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Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Voss
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haben.“
    David spürte einen dumpfen Schmerz in seiner Brust. „Es tut mir Leid, dass ich nicht dabei war.“
    „Ja, mir auch.“ Justin stieß mit dem Fuß in den Sand.
    David biss die Zähne zusammen und versuchte, nicht daran zu denken, wie der Junge ihn angeschaut hatte, als er ihn an jenem Abend aufgegabelt hatte. Der Schmerz und die Anklage in seinen Augen würde er nie vergessen. Genauso wenig wie die Traurigkeit und die Gequältheit in Nans schönen Augen.
    Erst jetzt bemerkte er, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte. Er schloss die Augen und zwang sein laut hämmerndes Herz zur Ruhe.
    „Mann, mit dir ist aber auch etwas nicht in Ordnung. Du siehst ja genauso traurig wie Mom aus. Weißt du, ich glaube, sie denkt ständig an dich.“ Justin kickte erneut in den Sand und biss sich auf die Unterlippe. „Ich habe über einiges nachgedacht… ich hatte wahrscheinlich Unrecht, als ich sagte, du solltest dich von ihr fern halten.“
    David seufzte frustriert. Er hätte so viel gesunden Menschenverstand besitzen müssen wie dieses Kind. „Nein, du hattest Recht, Justin.“
    „Weil du Polizist bist?“
    „Ja.“
    „Warum musst du denn Polizist bleiben?“ forderte er ihn heraus.
    „Wir haben uns doch schon darüber unterhalten. Ich bin mit Leib und Seele Polizist. Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen. Ich weiß nicht, wie ich dir das sonst erklären soll.“
    „Aber Mom liebt dich!“ Justins Blick gab ihm deutlich zu verstehen, dass er keine ausweichende Antwort zulassen würde.
    David schloss erneut die Augen. Er hatte keine Antworten.
    Alles, was er hatte, waren Fragen.
    „Hey, du liebst Mom doch auch, nicht wahr?“
    Er hatte nicht die Kraft, diese Frage zu verneinen. Er hielt nur die Augen geschlossen, in der Hoffnung, dass der Junge das Fragen aufgeben würde, denn er wusste nicht, was er antworten sollte.
    „Das ist es, nicht wahr?“
    Das Kind war der Wahrheit viel zu nahe. „Du weißt überhaupt nichts, Justin“, versuchte David sich herauszureden.
    Justin sah ihn kritisch an. „Du bist ein Lügner. Ich habe gesehen, wie Mom gestern Abend geweint hat. Wenn du sie wirklich liebst, wie kannst du es dann zulassen, dass sie so traurig ist und dass sie ständig weint?“
    „Hör damit auf.“
    „Mein Dad hatte keine Wahl, er musste gehen. Aber du kannst dich entscheiden.“
    Justin spannte seine Muskeln an, als ob er zum Kampf bereit wäre.
    Ein tiefer Schmerz erfüllte Davids Herz. „Justin, lass es gut sein.“
    „Du weißt ja gar nicht, was Liebe ist.“
    Der Junge wusste offensichtlich nicht, wann es genug war. Wut stieg in David auf. „Wieso bildest du dir ein, ein Experte in Sachen Liebe zu sein? Weil du so viel Erfahrung hast?“ Er war bestürzt über die Bitterkeit, die in seiner Stimme mitklang. Warum ließ er jetzt seinen Sarkasmus an einem Kind aus?
    „Wenn du meine Mutter wirklich liebtest, würdest du alles tun, um sie glücklich zu machen.“ Mit diesen Worten drehte der Junge sich um und stampfte entrüstet auf sein Fahrrad zu.
    Was wusste ein Elfjähriger schon über die Liebe zwischen Mann und Frau? Für Justin schien alles so einfach zu sein, weil er nur Schwarz und Weiß sah. Für ihn gab es keine Grautöne. Für ihn gab es keine Gefühle, Motive oder Ziele, die miteinander in Konflikt treten konnten. Wahrscheinlich glaubte er sogar noch an ein Happy End.
    Aber David wusste es besser. Er hatte noch nie ein Happy End erlebt.
    Er beobachtete, wie Justin wütend davonfuhr, ging dann langsam ins Haus und warf noch einige Holzscheite ins Feuer. Er fühlte sich so einsam wie die Landschaft, die ihn umgab. Und er fror. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so schlecht gefühlt. Und wegen des kühlen Wetters konnte er noch nicht einmal im See schwimmen gehen, um seinen Stress abzubauen.
    Als er sich auf die Couch fallen ließ, spürte er einen Stich. Er griff nach seiner Hosentasche, zog gleichgültig den Brief heraus, der vorhin in seinem Briefkasten gelegen hatte, und warf ihn auf die Couch neben sich. Doch der cremefarbene Umschlag erregte seine Aufmerksamkeit. Er schaute genauer hin. Das war doch Nans Handschrift!
    Er hatte das Gefühl, vom Blitz getroffen zu sein. Verdammt, er vermisste sie so sehr. Würde der Schmerz denn niemals aufhören? Mit laut klopfendem Herzen griff er nach dem Umschlag und riss ihn mit zitternden Händen auf.
    Ein zartes Muschelaquarell zierte die obere Hälfte der Karte, doch er hatte nur Augen für Nans Handschrift, die

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