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Tränen des Mondes

Tränen des Mondes

Titel: Tränen des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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andere Möglichkeit. Und wenn wir recht haben, bist du nicht Maria, sondern Maya. So hieß Niahs Tochter. Maya.«
    »Und Niah?« Die spärlichen Worte verrieten wenig, doch der Ausdruck in Marias Augen sagte alles.
    »Sie ist tot, Maria. Du mußt noch sehr klein gewesen sein, als sie gestorben ist. Es tut mir so leid für dich.«
    »Was habt ihr Frauen denn alles zu beschwatzen?« rief es von der Veranda. Beide schauten auf und sahen Gilbert am Geländer stehen, mit dem
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schirmte er seine Augen vor der Sonne ab. »Ihr quasselt da unten ja, als ob ihr noch nie jemanden zum Reden gehabt hättet.«
    Olivia lächelte und rief zurück: »In gewissem Sinn hast du sogar recht, Gilbert. Warte, bis du von unseren Entdeckungen hörst.«
     
    Kurz nach dem Geburtstagsfest fuhren Maria und Olivia mit dem Zug nach Albany. Sie hatten beide Marias Adoptiveltern geschrieben und ihr Kommen angekündigt. Olivia hatte telefonisch ein Hotel für sie gebucht, weil allein schon die Reise ab Perth den größten Teil des Tages in Anspruch nahm. Ein Taxi brachte sie zu dem bescheidenen Häuschen, in dem die Barstows wohnten, sie kamen gerade rechtzeitig zum Nachmittagstee.
    Mr. Barstow, ein Lehrer, hatte den Unterricht heute früher beendet, damit er bei ihrer Ankunft zu Hause sein könnte, er öffnete ihnen die Tür. Er war ein streng aussehender Mann mit pedantisch gestutztem silbergrauem Schnurrbart und schütteren Haaren, sein Hemdkragen war steif bis oben hin zugeknöpft. Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann begrüßte er Maria mit einem förmlichen Nicken. »Guten Tag, Maria«, sagte er frostig. »Und guten Tag, Mrs. Shaw. Bitte kommen Sie herein. Meine Frau ist im Wohnzimmer.«
    »Schön, dich wiederzusehen, Papa.« Maria hob das kleine Mädchen in die Höhe, doch ihr Vater sagte kein Wort. Ausgiebig ließ er den Blick über die hübsche Kleine wandern, die ihm die Händchen entgegenstreckte, ihm aber keine Reaktion entlocken konnte.
    Am Ende der Diele führte eine Flügeltür in ein Wohnzimmer, das mit Möbeln vollgestopft war. Wenig paßte zueinander, doch der Raum sah wohnlich und behaglich aus. Auf einem alten Servierwagen mit einer gehäkelten Spitzendecke standen eine Platte mit belegten Broten, eine Biskuitroulade, ein Schälchen mit Keksen und ein leicht angelaufenes versilbertes Teeservice.
    Maria versuchte, das Eis zu brechen, als sie hereinkamen. »Hallo, Mama. Hier ist deine Enkelin. Und das ist Mrs. Shaw.«
    Die Kleine entdeckte den Kuchen und sprang darauf zu, so daß Maria aus dem Gleichgewicht kam. Spontan streckte Mrs. Barstow dem Kind die Hände entgegen und hielt plötzlich ihre Enkelin im Arm, ein wenig linkisch und verlegen. Die Kleine sah sie einen Moment lang an, lächelte dann breit und gab ihr einen Schmatz auf die Wange. Das löste viel Gelächter aus, wenn es auch etwas gezwungen klang, doch die Atmosphäre entspannte sich leicht.
    Olivia musterte Mrs. Barstow, als sie den Tee eingoß. Sie war eine knochige Frau, die ihre braunen, schon von grauen Strähnen durchzogenen Haare in einer strengen Kurzhaarfrisur trug. Sie hatte ein grünes Kleid mit einem Häkelkragen angezogen, das offensichtlich zum Sonntagsstaat gehörte.
    Olivia trank einen Schluck Tee und begann auszuführen, welchem familiären Hintergrund Maria ihrer Meinung nach angehörte. Die Barstows hörten schweigend zu.
    »Ich muß es einfach wissen, Mama, Papa«, sagte Maria, als Olivia alle Fakten ausgebreitet hatte, die sie zu diesem Zeitpunkt für notwendig hielt.
    »Warum, Mädchen?« fuhr ihr Vater sie an. »Du bist nicht eine von denen, von den Schwarzen. Du gehörst zu uns. Dem Kind würde es später nur schaden, glaub mir. Es hat keinen Wert, die Vergangenheit wieder auszugraben. Schlimm genug, daß du dich mit diesem jungen Burschen eingelassen hast. Daß du uns so enttäuscht hast, kann ich dir nicht verzeihen. Das war ein furchtbarer Schlag. Nach allem, was wir für dich getan haben.«
    »Bitte, Mr. Barstow«, schaltete sich Olivia ein. »Es ist alles für Maria schon schmerzhaft genug, auch wenn Sie nicht so hart zu ihr sind. Sie hat es nicht leicht gehabt, wissen Sie.«
    »Wir auch nicht«, entfuhr es Mrs. Barstow, aus der heftige Gefühle hervorbrachen. »Diese Schande! Das Getuschel überall. Es war schwer, noch den Kopf hochzuhalten, das können Sie mir glauben!« Sie strich sich die Haare glatt und rückte die Brosche an ihrem Kragen zurecht.
    »Es tut mir leid, Mama, daß ich dir so weh getan habe. Aber als

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