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Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks

Titel: Traenen des Kummers, Traenen des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Voss
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verwunderlich, dass sie Augenringe hatte? Drei lebhafte Kinder allein zu erziehen, zu arbeiten und den Haushalt zu führen musste sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit führen. Er überlegte, welches unverfängliche Thema er anschneiden könnte. „Susan Gardner sagte mir, dass du Kurse an der Universität belegst.“
    „Ja, ich gehe zwei Abende in der Woche dorthin, Geschichte und Philosophie.
    Vielleicht habe ich meinen Abschluss, wenn ich fünfzig bin.“
    Sie hatte ihren Sinn für Humor also noch nicht ganz verloren. Er erinnerte sich, dass sie ihn immer aufgezogen hatte, weil er sich nie öfters als zwei oder dreimal mit ihren Freundinnen getroffen hatte, mit denen sie ihn bekannt gemacht hatte. Mangelndes Durchhaltevermögen hatte sie ihm lachend vorgeworfen. Doch Durchhaltevermögen hatte damit nichts zu tun. Er hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nicht heiraten wollte. Indem er mit einer Frau nur wenige Male ausging, vermied er Komplikationen und Erwartungen, die er nicht erfüllen konnte.
    „Hey, was ist los, David?“ riss sie ihn aus seinen Gedanken. „Du siehst aus, als ob du ein größeres Problem wälzen würdest.“
    „Oh, entschuldige. Mir geht im Moment eben nur so viel durch den Kopf.“ Und das war noch untertrieben. Was war es, worüber sie gerade gesprochen hatten?
    Oh, ja, über die Kurse, die sie an der Universität belegte. „Machst du überhaupt noch etwas, das dir richtig Spaß macht?“
    Sie sah ihn verständnislos an. „Meine Kurse machen mir Spaß. Und am Wochenende gehen die Kinder und ich oft Schwimmen. Wir fahren Rad, spielen Federball und machen oft Picknick draußen im Grünen.“
    „Du siehst so blass aus. Früher warst du im Sommer immer braun gebrannt.“
    Hörte sich das etwa an, als ob er sie kritisieren würde?
    „Na ja, ich komme einfach nicht mehr so oft ins Freie! Ich habe sehr viel zu tun.
    Aber die Kinder und ich haben am Wochenende wirklich immer viel Spaß zusammen.“
    Die Kinder, Justin. Deswegen waren sie hier. „Was ist mit Justin passiert?“
    Ihr Lächeln verschwand, und sie wirkte auf einmal, als ob sie eine Zentnerlast auf ihren Schultern tragen würde. „Er spielt den coolen Jungen. Er weigert sich sogar zuzugeben, dass er etwas Unrechtes getan hat. Wir sind zusammen zu Mr.
    Harper gegangen, damit er sich bei dem Alten entschuldigen kann. Aber Mr.
    Harper hat sich unmöglich benommen. Offensichtlich ist es das dritte Fenster, das in diesem Sommer eingeschlagen worden ist.“
    David seufzte. „Hat Justin mit den anderen zwei Fenstern auch was zu tun?“ Die Kellnerin kam mit dem Eistee an ihren Tisch, und Nan und David warteten, bis sie sich wieder entfernt hatte.
    Er nahm die Zitronenscheibe vom Rand seines Glases und legte sie auf seine Serviette, während Nan ihre Scheibe geschickt auspresste, bevor sie sie ablegte.
    „Justin besteht darauf, dass er mit den anderen beiden Fenstern nichts zu tun hat. Aber ich habe gespürt, dass er lügt. Vielleicht hat er sie nicht selbst eingeschlagen, aber er hat davon gewusst.“ ^an sah ihn fragend an. „Justin meint, dass die Polizei viel zu beschäftigt sei, um sich um Einbrüche von Kindern zu kümmern.“ Sie legte eine Pause ein, als ob sie Widerspruch von ihm erwartete.
    Er wünschte, er könnte es mit gutem Gewissen tun. „Viele Kinder begehen kleinere Straftaten, bevor sie so kriminell werden, dass man ihre Straftaten verfolgen muss.“ Aber dann war es oft zu spät, um die Kinder wieder auf den richtigen Weg zurückzubringen. Wo war die Grenze zwischen dem Streich eines dummen Jungen und Kleinkriminalität? Sei's drum: David musste unbedingt aufpassen, dass Nans Junge nicht den falschen Weg einschlug. Ihre Kinder waren ihr Leben. Er musste sich um Justin kümmern, bevor der in noch größere Schwierigkeiten kam. Das war er Corry schuldig.
    „Justins Zynismus erschreckt mich.“ Er sah Angst in ihren Augen. Angst und Sorge und Erschöpfung.
    „Es ist wichtig, dass er die Verantwortung für seine Taten voll übernimmt. Kennst du seine Freunde?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Er lädt nie jemanden zu uns ein. Wenn ich ihm sage, dass er doch Freunde zu einem Familienausflug mitnehmen soll, wird er geradezu wütend. Entweder er hat keine Freunde, oder er denkt, ich würde sie nicht gutheißen.“
    David kannte diese Geschichten nur zu gut. Aber wie viele Kinder hatten so eine fürsorgliche Mutter wie Nan? Er hatte gesehen, mit wie viel Hingabe sie ihre Kinder aufzog. Sie führte, lehrte und

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