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Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Voss
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er gehabt? Hätte er ihnen vielleicht sagen sollen, dass seine Mutter ihn nach neun Uhr abends nicht mehr aus dem Haus ließ?
    Er streichelte Sheba, die zu ihm aufs Bett gesprungen war, und seufzte schuldbewusst. Dass er Mom so viel Ärger machte, war eine weitere Sache, die Dad niemals gutheißen würde. Aber woher hätte er denn wissen sollen, dass David sie ausgerechnet in diesem Moment entdecken musste, als er ins Fenster steigen wollte? Es war Davids Schuld, dass Mom von der Sache erfahren hatte.
    Es war alles Davids Schuld. Warum hatte er nicht verhindert, dass Dad erschossen worden war? Er war verantwortlich für Dads Tod, und David wusste es. Deshalb war der Feigling auch so lange nicht mehr vorbeigekommen.
    Wenn David noch mehr Ärger machte, würde er ihn einfach anrufen und ihm einmal seine Meinung sagen. Jawohl!
    Am nächsten Tag nach der Schule wartete Nan in Harper's Drugstore. Ihr Kleid klebte am Körper. Der kleine Deckenventilator konnte die Hitze in dem überfüllten Laden nicht vertreiben. Der Geruch von altem Holz vermischte sich mit dem von medizinischen Pulvern und Tinkturen und reizte sie zum Niesen.
    Justin lief geradewegs zur Ladentheke, hinter der Mr. Harper stand. Der alte Mann hatte spärliches schlohweißes Haar, auf seiner Hakennase saß eine altmodische Brille.
    „Was kann ich für dich tun, Justin?“
    „Äh… meine Mom meint, ich müsste mich bei Ihnen entschuldigen.“
    Justin sprach so leise, dass man seine Worte kaum verstehen konnte. Nachdem Nan die erste Lösung verworfen hatte, ihren Sohn bis zur Volljährigkeit im Haus einzusperren, war sie auf den Gedanken gekommen, an sein Moralempfinden zu appellieren. Sie hatte von ihm gefordert, sich bei Mr. Harper zu entschuldigen und für ihn zu arbeiten, bis er das zerbrochene Fensterglas bezahlt hatte.
    „Du willst dich entschuldigen?“ zerschnitt die krächzende Stimme des alten Mannes die schwüle Luft.
    Justin räusperte sich. „Es tut mir Leid, dass ich gestern Nacht Ihr Fenster zerschlagen habe. Meine Mom meint, ich müsste für Sie arbeiten, bis ich den Schaden wieder gutgemacht habe.“
    Das Lächeln des alten Mannes verschwand, und sein Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. „Du bist also der Tunichtgut, der meine Fensterscheiben eingeschlagen hat?“
    Nans Atem stockte für einen Moment. Waren noch weitere Glasscheiben zu Bruch gegangen?
    Justin stellte sich aufrecht hin und sah den alten Mann mit erhobenem Kopf an.
    „Warten Sie mal. Ich habe in der Nacht nur ein einziges Fenster zerschlagen, und zwar das im ersten Stock am Giebel.“
    Mr. Harpers runzeliges Gesicht lief rot an. „Wirst du auch noch unverschämt? Du weißt sehr gut, dass es bereits das dritte Fenster ist, das ich in diesem Sommer ersetzen musste.“
    „Das kann ja sein, aber ich habe die anderen nicht zerbrochen.“
    Nan schluckte. Oh je, die Sache lief gar nicht gut. Falls Justin tatsächlich alle drei Fenster zerbrochen hatte, würde sie natürlich für den Schaden aufkommen, aber was war, wenn ihr Junge die Wahrheit sagte? Wenn man ihn jetzt auch noch zu Unrecht beschuldigte, würde alles nur noch schlimmer werden.
    Mr. Harper schüttelte den Kopf. „Du solltest dich schämen. Fensterscheiben kosten viel Geld.“
    „Ich sage die Wahrheit. Aber warum sollte man auch einem Kind glauben?“
    Entrüstung klang in Justins Stimme mit.
    Nan spürte, dass sie sich jetzt einmischen musste, bevor die Dinge außer Kontrolle gerieten. Sie trat vor. „Hast du die beiden anderen Fenster auch zerbrochen?“
    Ihr Sohn sah sie entrüstet an. „Nein, nur das von gestern Nacht.“
    Sie schaute in seine grauen Augen und versuchte herauszufinden, ob er die Wahrheit sagte oder nicht. Sie konnte nicht sicher sein. Jedoch wünschte sie sich nichts sehnlicher, als ihm glauben zu können.
    Mr. Harper sah sie scharf an. „Vielleicht ist er nur dieses eine Mal erwischt worden, aber man hat mir drei Fenster eingeschlagen. Diese Scheiben kosten fünfzig Dollar das Stück. Sie schulden mir also 150 Dollar.“
    Nan sah den alten Mann fassungslos an. Wie sollte sie so schnell 150 Dollar auftreiben? „Mein Sohn wird das Fenster bezahlen, das er zerbrochen hat, aber sie können ihn nicht für die anderen zur Verantwortung ziehen, wenn er sagt, dass er es nicht gewesen ist.“
    „Ich habe jedes Mal Anzeige erstattet. Wir können ja sehen, was die Polizei dazu sagt.“
    „Seien Sie doch vernünftig, Mr. Harper.“
    „Vernünftig? Das ist das Problem mit den Kindern

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