Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)

Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Seelen aus Eis (Bianca Balcaen: Geisterkrieger-Serie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
Vom Netzwerk:
gehalten - und
     offen gestanden auch niemals begriffen hatte - war in ihrer Welt
     offenbar ganz einfach gewesen. Seine Frau führte damals nur die
     mystische und uralte Schamanentradition des Hopi-Stammes weiter.
     Ganz allmählich begann sie damals schon ihre Tochter in die
     indianische Kunst der Bewusstseinserweiterung und des
     Visionenlesens einzuweihen. Oft hatte sie versucht es ihm zu
     erklären, aber er weigerte sich vehement diese Dinge zu
     verstehen.
    Er unterrichtete an der Universität indianische Kunst
     aus voller Überzeugung, denn das konnte er nachvollziehen und
     sehen. Aber der scheinbar übersinnliche, so surreale und
     mystische Teil von Taditas Persönlichkeit hatten ihn schon sehr
     oft verunsichert. Was er nicht sehen konnte, das war für ihn
     auch nicht existent.
    Amy jedoch schien die gleiche Gabe wie ihre Mutter zu
     haben. Sie konnten sich anscheinend beide ohne zu sprechen,
     verständigen. Und Amy hatte sie verstanden. Immer noch sah er
     sie vor sich stehen, an diesem Tag an dem sie ihr Schicksal für
     sich selber entschieden hatte. Er konnte auch noch heute wieder
     ihre geflüsterten Worte hören: »Dad, ich weiß jetzt sehr genau
     welchen Lebensweg ich gehe werde.
    Ich möchte Ärztin werden und nach dem Abschluss meines
     Studiums gehe ich nach Arizona.
    Ins Diné Bikéyah, dem Navajo Nation Reservat der
     Indianer. Nur sie werden mich lehren können die heilende Kunst
     der Schamanen in seiner Ganzheit zu verstehen.
    Damit so etwas wie mit meiner Mom niemanden mehr auf
     der Welt passiert wird. Ich möchte die moderne Medizin mit der
     weisen, uralten und traditionellen Naturheilkunde der Indianer
     verbinden. Im Einklang mit dem Wissen von beiden Welten, nur so
     werde ich jemals eine gute Ärztin werden.«
    Sie war vierzehn Jahre alt, als sie vor ihm stand und
     diese Worte sprach.
    Thomas rieb sich über die Augen und versuchte die
     traurigen Gedanken wieder aus seinen Kopf zu verbannen.
     Schließlich erreichte er den Blumenladen, stieg aus und kaufte
     einen wunderschönen, großen Strauß meerblauer Lilien.
     
    »Dad, wo zum Teufel hast du so lange gesteckt?«
    Amy lief die Treppe runter, als er gerade die Haustür
     aufschloss. Freudestrahlend riss sie ihm die Blumen aus der Hand
     und küsste ihn zum Dank stürmisch.
    Liebevoll betrachtete Thomas seine über alles geliebte
     Tochter.
    Zweiundzwanzig Jahre war sie jetzt jung. Ihre schlanke
     und fast zerbrechlich wirkende Gestalt hatte schon so manchen
     ihrer vielen Verehrer getäuscht. Denn ihre feingliederige Figur
     verbarg gut durchtrainierte Muskeln vom täglichen Schwimmen und
     ihrer Segelleidenschaft.
    Ihre dunkelbraunen fast schwarzen Haare fielen ihr bis
     auf die Hüften und umrahmten so ihr filigranes Gesicht. Wenn
     Thomas sie ansah verlor er sich immer wieder in ihren großen,
     smaragdgrünen Augen, die von langen und seidigen Wimpern umrahmt
     wurden. Die gleiche Farbe wie Tadita. Sie war das vollkommende
     Ebenbild ihrer Mutter die ihr auch den zarten und bronzefarbenen
     Teint ihrer Haut vererbt hatte.
    Thomas war wahnsinnig stolz auf sie. Gleichzeitig
     verspürte er aber auch eine unendliche Traurigkeit, da sie ihn
     nun tatsächlich verlassen wollte.
    »Amy, möchtest du es dir nicht doch noch einmal
     überlegen? Bleib doch bei deinem alten Vater. Hier hast du doch
     alles was du brauchst.«
    Wehmütig sah sie ihn an, gab ihm nochmal einen Kuss auf
     die Wange und presste ihr Gesicht danach in die Lilien, um den
     ganzen Duft aufzunehmen.
    »Dad, fang bitte nicht wieder an. Wir haben das alles
     doch schon so oft besprochen.
    Nächste Woche geht mein Flug nach Arizona und dann
     beginne ich endlich meine praktische Ausbildung. Die letzten
     vier Semester hier waren schön aber es war nur der trockene
     Theorieunterricht. Jetzt, in den kommenden drei Jahren, werde
     ich endlich mit den Patienten in Kontakt kommen.
    In der klinischen Ausbildung werde ich so viel lernen
     können, vor allem von den vielen neu erforschten Methoden die
     sie dort ausprobieren. Ich kann es gar nicht erwarten, freue
     dich doch bitte mit mir.«
    Dann nahm sie ihrem Vater den Mantel ab und stellte
     seine Aktentasche auf dem Tisch vor dem Spiegel. Liebevoll zog
     ihn sanft mit sich, in Richtung Küche.
    »Setzt dich, ich habe den Kaffee schon fertig.«
    Unwillkürlich musste er schmunzeln. In den letzten acht
     Jahren war sie so rasend schnell erwachsen geworden und hatte
     wie selbstverständlich viele Sachen und

Weitere Kostenlose Bücher