Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks
sich reden lassen, sondern war sofort auf sein Zimmer gegangen und hatte sich eingeschlossen.
David berichtete, dass Justin gesehen hatte, wie seine Mutter und er sich im Wagen geküsst hatten. Der Junge hatte David auf der Fahrt hierher schwere Vorwürfe gemacht. Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen können? Sie hatte verantwortungslos gehandelt, und ihr Sohn bezahlte jetzt den Preis.
Auch David war bedrückt und wirkte angespannt. „Das Ganze tut mir sehr Leid, Nan“, unterbrach er schließlich das Schweigen. „Ich hätte vernünftiger sein müssen.“
Sie seufzte und legte eine Hand auf seinen Arm. „Wir beide hätten vernünftiger sein müssen.“
Er schaute sie ernst an. „Wir können die, äh… Sache zwischen uns nicht länger ignorieren, Nan.“
„Nein.“ Er hatte Recht, sie mussten ihre Beziehung klären. Sie fuhr sanft mit dem Finger über seinen Mund.
„Bitte, nicht“, stieß er fast ärgerlich hervor.
Sie schloss kurz die Augen, denn seine Zurückweisung verletzte sie. Sie holte tief Luft und verschränkte die Hände in ihrem Schoß.
„Ich hätte mich dir nie nähern dürfen“, sagte er ausdruckslos.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „So sehe ich das nicht.“
„Du brauchst einen Mann, der dir Sicherheit bieten kann. Keinen Polizisten. Nicht mich.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will keine Sicherheit, ich will dich.“
„Wie willst du nach Corrys Tod damit klarkommen, dass ich vielleicht eines Tages auch nicht mehr vom Dienst zurückkomme?“
„Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr in mein altes Leben zurückgehen kann. Du hast meine Einsamkeit und Trauer vertrieben und mir Kraft und neue Lebensfreude geschenkt.“
„Und was ist mit deinen Kindern?“
Sie schwieg. Was hätte sie auch sagen sollen?
„Du brauchst vielleicht keine Sicherheit, aber deine Kinder brauchen sie. Und die kann ich ihnen nicht geben. Sie haben eine Mutter verdient, die nicht immer Angst haben muss, dass ihr Mann nicht mehr nach Hause kommt. Du brauchst einen Mann, der dir gibt, was du brauchst, bei dem du dich geborgen fühlst.“
„Bei dir fühle ich mich geborgen.“
Er schüttelte bedauernd den Kopf. Der Schmerz, der in seinen dunklen Augen stand, brach ihr fast das Herz. „Das bist du nur bei deiner Familie. Ich kann nicht Teil deiner Familie sein.“
Sie berührte leicht seinen Arm. Sie brauchte David. Als Teil ihrer Familie. Als Teil ihres Lebens. Als Teil ihrer Seele.
Sie liebte alles an ihm: Seine Stärke und Energie, seinen Humor, die Fürsorge, die er den Kindern gab, das Einfühlungsvermögen für ihren rebellischen Sohn, die sensible Art, wie er mit ihrer heranwachsenden Tochter Melody umging, und die liebevolle Geduld, die er der kleinen Brenda entgegenbrachte.
Sie liebte ihn. Und das nicht nur als Freund. Sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt.
Ja, sie konnte es sich endlich eingestehen. Sie liebte ihn. Aber wie würde sie mit dem Gedanken umgehen können, dass er vielleicht eines Tages nicht mehr zu ihr zurückkehren würde?
Wie hatte sie denn in der Ehe mit Corry mit dieser Furcht leben können?
Plötzlich wusste sie die Antwort. Sie hatte einfach nicht daran gedacht, sondern sich auf die Liebe konzentriert, die sie für ihren Mann empfunden hatte.
Und das könnte sie noch einmal tun.
„Ich liebe dich, David.“
Er schloss die Augen, als ob er nicht wollte, dass ihre Worte in sein Herz drangen.
„Bitte, sage das nicht.“
Ein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht.
Tränen brannten in ihren Augen, und ihr Herz quoll vor Liebe zu diesem Mann über. „Natürlich will ich, dass meine Kinder ein Gefühl der Sicherheit haben und keine Angst haben müssen, noch einmal jemanden zu verlieren, den sie lieben.
Aber deswegen liebe ich dich trotzdem, das kann ich nicht ändern.“
„Ich kann dir aber nicht geben, was du brauchst.“
„Du hast alles, was ich brauche. Was wir alle brauchen.“
Er schüttelte den Kopf.
„Wie viel Schmerz Corrys Tod auch in unser Leben gebracht hat – ich würde nie auch nur eine Minute unserer gemeinsamen Zeit hergeben wollen. Wenn wir richtig leben wollen, sollten wir jede Minute bewusst auskosten. Und das kann ich nicht ohne dich. Nicht mehr.“
Er erhob sich, ging langsam zu den Treppen hinüber und starrte hinaus auf die Straße. „Du würdest jeden Tag in Angst leben. Nach all dem, was du und die Kinder bereits durchstehen musstet, kann ich euch das nicht antun. Und das werde ich auch nicht.“
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