Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
Er hörte sich endgültig und entschieden an.
Mit Tränen in den Augen ging sie zu ihm hinüber. „Du denkst, dass du mich schützt. Aber ich will mit dir zusammen sein, und das ist mir jedes Risiko wert.“
„Ich würde dich nur verletzen. Es tut mir Leid, Nan.“
„Du kannst uns nicht einfach aufgeben. Ich werde das nicht zulassen.“
„Doch, das musst du. Denn ich lasse dir keine andere Wahl. Das ist wahrscheinlich die erste richtige Entscheidung, die ich in Bezug auf dich treffe.“
Sie spürte, wie schwer ihm die Worte fielen. Trotzdem klang in seiner Stimme tiefe Überzeugung und Kompromisslosigkeit mit. Ohne sie noch einmal anzuschauen, lief er die Treppe hinunter und auf den Jeep zu.
Ein unerträglicher Schmerz breitete sich in Nans Brust aus, und sie begann zu schluchzen. Blind vor Tränen drehte sie sich um und lief ins Haus. Als sie ihr Schlafzimmer erreicht hatte, schloss sie die Tür hinter sich, warf sich auf das Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Als sie mit der Hand die Tränen abwischte, nahm sie den Mandelduft seiner Haare wahr. David. David. Dieser wunderbare liebevolle Mann, der sie zur Ekstase trieb und ihre Seele mit Liebe füllte.
Sie hatte ihm ihr Herz geschenkt. Und ohne ihn war alles leer und sinnlos.
13. KAPITEL
Adrenalin strömte durch seine Adern, als Justin sah, wie der Fußballspieler vom gegnerischen Team auf den Ball zielte und ihn dann direkt auf das Tor schoss. Er sprang vor und köpfte den Ball in eine andere Richtung. Er wollte ihm hinterherlaufen, doch bevor er den Ball erreichte, hatte ihn bereits ein Gegenspieler vor den Füßen und kickte ihn wieder in Richtung Tor. Wie eine Rakete schoss der Ball kaum einen Meter über dem Boden auf das Tor zu.
Todesmutig warf sich Justin vor den Ball. Die Wucht des Aufpralls war enorm, aber war er noch weiter gerollt? Er hörte nur, wie die Menge jubelte. Aber für welches Team?
„Gut gemacht, Kramer!“
Justin erkannte die Stimme seines Trainers und lächelte siegessicher. Er hatte es geschafft!
„Gut gemacht, Justin!“ jubelte auch seine Mutter, während Melody und Brenda in Begeisterungsschreie ausbrachen.
Stolz erhob er sich und suchte mit dem Blick die Sitze nach David ab. Er war bestimmt vor Freude in die Luft gesprungen, als er Justins fantastischen Einsatz gesehen hatte.
Dann fiel es ihm wieder ein: David war ja gar nicht da.
Und das war nicht in Ordnung. Schließlich war es David, der ihm dieses Spiel beigebracht hatte. Und es war auch David, der ihn dazu gebracht hatte, in den Verein einzutreten. Ohne seine Ratschläge und Anleitungen wäre er niemals Stürmer geworden.
Wenn David ihn nicht anfeuerte, war es einfach nicht mehr dasselbe. Nichts war mehr dasselbe ohne David.
Justin hatte sich geirrt. David war ein guter Polizist und ein durch und durch guter Mensch. Wenn David nicht gewesen wäre, hätte er sich vielleicht von Ricky dazu überreden lassen, für dessen Bruder zu arbeiten. Ohne David wäre er vielleicht nicht stark genug gewesen, gegen Rick anzukommen.
Und Justin war nicht der Einzige, der David vermisste. Seine beiden Schwestern taten es auch. Und gestern Abend hatte er Mom weinen gesehen. Er wusste, dass sie in der letzten Zeit immer sehr traurig war, auch wenn sie sich Mühe gab, es vor ihnen zu verbergen.
David war ungebeten in ihr Leben hereingeschneit, hatte sich für alle unentbehrlich gemacht – und sie dann einfach hängen lassen.
Er hob trotzig das Kinn. Vielleicht sollte er diesem David einmal seine Meinung sagen.
Der Wind blies kühl vom See herüber, als David die Post aus seinem Briefkasten holte. Als er die Straße hinunterschaute, sah er eine schmale Gestalt auf einem Fahrrad näher kommen.
Sein Herz zog sich zusammen, und er seufzte tief, als er Justin erkannte. Er hatte wirklich keine Lust, Justin oder ein anderes Mitglied der Kramerfamilie zu sehen.
Es schmerzte zu sehr. Wie sollte er in Worte fassen, wie sehr er Nan und die Kinder vermisste? Seit er sich zurückgezogen hatte, hatte er sich noch nicht einmal getraut, an ihrem Haus vorbeizufahren.
Er schob seine Post in die Taschen seiner Jeans und ging langsam am Haus vorbei zum Seeufer hinunter, an dem die Wellen wütend gegen den Strand schlugen.
Justin ließ sein Fahrrad am Haus stehen und kam dann zu ihm hinunter.
„Ist dein Fußballspiel schon vorbei?“ fragte David.
„Ja. Wir haben gewonnen. Mann, du hättest sehen sollen, wie ich einen Ball abgefangen habe. Genauso, wie wir es trainiert
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