Tränen der Lilie - Hüter der Gezeiten (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)
spürte.
»Entschuldigen sie mich Kiara, machen sie bitte kurz
alleine weiter.
Ich komme gleich wieder .«
Er schloss die Tür und katapultierte sich durch die
Dimension hindurch
in sein Arbeitszimmer.
Diese Situation hatte er nicht voraus gesehen. Jetzt,
ausgelöst durch
Amys Angst und Panik erfasste er schlagartig und visuell ihre
Situation.
Blitzschnell begann er zu überlegen. Er konnte sich nicht zu ihr
dimensionieren, dann würde Atcitty sie sofort und umgehend
töten. So schloss er
die Augen um mit ihr mental in Kontakt zu treten.
Auf keinen Fall durfte sie seine Angst spüren. Er
musste ihr helfen
und ihr seine ganze mentale Kraft übermitteln. In der nächsten
Sekunde endlich
fühlte sie seine machtvolle Vision.
Sie schloss auch kurz ihre Augen und öffnete sie dann
sofort wieder.
Michael erschien vor ihrem inneren Auge.
»Amy, zeige ihm auf gar keinen Fall, dass du Angst
hast, versuche
selbstsicher rüberzukommen. Hörst du mich«, fragte er
beschwörend.
Kaum merklich nickte sie.
»Gut, dann gehe jetzt ganz langsam und unauffällig ein
bisschen nach
rechts, ungefähr zwei Schritte. Da liegt ein Skalpell neben dem
Duschtisch.
Nimm es. Dann sagst du ihm, dass du auch ohne Cynthia mit der
Obduktion
beginnst. Sag ihm, dass der Verstorbene nierenkrank war. Dann
tust du so als ob
du mit der Sektion beginnst. Sag ihm, dass du die Nieren als
erstes entfernst.
Bei dem Gedanken an den Geruch und dem Anblick der Niere wird er
wahrscheinlich
schon blutrünstig werden und wegrennen. Bleib um alles in der
Welt so ruhig wie
möglich. Er darf dir auf gar keinen Fall deine Angst anmerken .«
Amy hatte seine Vision in minutenschnelle empfangen.
Michaels
scheinbare Ruhe und Sicherheit übertrug sich nun auch auf ihren
Körper.
Langsam ging sie die zwei Schritte seitwärts an dem
langen Waschtisch
entlang.
Sie versuchte ihrer Stimme einen gelangweilten Klang zu
geben.
»Was wollen sie hier unten, Doktor Atcitty? Ich habe zu
arbeiten .«
Dann griff sie unauffällig hinter sich und fühlte die
kalte Klinge des
Skalpells, umschloss sie hart mit der Hand und machte einen
selbstsicheren
Schritt auf ihn zu.
»Aber so lange Cynthia noch nicht wieder da ist, können
sie mir gerne
assistieren.
Dieser 58 jährige Verstorbene litt an einem
Nierentumor. Ich werde
jetzt also als erstes die beiden Nieren entnehmen, um sie zur
pathologischen
Untersuchung zu schicken .«
Sie bemerkte wie er fast unbemerkt erstarrte. Trotzdem
blieb er starr
und unbewegt am Tisch stehen.
»Gut, dann beginnen wir .«
Amy setzte zum Schnitt an und war in diesem Moment auch
bereit bis zum
absolut Äußersten zu gehen. Obwohl sie in ihrer Ausbildungszeit
in keinster
Weise berechtigt war, alleine eine Sektion durchzuführen. Aber
das sah sie in
diesem Moment als ihr kleinstes Problem an. Jetzt endlich
reagierte auch
Atcitty. Er fletschte seine Zähne und taktierte sie aus
wutverzerrten Augen.
»Das wird ein Nachspiel haben. Denke nicht, dass ich so
leicht
aufgeben werde .«
Amy versuchte ihrer Stimme einen selbstsicheren Klang
zu geben, als
sie ihm antwortete.
»Ich hoffe sehr Doktor Atcitty, das sie diese Spiele in
Zukunft
unterlasen. Denn wenn es noch Mal passiert, dann bei Gott
schlage ich ihnen
alle Zähne raus .«
Mit diesen Worten setzte sie das Messer noch härter an
die
Nierengegend des Toten an und ein zischender Laut der soeben
zerschnittenen Haut
erklang. Entgeistert starrte er auf ihre Hand. Ruckartig drehte
er sich
daraufhin um und verließ dann beinahe fluchtartig den Raum.
Hinter ihm erschien jetzt auf einmal eine sehr viel
lustigere Cynthia.
»Was hat den denn so erschreckt? Er sah aus als ob der
Tod persönlich
hinter ihm her ist .«
Sie kicherte, entzückt über ihren eigenen Witz.
Amy begann jetzt am ganzen Körper zu zittern. Sosehr
hatte sie das
soeben erlebte mitgenommen.
»Entschuldige sie mich bitte einen Augenblick, ich bin
gleich wieder zurück«,
flüsterte sie mit tonloser Stimme und ging mit wackeligen Beinen
hinaus.
Im Flur lehnte sie sich langsam gegen die gekachelte,
hellblaue Wand
und schloss die Augen. Michael war immer noch mental bei ihr.
Dann vibrierte ihr Handy in der Tasche ihres
Ärztekittels.
»Amy Liebling, es tut mir so leid. Ich habe nichts von alle dem
vorhergesehen,
keine einzige Vision. Das macht mich fast
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