Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
hundert prozentig sicher sein.
Und wenn diese
Kratzbürste damit an die Öffentlichkeit oder gar an die Presse
ging, dann wäre
seine Karriere zu Ende.
Er bedachte Amy mit einem hasserfüllten Blick.
Normalerweise war seine
abfällige und herablassende Art über die Sozialfallpatienten,
immer ein großer
Lacherfolg bei den Studenten.
Ein Brüller. Jetzt wusste er mehr als zuvor, warum er
keine Frauen im
Arztberuf leiden konnte. Diese hier schien von der ganz
feministischen Sorte zu
sein. Eine verblödete, hinterlistige und falsche Ziege. Ihm
fielen noch ganz
andere Ausdrücke ein. Aber dann bemerkte er die Augenpaare, die
ihn alle immer
noch erwartungsvoll auf seiner Reaktion hin anschauten.
Schwerfällig straffte
er die Schultern und gab sich als großzügiger Gönner. Etwas
anderes blieb ihn
jetzt auch gar nicht übrig.
»Meine Damen und Herren. Ich denke wir sollten diesen
kleinen Vorfall
vergessen und darüber hinwegsehen.
Es tut mir leid Kindchen, wenn ich dich verletzt haben
sollte. Das war
nicht meine Absicht .«
Etwas halbherzig tätschelte er das angelegte Knie von
Patricia.
»Ich hoffe, du kannst mir meine vielleicht etwas
unfreundlichen Worte
verzeihen. Aber ich hatte einen sehr schweren und anstrengenden
Tag .«
Patricia blickte hilflos zu Amy hinüber, die ihr leicht
und fast
unmerklich zunickte. Mehr als diese lasche und fadenscheinige
Entschuldigung
würde man von diesem eitlen und selbstgefälligen Mann nicht
erwarten können.
»Ist in Ordnung. Ich möchte einfach nur mein Baby
gesund zur Welt
bringen. Mehr verlange ich nicht .« Er
nickte ihr
offenbar erleichtert zu. »Sehr schön. Ich werde einen anderen
Arzt ihres
Vertrauens holen. Der wird ihnen dann, zusammen mit Miss
Mallone, bei der
Geburt zu Verfügung stehen.
Die Visite ist hiermit beendet, entschuldigen mich
jetzt bitte .« Mit diesen Worten
stürmte er an ihnen vorbei und schloss
lautstark die Tür.
Die anderen Studenten wussten nicht recht, wie sie sich
verhalten
sollten. Sie fühlten Patricia gegenüber eine leichte Scheu da
sie ja alle über
die makaberen Scherze mit gelacht hatten. Betreten blickten sie
zu Boden.
Amy fing sich als erstes wieder.
»Okay, ich denke wir gönnen Ihr jetzt erst einmal ein
wenig Ruhe. Ich
komme sie später noch einmal besuchen, wenn sie es möchten«,
sagte sie zu
Patricia gewandt. Die restlichen Studenten nickten zustimmend
und verließen
hastig das Krankenzimmer. Patricia fasste nach ihrer Hand.
»Warum haben sie das für so eine wie mich, getan? Sie
kennen mich ja
noch nicht einmal .«
Amy beugte sich zu ihr herunter und streichelte sanft
über ihren
gewölbten Bauch.
»Patrica, ich darf dich doch so nennen oder ?« Das Mädchen nickte.
»Vor Gott sind alle Menschen gleich. Egal ob arm oder
reich, schwarz
oder weiß. Das hat mich meine Mutter schon vor sehr, sehr langer
Zeit geleert. Lange
bevor ich den hippokratischen Eid kannte .«
Patricia nickte ihr dankbar zu. Die halblangen braunen
Haare hingen
ihr verschwitzt herunter und in ihrem blassen, fast weißen
Gesicht hoben sich
ihre braunen Augen riesengroß und ängstlich hervor. Sie spürte
eine neue Wehe
anrollen und packte hart Amys Handgelenk.
Leise stöhnte sie auf und wartete bis die Schmerzwelle
langsam wieder
abebbte. Mit großen Augen sah sie Amy an.
»Bitte lassen sie mich nicht alleine, bleiben sie ein wenig bei
mir. Ich bitte
sie nur um ein paar Minuten ihrer Zeit, sonst habe ich doch
niemanden«,
flüsterte sie beinahe lautlos.
»Die Eltern von meinem Freund sind sehr vermögend, aber
sie weigern
sich mich zu unterstützen. Von Anfang an mochten sie so eine wie
mich nicht,
haben mich dann aber notgedrungen akzeptiert. Jason war ihr
einziger Sohn. Er
sagte ihnen, das er mich so oder so heiratet. Auch wenn sie ihn
enterben
würden. Das wir uns aus ganzen Herzen lieben und es ein
Wunschkind ist. Nach
seinem Tod haben sie mir dann ihr wahres Gesicht gezeigt. Bei
unserem letzten
Telefonat haben sie mir mitgeteilt, dass ich am Tode ihres
Sohnes schuldig bin.
Hätte er mich niemals kennengelernt, dann wäre er auch
an diesem Tag
nicht auf dem Highway auf dem Weg zum Friedensrichter gewesen
und dann wäre er
heute immer noch am Leben .«
Jetzt liefen ihr die Tränen wie Sturzbäche hinunter.
Das ganze
aufgestaute Leid bannte sich nun seinen
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