Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
Weg.
Patricia versuchte sie mit dem Handrücken wegzuwischen.
Amy nahm eine
Klenexrolle aus dem Regal und gab sie ihr.
Sanft strich sie ihr über die Wangen und nahm sie
schweigend in die
Arme. »Wein dich aus Kleines, Tränen spülen das Gift und die
Trauer aus deinen
Körper. Lass es alles raus. Dann hast du wieder Kraft um dich
ganz auf dein
Baby zu konzertieren .«
»Ich habe Jason so sehr geliebt, von ganzem Herzen und
er mich auch.
Ich weiß, dass wir eigentlich noch zu jung waren für ein Kind.
Aber wir haben
es uns beide so sehr gewünscht. Wahrscheinlich, weil wir beide
keine glückliche
Kindheit hatten. Wir haben uns geschworen unser Baby mit all
unserer Liebe zu
erziehen. All das, was wir selber nie hatten.«
Sie begann wieder unterdrückt zu schluchzen und legte
dann erschöpft
ihren Kopf an ihre Schulter.
»Kannst du nicht zurück zu deinen Eltern gehen«, fragte Amy und
strich ihr
beruhigend über den Rücken.
»Nein. Meine Eltern haben nicht viel Geld. Sie waren
froh, als ich bei
Jason und seinen Eltern einzog. Als die mich dann, nach der
Beerdigung vor die
Tür setzten, habe ich meinen Dad angerufen. Er sagte, noch einen
Essen mehr am
Tisch in Form meines Babys, kann er nicht gebrauchen. Daraufhin
hat er sofort
die Fürsorge angerufen, die haben mich dann in dieses Wohnheim
für allein
erziehende Mütter gesteckt. Amy, da ist es schrecklich.
Laut, schmutzig und keiner kümmert sich um mich. Dahin
möchte ich
nicht mehr zurück gehen. Bitte, bitte helfen sie mir .«
Flehentlich blickte sie mit ihrem kindlichen Gesicht
hoch. Amy
durchströmte ein warmes Mitgefühl. Fieberhaft überlegte sie.
Aber hier im
Flagstaff Medical Center konnte sie ihr nicht helfen. Sie war
und blieb eine
Assistenzärztin, ohne jegliche Befugnisse. Alle anderen Ärzte
würden Patricia
bei der Geburt zwar beistehen, sie aber als Fürsorgefall nie
ganz für voll
nehmen. Und sich schon gar nicht Zeit für ihre Sorgen und Nöte
nehmen. Das
bezahlte die Krankenkasse nicht.
»Pass auf Patricia, in zwei Stunden habe ich
Schichtende. Lass mich
etwas versuchen.
Ich weiß noch nicht, ob es klappt. Ich muss dafür erst
ein bisschen
telefonieren. Meinst du, dass du es so lange noch aushältst?
Dein Muttermund
ist erst zwei Zentimeter geöffnet. Das heißt, du hast noch nicht
einmal ein
Viertel geschafft. Es kann noch sehr lange dauern bei der ersten
Geburt .«
Das Mädchen nickte.
Amy ging ins Ärztezimmer, um zu telefonieren.
Als erstes rief sie Mahu im Hope–Center an.
Diese hörte sich alles aufmerksam an, sie hatte es in
ihren Visionen
schon vorhergesehen. »Meine Tochter, bring sie ruhig hierher ins
Hospital.
Natürlich werden wir uns um sie kümmern .« Danach
telefonierte sie mit der zuständigen Dame von der Fürsorge.
Nachdem sie mit
allem Nachdruck deutlich klargemacht hatte, dass sie bereit war
im vollen
Umfang die Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig auch für
alle
anfallenden Kosten aufkommen würde, ging alles sehr zügig. Ein
Mitarbeiter vom
Sozialamt erschien binnen einer Stunde im Krankenhaus und sie
unterschrieb die
Verträge. Damit übernahm sie offiziell die vorübergehende
Vormundschaft über
das siebzehn jährige Mädchen Patrica Lloyd und ihrem bald zur
Welt kommenden
Baby. Robert steckte den Kopf durch die Tür. »Hey meine Süße,
weißt du, dass du
das absolute Tagesgespräch auf sämtlichen Stationen bist, so wie
du es
Professor Russell gegeben hast? Wenn ich dir eine Tasse deines
geliebten
Kaffees holen gehe, erzählst du mir dann noch mal alles in allen
Einzelheiten ?« , schmeichelte er.
Lachend stimmte sie zu.
Nach Feierabend zog sie sich um. Aufatmend schlüpfte
sie in ihre
Jeans, zog eine luftige, meerblaue Tunika an und streifte sich
im gehen die
blauen Ballerinas über.
Dann begab sie sich zum Krankenzimmer von Patricia.
Blass und von
Schmerzen gepeinigt, lag diese in ihrem Bett. Nur einmal nach
Amys weggehen
hatte ein neuer Arzt nach ihr gesehen und gesagt, dass der
Muttermund immer
noch unverändert geöffnet sei.
»Das dauert noch, Kindchen«, ohne ein weiteres Wort war
er danach
wieder verschwunden.
Amy erzählte ihr in kurzen Zügen was sie veranlasst
hatte. Danach half
sie ihr aufzustehen und sich langsam anzuziehen.
Schwer auf ihrem Arm gestützt, verließen sie zusammen
die
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