Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
viele von ihnen hatten diese spirituelle
Trance–Reise
nicht überlebt.
Ihre mystischen Kräfte oder ihr Herz waren zu schwach
gewesen, um die
tagelangen Tortouren zu überstehen. Sie waren einfach nicht mehr
aufgewacht.
Ihre Seelen verloren sich im Jenseits und blieben
irgendwo, in den
Zwischenwelten stecken. Der Gedanke, dass Amy vielleicht nicht
mehr aufwachen
würde, ihre Seele fortfliegen zu sehen, verursachte ihn beinahe
körperliche
Schmerzen. So ein hohes Risiko konnte er auf keinen Fall für sie
eingehen.
Nein, er ballte die Hände zu Fäusten.
»Taylor…«, rief er leise.
Sein Bruder stand wie aus dem Nichts hinter ihm. Er
hatte seine
Visionen mitlesen.
»Michael«, er blickte ihn stumm an. »Was sind deine
Anweisungen ?«
»Ab Morgen beginnen wir mit dem Training für Amy. Jeden
Tag, für
mindestens drei Stunden. Da du deinen Meistergrad hast wirst du
sie
unterrichten und sie in die Kunst der Ninja–Kämpfe einführen.
Danach werde ich
sie dann mit Pfeil und Bogen vertraut machen .«
Michael drehte sich um und ging aus dem Arbeitszimmer
seines Vaters.
Er hatte seine Entscheidung getroffen. Er hoffte verzweifelt,
dass es die
kleinste Gefahr für sie war.
Sie parkte ihren Wagen in der Auffahrt neben dem Haus
und stieg müde
von dem langen und anstrengenden Tag aus.
Michael riss die große Eingangstür auf und kam ihr
entgegen gelaufen,
nahm sie in seine Arme und wirbelte sie durch die Luft. Dann
bedeckte er mit
tausend kleinen Küssen ihr Gesicht.
»Amy, es tut mir so leid, was heute geschehen ist. Wenn es in
meiner Macht
läge, dann würde ich es ungeschehen machen .«
Tief vergrub er sein Gesicht in ihrem frisch
gewaschenen, duftenden
Haar. Amy streichelte sein Gesicht und bot ihm ihre Lippen zu
einem
verführerischen langen Kuss.
»Michael, wenn du nicht gewesen wärst dann hätte mich dieses
Monster
wahrscheinlich schon längst getötet. Nur durch dich bin ich
heute Morgen so
stark und selbstsicher gewesen .«
Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und blickte ihn mit
ihren grünen,
geheimnisvollen Augen an.
»Du hast mich heute gerettet, weißt du das eigentlich ?«
Sie schmiegte sich an ihn und sanft streichelte er
ihren Rücken denn
ihr müder und abgekämpfter Gesichtsausdruck war ihm nicht
entgangen.
Sanft hob er ihr Kinn an, um in ihre Augen zu schauen.
»Amy, ich weiß, dass du müde bist, aber wir müssen etwas
Wichtiges miteinander
besprechen. Komm, lass uns ein wenig im Garten spazieren gehen
und ich werde
dir ein paar Sachen erklären. Wenn du mir danach versprichst
artig zu sein,
dann darfst du auch bei mir übernachten und musst nicht mehr den
Weg durch die
Dunkelheit nach Hause fahren .«
»Hhm«, flüsterte Amy verträumt, »um dich zu fühlen bin
ich bereit fast
alles zu machen .«
Michael lachte leise auf, schlang den Arm um sie und
gemächlich gingen
sie den kleinen Weg an den Pferdekoppeln vorbei, der zum Garten
mit der kleinen
Teichanlage führte. Er setzte sich auf die Bank und zog sie
sanft neben sich.
»Amy«, begann er mit ernster Stimme, »du weißt doch noch, das
ich dir erzählt
habe, warum du ausgewählt wurdest, oder ?«
Sie sah zu ihm hoch und nickte.
»Ja, ich soll den Bogen mit dem Malachitpfeilen
abschießen und so das
Böse auslöschen .«
Sanft küsste er ihr seidiges Haar und zögerte kurz,
bevor er wieder zu
sprechen begann.
»Das stimmt, aber nur bedingt. Ich habe dir nicht die
ganze Geschichte
erzählt. Um dich nicht noch mehr aufzuregen und dich zu
beunruhigen. Aber mein
Vater wird es dir sicher unterbreiten. Also erzähle ich es dir
lieber vorher.
Der weise Rat hat dich ausgesucht, weil du absolut rein
in deinem
gesamten Wesen, deinem Denken und in deiner Seele bist. Sie
waren sich sehr
wohl im Klaren darüber, dass du eine Sterbliche und damit eine
Verwundbare
bist.
Aber die Dogianer haben die Macht um das zu ändern. Sie
haben mich als
deinem Hüter deiner Seele dazu auserkoren, um dich auf die Reise
der Gezeiten,
durch die vier Welten, zu schicken .«
Amy schaute ihn interessiert an.
»Werde ich dann unverwundbar so wie du, so dass ich
euch wirklich eine
Hilfe sein werde um sie zu besiegen und nicht nur eine Last? Und
habe ich dann
den gleichen Duft deiner Gattung, das wir uns dann wirklich
fühlen und lieben
können ?«
Sie schaute ihn gespannt an,
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