaufsshop des Dorfes um. Rachel erwarb einen der oval
geflochtenen bunten
Körbe.
»Prima, damit werde ich ab jetzt unsere Einkäufe
tätigen. Dann
brauchen wir endlich nicht mehr diese unhandlichen, braunen
Papiertüten. Zurück
zur Natur!«
Stolz schwang sie ihre Neuerwerbung vor sich hin. Amy
und Emily
entschieden sich beide für einen kleinen, handgewebten
Wandteppich in warmen
erdfarbenen Tönen.
Perfekt für ihre Schlafzimmer.
»Kommt«, sagte Emily, »zum Abschluss möchte ich noch
ins Diné Bikéyah Reservat
fahren. Dann sehen wir endlich mal das Hope–Center, wo du
arbeitest, Amy .«
»In Ordnung«, diese nickte ergeben.
»Hast du nicht erzählt, dass es in dem Dorf diesen
kleinen
bezaubernden Schmuckladen gibt, der so einzigartigen
Silberschmuck hat«, rief
Rachel, »ich möchte mir unbedingt einen neuen Ring kaufen .«
Sie klatschte vor Aufregung in die Hände. »Kommt
Mädels, auf zum
Reservat .« Amy und Emily folgten ihr
lachend,
erschlagen von so viel Rachel Power.
Langsam schlenderten sie dann zu dritt durch das Dorf.
Amy zeigte
ihnen die Hope–Klinik von außen. Dann gingen sie die schmale
Straße an den
Häuser und Hütten entlang, bis sie zum Dorfplatz, dem Center
gelangten. Hier
und da begrüßten die Leute Amy und winkten ihr freundlich zu.
Viele von ihnen waren Patienten des Hope–Centers. Dann
erblickte sie
plötzlich Joe, der alte Indianer mit dem offenen Bein.
Er stand vor seiner Hütte, vor einem alten verrosteten
Tank aus dem
langsam Wasser in seinen Becher floss.
»Hallo Joe«, begrüßte Amy ihn, »wie geht es ihrem Bein
heute ?«
Langsam und humpelnd drehte er sich zu ihnen um.
»Wenn dein Pferd unter dir
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